Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Polizei erschießt 46-Jährigen vor den Augen seiner Familie
Der Mann war nach einem Familienstreit mit einem Messer auf die Beamten losgegangen. Die Staatsanwaltschaft Wuppertal geht von Notwehr aus.
DÜSSELDORF Michael Jansens Sorge gilt besonders den Pferden, die am Duisburger Rosenmontagszug teilnehmen. „Es gibt immer wieder Idioten, die die Tiere absichtlich mit Bonbons bewerfen und versuchen, sie zu erschrecken“, sagt der Präsident des Hauptausschusses Duisburger Karneval. „Solche Leute sollen zu Hause bleiben. Die wollen wir nicht haben“, sagt er.
Landesweit klagen Karnevalisten über Chaoten und Betrunkene, die entlang der Zugstrecken Gegenstände auf die Narren und ihre Wagen werfen. Hans-Peter Suchand ist selbst schon einmal getroffen worden. „Das kommt leider immer wieder vor“, sagt der Sprecher des Comitees Düsseldorfer Carneval (CC). „So ein Verhalten ist schon sehr enttäuschend“, sagt er. In Moers ist während des Nelkensamstagszuges vor ein paar Jahren sogar die Karnevalsprinzessin von einer Bierflasche getroffen und schwer verletzt worden. Ein Flaschenverbot soll in Moers nicht nur Scherben verhindern, sondern auch das Werfen von Flaschen.
„Seit es das Verbot gibt, wird jedenfalls nicht mehr mit kleinen Schnapsflaschen nach uns geworfen“, sagt Hans Kitzhofer, Präsident des Kulturausschusses Grafschafter Karneval (KGK). In Moers, sagt ein weiterer Karnevalist, der auf einem Wagen mitfährt, müsse man vor allem ab Bahnhofshöhe aufpassen, nicht von einem Gegenstand SOLINGEN (or) In einem Mehrfamilienhaus am Rande der Solinger Innenstadt hat sich am späten Donnerstagabend eine Tragödie abgespielt. Wie Polizei und Staatsanwalt am Freitag in einer gemeinsamen Erklärung mitteilten, wurde ein 46-jähriger Familienvater in seiner eigenen Wohnung von einem Polizisten erschossen, nachdem der getroffen zu werden. Auch deshalb ist dort mittlerweile eine
Hundertschaft der
Polizei postiert. „Die Beamten achten natürlich in erster Linie auf Krawallmacher, aber auch darauf, dass nichts auf uns geworfen wird“, sagt Kitzhofer.
Monika Franke* fährt seit Jahren auf einem Gesellschaftswagen einer Quettinger Gruppe in Opladen mit. Sie werde von Besuchern mit Bonbons beworfen, beleidigt und sogar bedroht. „Besonders Nicht-Markenprodukte werden schnell zurückgeworfen“, sagt sie. „Es kommt sogar vor, dass Erwachsene ihre kleinen Kinder in unsere Wagen heben, damit Prognose Im Rheinland sind Sturmböen von 70 bis 80 Stundenkilometern im Durchschnitt möglich, in Böen sogar bis 90, sagt Jana Beck, Meteorologin vom DWD. Das sind laut Beck Windgeschwindigkeiten, die eine Absage von Karnevalszügen Mann zuvor mit einem Messer auf den Beamten sowie einen Kollegen losgegangen war.
Zwar wurde der 46-Jährige nach dem Schuss umgehend in ein Krankenhaus gebracht. Aber dort konnten ihm die Ärzte nicht mehr helfen. Noch in der Nacht auf Freitag erlag der Mann seinen schweren Verletzungen. diese die Süßigkeiten selbst rausholen können. Es ist unfassbar, wie respektlos die sind“, sagt Franke. Besonders gefährlich werde es in dem Viertel, in dem ein berüchtigter Familienclan lebt und ganze Straßenzüge kontrolliert. „Die werfen alles zurück, was sie nicht gebrauchen können. Zudem bedrohen sie uns massiv und schüchtern uns ein, wenn sie nicht bekommen, was sie fordern“, sagt sie. Die Beleidigungen gingen tief unter die Gürtellinie, auch Schläge hätten Mitglieder dieses Clans ihr angedroht. „Es wird leider immer schlimmer statt besser“, sagt sie. rechtfertigen. Unklar ist allerdings, wo der Schwerpunkt des Sturms liegen wird.
Züge Die Veranstalter werden voraussichtlich erst am Montagmorgen entscheiden, ob die Züge stattfinden. „Frühestens werden wir das am Sonntagabend entscheiden“, sagt Hans-Jürgen Tüllmann, Geschäftsführer des Carnevals Comitees (CC) in Düsseldorf. Wahrscheinlicher sei aber, dass der Koordinierungskreis wie vor drei Jahren am Montagmorgen zusammentritt. „Wir warten jetzt mal ab, wie sich das entwickelt“, sagt Tanja Holthaus, Sprecherin des Festkomitees Kölner Karneval.
Dabei hatte der Einsatz, der schließlich in dem Drama endete, eher unspektakulär begonnen. Laut Angaben der zuständigen Staatsanwaltschaft Wuppertal waren die beiden Beamten am Donnerstag gegen 20.40 Uhr zu einem Familienstreit gerufen worden. „Der 46-Jährige war mit seiner Ehefrau aneinandergeraten“, sagte ein Sprecher der
Ulrich Ziegler, Karnevalist und Teilnehmer eines Zuges im Bergischen Land, hat seinen Unmut über das Verhalten einiger Zugbesucher nun auf Facebook kundgetan. Es sei traurig, wenn undankbare Menschen am Zugweg stehen und sich beschwerten, dass „nur Müll“geworfen werde. „Den
Dreck kannst du behalten, wirf mal lieber Chips“, habe mal einer zu ihm gesagt und ihn auch noch beworfen.
Diesen Leuten sagt er:
„Wir bezahlen das Wurfmaterial aus eigener Tasche.
Seid doch einfach mal dankbar, dass es immer noch Menschen gibt, die bereit sind, ihr hart verdientes
Geld für euch auf die Straße zu werfen.“
Die Polizei warnt Chaoten davor, die Karnevalisten zu bewerfen. „Das ist Körperverletzung. Wir achten darauf. Wer von einem Gegenstand am Kopf getroffen wird, schwere Verletzungen erleikann den“, sagt Rettinghaus, LanErich desvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft.
möglichst wenig zurückDamit geworfen wird, setzt man in Moers auf hochwertige Süßigkeiten. „Wir Staatsanwaltschaft. Doch als die Polizisten wenige Minuten nach der Alarmierung in der Wohnung des Paares eintrafen, griff der Mann die Beamten offensichtlich unvermittelt mit einem Messer an
„Daraufhin haben die Einsatzkräfte zunächst versucht, sich in Sicherheit zu bringen“, hieß es bei der Staatsanwaltschaft. Allerdings wurden haben gemerkt, dass die nicht zurückgeworfen werden“, sagt Kitzhofer. Allerdings würden hochwertige Produkte ein anderes Problem hervorrufen. „Es kommt zu Gerangel. Das ist zum Teil ganz schön heftig“, sagt er. Selbst auf Kinder werde dabei kaum Rücksicht genommen. „Die Erwachsenen sind manchmal echt schlimm. Und das nur wegen ein paar Süßigkeiten“, sagt er.
*Name von der Redaktion geändert. Die Karnevalistin will ihren Namen nicht öffentlich machen, weil sie eine Reaktion des Clans befürchtet. die Polizisten von dem Mann immer weiter bedrängt, so dass einer der Beamten am Ende keinen anderen Ausweg mehr sah, als vor den Augen der Ehefrau sowie eines Kindes auf den 46-Jährigen zu schießen.
Sowohl der 24 Jahre alte Polizeibeamte als auch die Familie wurden noch am Donnerstagabend psychologisch betreut. Derweil übernahm, wie bei solchen Vorkommnissen aus Gründen der Neutralität üblich, eine andere Polizeidienststelle, in diesem Fall Hagen, die Ermittlungen. Diese werden vermutlich noch einige Tage andauern. „Die bisherigen Erkenntnisse deuten aber auf Notwehr“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft.