Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Polizei erschießt 46-Jährigen vor den Augen seiner Familie

Der Mann war nach einem Familienst­reit mit einem Messer auf die Beamten losgegange­n. Die Staatsanwa­ltschaft Wuppertal geht von Notwehr aus.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Michael Jansens Sorge gilt besonders den Pferden, die am Duisburger Rosenmonta­gszug teilnehmen. „Es gibt immer wieder Idioten, die die Tiere absichtlic­h mit Bonbons bewerfen und versuchen, sie zu erschrecke­n“, sagt der Präsident des Hauptaussc­husses Duisburger Karneval. „Solche Leute sollen zu Hause bleiben. Die wollen wir nicht haben“, sagt er.

Landesweit klagen Karnevalis­ten über Chaoten und Betrunkene, die entlang der Zugstrecke­n Gegenständ­e auf die Narren und ihre Wagen werfen. Hans-Peter Suchand ist selbst schon einmal getroffen worden. „Das kommt leider immer wieder vor“, sagt der Sprecher des Comitees Düsseldorf­er Carneval (CC). „So ein Verhalten ist schon sehr enttäusche­nd“, sagt er. In Moers ist während des Nelkensams­tagszuges vor ein paar Jahren sogar die Karnevalsp­rinzessin von einer Bierflasch­e getroffen und schwer verletzt worden. Ein Flaschenve­rbot soll in Moers nicht nur Scherben verhindern, sondern auch das Werfen von Flaschen.

„Seit es das Verbot gibt, wird jedenfalls nicht mehr mit kleinen Schnapsfla­schen nach uns geworfen“, sagt Hans Kitzhofer, Präsident des Kulturauss­chusses Grafschaft­er Karneval (KGK). In Moers, sagt ein weiterer Karnevalis­t, der auf einem Wagen mitfährt, müsse man vor allem ab Bahnhofshö­he aufpassen, nicht von einem Gegenstand SOLINGEN (or) In einem Mehrfamili­enhaus am Rande der Solinger Innenstadt hat sich am späten Donnerstag­abend eine Tragödie abgespielt. Wie Polizei und Staatsanwa­lt am Freitag in einer gemeinsame­n Erklärung mitteilten, wurde ein 46-jähriger Familienva­ter in seiner eigenen Wohnung von einem Polizisten erschossen, nachdem der getroffen zu werden. Auch deshalb ist dort mittlerwei­le eine

Hundertsch­aft der

Polizei postiert. „Die Beamten achten natürlich in erster Linie auf Krawallmac­her, aber auch darauf, dass nichts auf uns geworfen wird“, sagt Kitzhofer.

Monika Franke* fährt seit Jahren auf einem Gesellscha­ftswagen einer Quettinger Gruppe in Opladen mit. Sie werde von Besuchern mit Bonbons beworfen, beleidigt und sogar bedroht. „Besonders Nicht-Markenprod­ukte werden schnell zurückgewo­rfen“, sagt sie. „Es kommt sogar vor, dass Erwachsene ihre kleinen Kinder in unsere Wagen heben, damit Prognose Im Rheinland sind Sturmböen von 70 bis 80 Stundenkil­ometern im Durchschni­tt möglich, in Böen sogar bis 90, sagt Jana Beck, Meteorolog­in vom DWD. Das sind laut Beck Windgeschw­indigkeite­n, die eine Absage von Karnevalsz­ügen Mann zuvor mit einem Messer auf den Beamten sowie einen Kollegen losgegange­n war.

Zwar wurde der 46-Jährige nach dem Schuss umgehend in ein Krankenhau­s gebracht. Aber dort konnten ihm die Ärzte nicht mehr helfen. Noch in der Nacht auf Freitag erlag der Mann seinen schweren Verletzung­en. diese die Süßigkeite­n selbst rausholen können. Es ist unfassbar, wie respektlos die sind“, sagt Franke. Besonders gefährlich werde es in dem Viertel, in dem ein berüchtigt­er Familiencl­an lebt und ganze Straßenzüg­e kontrollie­rt. „Die werfen alles zurück, was sie nicht gebrauchen können. Zudem bedrohen sie uns massiv und schüchtern uns ein, wenn sie nicht bekommen, was sie fordern“, sagt sie. Die Beleidigun­gen gingen tief unter die Gürtellini­e, auch Schläge hätten Mitglieder dieses Clans ihr angedroht. „Es wird leider immer schlimmer statt besser“, sagt sie. rechtferti­gen. Unklar ist allerdings, wo der Schwerpunk­t des Sturms liegen wird.

Züge Die Veranstalt­er werden voraussich­tlich erst am Montagmorg­en entscheide­n, ob die Züge stattfinde­n. „Frühestens werden wir das am Sonntagabe­nd entscheide­n“, sagt Hans-Jürgen Tüllmann, Geschäftsf­ührer des Carnevals Comitees (CC) in Düsseldorf. Wahrschein­licher sei aber, dass der Koordinier­ungskreis wie vor drei Jahren am Montagmorg­en zusammentr­itt. „Wir warten jetzt mal ab, wie sich das entwickelt“, sagt Tanja Holthaus, Sprecherin des Festkomite­es Kölner Karneval.

Dabei hatte der Einsatz, der schließlic­h in dem Drama endete, eher unspektaku­lär begonnen. Laut Angaben der zuständige­n Staatsanwa­ltschaft Wuppertal waren die beiden Beamten am Donnerstag gegen 20.40 Uhr zu einem Familienst­reit gerufen worden. „Der 46-Jährige war mit seiner Ehefrau aneinander­geraten“, sagte ein Sprecher der

Ulrich Ziegler, Karnevalis­t und Teilnehmer eines Zuges im Bergischen Land, hat seinen Unmut über das Verhalten einiger Zugbesuche­r nun auf Facebook kundgetan. Es sei traurig, wenn undankbare Menschen am Zugweg stehen und sich beschwerte­n, dass „nur Müll“geworfen werde. „Den

Dreck kannst du behalten, wirf mal lieber Chips“, habe mal einer zu ihm gesagt und ihn auch noch beworfen.

Diesen Leuten sagt er:

„Wir bezahlen das Wurfmateri­al aus eigener Tasche.

Seid doch einfach mal dankbar, dass es immer noch Menschen gibt, die bereit sind, ihr hart verdientes

Geld für euch auf die Straße zu werfen.“

Die Polizei warnt Chaoten davor, die Karnevalis­ten zu bewerfen. „Das ist Körperverl­etzung. Wir achten darauf. Wer von einem Gegenstand am Kopf getroffen wird, schwere Verletzung­en erleikann den“, sagt Rettinghau­s, LanErich desvorsitz­ender der Deutschen Polizeigew­erkschaft.

möglichst wenig zurückDami­t geworfen wird, setzt man in Moers auf hochwertig­e Süßigkeite­n. „Wir Staatsanwa­ltschaft. Doch als die Polizisten wenige Minuten nach der Alarmierun­g in der Wohnung des Paares eintrafen, griff der Mann die Beamten offensicht­lich unvermitte­lt mit einem Messer an

„Daraufhin haben die Einsatzkrä­fte zunächst versucht, sich in Sicherheit zu bringen“, hieß es bei der Staatsanwa­ltschaft. Allerdings wurden haben gemerkt, dass die nicht zurückgewo­rfen werden“, sagt Kitzhofer. Allerdings würden hochwertig­e Produkte ein anderes Problem hervorrufe­n. „Es kommt zu Gerangel. Das ist zum Teil ganz schön heftig“, sagt er. Selbst auf Kinder werde dabei kaum Rücksicht genommen. „Die Erwachsene­n sind manchmal echt schlimm. Und das nur wegen ein paar Süßigkeite­n“, sagt er.

*Name von der Redaktion geändert. Die Karnevalis­tin will ihren Namen nicht öffentlich machen, weil sie eine Reaktion des Clans befürchtet. die Polizisten von dem Mann immer weiter bedrängt, so dass einer der Beamten am Ende keinen anderen Ausweg mehr sah, als vor den Augen der Ehefrau sowie eines Kindes auf den 46-Jährigen zu schießen.

Sowohl der 24 Jahre alte Polizeibea­mte als auch die Familie wurden noch am Donnerstag­abend psychologi­sch betreut. Derweil übernahm, wie bei solchen Vorkommnis­sen aus Gründen der Neutralitä­t üblich, eine andere Polizeidie­nststelle, in diesem Fall Hagen, die Ermittlung­en. Diese werden vermutlich noch einige Tage andauern. „Die bisherigen Erkenntnis­se deuten aber auf Notwehr“, sagte der Sprecher der Staatsanwa­ltschaft.

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