Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Das Deutsche Eck zwischen Helau und Alltag
Die Buslinie 830 nach Meerbusch ist am Altweibermorgen zum Bersten voll mit Clowns, Hexen, Feen und Vampiren. Neue Fahrgäste wissen gar nicht, wo sie sich hinstellen sollen. Dann, am Deutschen Eck angekommen: Nichts! Eine einsame Luftschlange hängt im Schaufenster eines Kiosks. Während zeitgleich am Osterather Rathaus der Rathaussturm in vollem Gange ist, wirkt das Deutsche Eck so gut wie ausgesstorben.
An der einen Straßenecke stehen Meerbuscher, die die Köpfe zusammenstecken und sich angeregt unterhalten, an der Supermarktkasse Mütter, die mit ihren Kindern anstehen, um ihren Wocheneinkauf zu bezahlen. Hier und da mal ein einsamer Pirat oder ein einsames Funkemariechen – aber auch die springen schnell in den Bus und sind weg. Im Café lassen Senioren den Tag ruhig beginnen. Einer von ihnen ist der 73-jährige Jürgen Fritz. Der gebürtig aus dem Ruhrgebiet stammende Renter hat jahrelang Karneval gefeiert. Heute geht er, „der Gesundheit wegen“, nur noch mit seinen Enkeln zum Nierster Karnevalsumzug.
Ähnlich sehen das auch die beiden Meerbuscherinnen Lisa Kowal (29) und Marie Beckmann (28). Auf die Frage, warum sie keinen Karnevall feiern, antworteten sie: „Es ist zu viel Trubel.“Zu viele – vor allem jüngere – Leute kämen zusammen, die ihre Grenzen, vor allem in Sachen Alkohol, nicht kennen würden. „Es eskaliert zu leicht“, so das Fazit der jungen Frauen. „Karneval in Maßen“mache ihnen noch immer Freude, aber nicht so, wie es heute von vielen jungen Leuten praktiziert werde.
Schließlich lässt sich doch noch ein wenig Karnevalsstimmung am „Deutschen Eck finden: Die Katholiche Kindertagesstätte Karl Borromäus aus Büderich veranstaltet einen Altweiberumzug. Mit viel Musik, Gesang, Helau-Rufen und schillernden Kostümen marschiert die gesamte Mannschaft von ihrer Kita an der Dorfstraße bis zur Düsseldorfer Straße, wo jede Menge Kamellen an die jüngsten Teilnehmer der Veranstaltung verteilt werden.
Eine Mutter erzählt: „Die Adam-Riese-Gemeinschaftsgrundschule hat heute morgen auch einen eigenen Umzug mit selbst gemachten Musikinstrumenten veranstaltet und dabei jede Menge Krach gemacht.“