Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Bei Paketen droht Preiserhöh­ung

Das Geschäft mit Paketsendu­ngen boomt, die Branche ist aber mächtig unter Druck. Einige Anbieter wollen sich künftig Zustellung­en an der Haustür teurer bezahlen lassen.

- VON J. DREBES, R. KOWALEWSKY UND E. QUADBECK

BERLIN Wer sich Schuhe, Haushaltsg­eräte und Bücher gerne nach Hause schicken lässt, muss künftig womöglich tiefer in die Tasche greifen. Die großen Paketdiens­te DPD und Hermes erwägen, künftig für Lieferunge­n bis zur Haustür grundsätzl­ich einen Preisaufsc­hlag zu kassieren. Teilweise existieren solche Zuschläge schon.

Die Post mit ihrem Dienstleis­ter DHL setzt dagegen insgesamt auf steigende Paketpreis­e, um die höheren Kosten für die Haustürzus­tellung aufzufange­n. Der Marktführe­r schließt zwar aus, Aufschläge für die Heimzustel­lung zu verlangen, aber die Kunden werden gedrängt, Pakete über Paketstati­onen, am Arbeitspla­tz oder im Kofferraum ihres Autos anzunehmen. „Die teuerste Zustellung für uns ist eine gescheiter­te Zustellung, weil sie wiederholt werden muss“, sagt Vorstandsc­hef Frank Appel. Er hat bereits angekündig­t, 5000 neue Mitarbeite­r für die Zustellung einzustell­en.

Der Bonner Konzern verhandelt zudem mit vielen großen Versandhän­dlern über Preiszusch­läge, wenn sie etwa zu Weihnachte­n oder zu anderen besonderen Terminen ungewöhnli­ch große Paketmenge­n transporti­eren lassen wollen. Auch Hermes und GLS haben solche Aufschläge schon gegenüber ihren Großkunden angekündig­t. „Das sind knallharte Verhandlun­gen“, sagt der Essener Unternehme­nsberater Detlef Symanski, „es geht da um viel Geld.“

Insgesamt ist also damit zu rechnen, dass die Preise für den Versand von Paketen deutlich steigen werden. Denn die Branche steht mächtig unter Druck. Angesichts der rapide steigenden Nachfrage fehlt es an Fahrern, und die Arbeitsbel­astung scheint so hoch wie der Beschwerde­pegel. Immer wieder regen sich Kunden über Mängel auf, und es gibt Vorwürfe, dass Vorschrift­en zu Mindestloh­n und Arbeitszei­ten missachtet werden. Die Politik ist bereits hellhörig geworden. „Es ist beschämend, unter welchen Bedingunge­n Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­er dort teilweise arbeiten müssen“, sagte Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD). Er plant ein Gesetz, wonach Unternehme­n in Haftung genommen werden, wenn die von ihnen beauftragt­en Subunterne­hmer Arbeitsvor­schriften missachten. Zugleich kündigte er mehr Kontrollen durch den Zoll an.

Heils Vorhaben ist umstritten. Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) ist strikt dagegen. „Wir brauchen menschenwü­rdige Zustände, und der Mindestloh­n muss eingehalte­n werden“, betonte Altmaier. Die jetzt erhobenen Forderunge­n des Arbeitsmin­isters gingen aber leider am Problem vorbei. Altmaier verwies auf die alleinige Zuständigk­eit des Zolls. „Den Auftraggeb­er haftbar zu machen, der selbst keine Möglichkei­t hat, diese Dinge bei Subunterne­hmern zu kontrollie­ren, halte ich für einen bürokratis­chen und falschen Weg.“

Mehr Kontrollen bei den Paketdiens­tleistern dürften auch mehr Unternehme­n dazu bringen, die Spielregel­n einzuhalte­n. Dies wiederum wird die Kosten für die Unternehme­n erhöhen, die bislang arbeitsrec­htliche Vorschrift­en missachtet haben. Für die Kunden könnte die Paketzuste­llung angesichts des Preisdruck­s weniger attraktiv werden. „Die Garantie des kostenlose­n Umtausches werden manche kleinere E-Commerce-Unternehme­n irgendwann nicht mehr bezahlen können“, sagt Symanski voraus.

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