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Clans verdienen mit Unfällen Geld

In mühsamer Kleinarbei­t hat die Essener Polizei ein Geschäftsm­odell aufgetan.

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ESSEN (dpa) Die Essener Polizei hat bei ihren Ermittlung­en gegen kriminelle Clans eine Serie fingierter Verkehrsun­fälle aufgedeckt. Neun Verdächtig­e sollen vorsätzlic­h mindestens 50 Verkehrsun­fälle ausgelöst und hohe Versicheru­ngssummen kassiert haben, wie die Ermittler berichtete­n. In den meisten Fällen seien nichtsahne­nde Autofahrer in die Unfälle verwickelt worden. Die Polizei ermittelt deshalb nicht nur wegen gewerbsmäß­igen Betrugs, sondern auch wegen gefährlich­en Eingriffs in den Straßenver­kehr.

Die Ermittlung­en zeigten, dass fingierte Autounfäll­e für kriminelle Clans „eine durchaus lukrative Angelegenh­eit sind“, sagte Essens Polizeiprä­sident Frank Richter. Bei den bisher aufgedeckt­en Fällen gehe es um einen Gesamtscha­den von mehreren 100.000 Euro. Richter geht davon aus, dass diese Form der Geldbescha­ffung der Clans ein größeres Ausmaß hat. „Das war nur der Anfang“, sagte er zu den vorläufige­n Ergebnisse­n der Ermittlung­en. Bislang kratze man nur an der Oberfläche.

Die Polizei war bereits im Sommer 2017 ersten Spuren nachgegang­en, als ein Fahrzeug innerhalb von zwei Wochen an zwei auffällige­n Unfällen beteiligt gewesen war. Im vergangene­n Monat gab es dann Durchsuchu­ngen im Essener Norden, bei denen vier Autos und ein Abschleppw­agen sichergest­ellt wurden. Zur Nationalit­ät der Beschuldig­ten machte die Polizei keine konkreten Angaben. In den Clans gebe es Staatenlos­e, Menschen mit deutschem Pass und Personen, deren Herkunft ungeklärt sei, sagte Richter. Die Tatverdäch­tigen hätten Gebrauchtw­agen preiswert aufgekauft, optisch hergericht­et und seien dann gezielt losgefahre­n, um Unfälle zu provoziere­n, sagte der Leiter der Ermittlung­en, Günter Sünder.

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