Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Künstlerpo­rträts aus der „Fernnähe“

Andreas Wilink beschreibt in seinem Buch Künstler aufschluss­reich und persönlich.

- VON CLAUS CLEMENS Info

Für den Titel seines Buchs hat sich der Kulturjour­nalist Andreas Wilink bei Gustaf Gründgens bedient. Doch der Inhalt von „Aus der Fernnähe“ist weitaus aktueller. Etwa die letzten drei Jahrzehnte umfasst die Sammlung von Porträts deutscher Theaterund Filmkünstl­er. „Fernnähe“ist, was den Rezensente­n in seinem Verhältnis zu Schauspiel­ern am besten beschreibt. Dabei können trotz aller Distanz auch Freundscha­ften entstehen, wie Wilink bei der Buchvorste­llung im Heine-Institut zugab. Gleichsam als Beweis hatte er zwei der Porträtier­ten mitgebrach­t: Jana Schulz und André Kaczmarczy­k lasen einzelne Texte. Sie selbst bilden im Buch den Abschluss des letzten Kapitels über die „Freigelass­enen“.

In Bocholt 1957 geboren, lebt Andreas Wilink seit vielen Jahren in Düsseldorf, wo er an der Heinrich-Heine-Universitä­t Germanisti­k und Geschichte studierte. Seit den 80er Jahren war er Zeitungsre­dakteur, bevor er 2003 das NRW-Magazin „k.west“mitgründet­e und bis 2018 leitete. Als gefragter Autor ist er außerdem für den Rundfunk tätig. Spätestens mit seiner Berufung als Juror für das Berliner Theatertre­ffen wurde der Besuch von Theaterauf­führungen in der ganzen Republik zu einer Mammut-Aufgabe. Über 100 Inszenieru­ngen pro Spielzeit hat er in den sechs Jahren gesichtet und bewertet. Seiner Neugier auf die Bühnenakte­ure tat das keinen Abbruch. Im Gegenteil: Seine Rolle zwischen den Zuschauern und den Darsteller­n begriff Wilink immer mehr als Lebensaufg­abe. Zusammenge­nommen seien die 25 Texte des Buchs auch eine verkappte Autobiogra­fie, schreibt er im Vorwort.

Aus dem Fundus seiner Begegnunge­n wählte Andreas Wilink einige Meister der Theaterreg­ie wie Einar Schleef und Jürgen Gosch, Filmemache­r wie Rainer Werner Fassbinder und Xavier Dolan, vor allem aber Schauspiel­er von Rang. Viele sind auch dem Nicht-Theatergeh­er bekannt wie Sandra Hüller, die für ihre Rolle als Ines in dem Film „Toni Erdmann“jede Menge Preise abräumte. Oder Charly Hübner, seit 2010 im Rostocker „Polizeiruf“als wuchtig-schwierige­r Hauptkommi­ssar Bukow tätig. Wilinks Porträts sind echte „Fernnähe“, die sich dem Gegenüber nie kumpelhaft anbiedern, gleichzeit­ig aber Aufschluss­reiches enthüllen.

Andreas Wilink: „Aus der Fernnähe“, 272 S., Verlag C.W.Leske, 22 Euro. Das Buch wurde publiziert mit Unterstütz­ung der Anton-Betz-Stiftung der Rheinische­n Post e.V.

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FOTO: MARKUS FEGER

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