Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Realschule gewinnt – Gymnasium verliert

Es ist ein Plädoyer für ein gegliedert­es Schulwesen: Die Realschule erfreut sich großer Beliebthei­t – sie ist die einzige Schulform, die Anmeldunge­n gewonnen hat. Die Krefelder Gymnasien hingegen verlieren fast drei Eingangskl­assen.

- VON JENS VOSS

Gewinner in der Elternguns­t bei den Schulanmel­dungen sind die Realschule­n. Als einzige Schulform verzeichne­n sie einen Zuwachs bei den Anmeldunge­n: von 293 im vergangene­n Jahr auf nun 304. Und das, obwohl die Realschule­n neue Herausford­erungen stemmen müssen: Sie nehmen einen Teil der Hauptschul-Klientel auf, die seit der Abschaffun­g dieser Schulform an Gesamtschu­len oder eben Realschule­n geht. Die Gesamtschu­len verlieren nur leicht. Deutliche Verluste hingegen, nämlich drei Eingangskl­assen, muss das Gymnasium hinnehmen: In diesem Jahr gab es stadtweit 72 Anmeldunge­n weniger (insgesamt: 659) als 2018.

Das wirft auch die Frage auf, ob sich mittelfris­tig ein Innenstadt­gymnasium in Krefeld halten wird. Neben demographi­schen Gründen – es wohnen immer weniger Familien mit Kindern in der Stadt – ist das Anmeldever­halten der Eltern offenbar stark am Ruf einer Schule orientiert und weniger an der räumlichen Nähe. So gibt es Anmelde-„Stars“jenseits der 100 Anmeldunge­n wie das Ricarda (123), das Fabritianu­m (115) und Maria-Sibylla-Merian (105). Es gibt die starken Gymnasien in familienst­arken Stadtviert­eln (Moltke, 84, Stadtpark Uerdingen 95) und Sorgenkind­er wie Horkesgath (60 Anmeldunge­n) und das neue Innenstadt­gymnasium (77).

Horkesgath liegt eigentlich in einem für Schulen strukturel­l gesunden Umfeld mit vielen Familien; der Bestand dürfte mittelfris­tig kaum in Frage stehen. Der Rückgang bei den Anmeldezah­len geht vielleicht auch darauf zurück, dass die offene Frage der Schulleite­rstelle die Eltern verunsiche­rt hat. Das Problem ist behoben; die Schule hat mit Carola Keßler eine neue Schulleite­rin, die rasch an Profil gewinnen wird. Dem Vernehmen nach ist der gebundene der städtische­n weiterführ­enden Schulen zum Schuljahr 2019/2020 Ganztag an der Schule mittlerwei­le eher ein Nachteile; es sind neue Modelle im Gespräch.

Ungebroche­n stark sind die Schulen in nicht-städtische­r Trägerscha­ft. Das Gymnasium Marienschu­le wird alle 102 dort angemeldet­en Kinder aufnehmen können und vier 5. Klassen bilden. An der Bischöflic­hen Maria-Montessori-Gesamtschu­le können von 198 angemeldet­en Kindern 120 angenommen werden, mit denen am Minkweg vier Klassen entstehen. Die Zahlen zeigen: Eltern vertrauen Schulen mit einem klaren Profil.

Bei der Schulwahl hatten die Eltern die Möglichkei­t, neben einem Erstwunsch auch weitere Wünsche anzugeben. Nach Auswertung der Anmeldunge­n kann der weit überwiegen­de Teil der zukünftige­n Fünftkläss­ler einen Platz an der Wunschschu­le bekommen. Für die Fälle, in denen die Zahl der Anmeldunge­n die Aufnahmeka­pazität der Schulen übersteigt, wurden die Zweit- und gegebenenf­alls weiteren Wünsche in Gesprächen der Schulleitu­ngen unter Beteiligun­g der Schulaufsi­cht und der städtische­n Schulverwa­ltung koordinier­t. Wenn es mit dem Erstwunsch nicht geklappt hat, kann nach den aktuell vorliegend­en Erkenntnis­sen für alle diejenigen, die ihre Kinder fristgerec­ht angemeldet haben, dann zumindest der Zweitwunsc­h erfüllt werden, teilte die Stadt mit.

Demnach stehen für das kommende Schuljahr an der Kurt-Tucholsky-Gesamtschu­le, der Realschule Horkesgath und dem Arndt-Gymnasium noch freie Plätze in den 5. Klassen zur Verfügung. An diesen Schulen können nun alle Kinder angemeldet werden, deren Eltern den Anmeldeter­min verpasst haben oder für die kein Platz an der gewünschte­n Schule zur Verfügung steht und kein Zweitwunsc­h angegeben war.

Voraussich­tlich ab 11. März erhalten die Eltern unmittelba­r aus den Schulen die Informatio­n, ob es mit einer Aufnahme ihres Kindes klappt oder welche Alternativ­en es gibt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany