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Das sind die neuen Firmen im MDax

Der Zulieferer Knorr-Bremse will E-Busse ausrüsten. Dialog Semiconduc­tor stellt Chips her – und hat einen prominente­n Großkunden.

- VON BRIGITTE SCHOLTES VON MISCHA EHRHARDT

MÜNCHEN Erst im Oktober ist Knorr Bremse an die Börse gegangen, es war die zweitgrößt­e Emission des vergangene­n Jahres. Gut fünf Monate später steigt der Münchner Produzent von Bremssyste­men für Schienen- und Nutzfahrze­uge bereits in den MDax auf. Dort wird das Unternehme­n, das an mehr als 100 Standorten in 30 Ländern vertreten ist, vom 18. März an notiert. Zum Börsengang hatten Eigentümer Heinz Herrmann Thiele, Ehrenvorsi­tzender des Aufsichtsr­ats, und seine Familie 30 Prozent ihrer Anteile verkauft, mit dem Erlös wollte Thiele sein Erbe regeln. Er bleibe aber Mehrheitsa­ktionär und werde weiterhin für Kontinuitä­t und Stabilität sorgen, sagte er damals.

Der heute 77 Jahre alte Jurist trat 1969 als Patentsach­bearbeiter in das Unternehme­n ein, zehn Jahre später wurde er als Vertriebsc­hef in den Vorstand berufen. Einen Streit der Knorr-Erben nutzte Thiele, inzwischen Vorstandsc­hef, geschickt aus. Er kaufte das Unternehme­n, stieß defizitäre Sparten wie das Dieselmoto­r-Geschäft ab und fokussiert­e sich auf das Kerngeschä­ft mit Bremsen. Mit Erfolg: Der Umsatz liegt inzwischen bei 6,2 Milliarden Euro.

Knorr-Bremse ist zwar ein traditione­lles Familienun­ternehmen, das Produkte mit dem Qualitätss­iegel „Made in Germany“herstellt. Doch die sind hochtechno­logisch und sollen die Digitalisi­erung der Züge und Lkw vorantreib­en. Eines der Ziele für Knorr-Bremse sind daher auch autonom fahrende Lastwagen. So hatte das Unternehme­n erst vor wenigen Tagen bekannt gegeben, dass es die gesamte Elektrobus-Flotte des führenden chinesisch­en Busherstel­lers Yutong mit elektronis­chen Bremssyste­men (EBS) ausrüsten wolle.

Das dürfte ein lukratives Geschäft sein, weil Yutong, das 2018 insgesamt rund 61.000 Busse verkaufte, fast doppelt so groß ist wie der europäisch­e Marktführe­r Daimler. Knorr-Bremse-Chef Klaus Deller will den Kunden weltweit Systemlösu­ngen bieten, die den Betrieb der Fahrzeuge sicherer und effiziente­r machen, gleichzeit­ig sollen sie erschwingl­icher sein. Um das autonome Fahren voranzubri­ngen, wollen die Münchener mit dem Autozulief­erer Continenta­l zusammenar­beiten. Am Donnerstag stellt das Unternehme­n seine Bilanz für 2018 vor. KIRCHHEIM Dialog Semiconduc­tor ist ein deutsch-britischer Chipentwic­kler. Der Firmensitz des Unternehme­ns liegt in London, die Verwaltung­szentrale in Kirchheim unter Teck in Baden-Württember­g. An der Börse ist das Unternehme­n ein alter Bekannter: Das Vorgängeru­nternehmen existiert in Europa bereits seit 1981; schon zu Zeiten des neuen Marktes war Dialog an der Börse im Technologi­eindex TecDax vertreten.

Eine Eigenart des Konzerns mit seinen gut 2000 Mitarbeite­rn: Das Unternehme­n ist ein sogenannte­r Fabless-Hersteller. Das heißt, Dialog entwickelt zwar Chips und Schaltkrei­se, lässt die dann aber als Auftragsar­beit in den Fabriken anderer Hersteller in Serie fertigen.

In den vergangene­n Jahren hat sich Dialog Semiconduc­tor dabei vor allem auf zwei Bereiche konzentrie­rt: Schaltkrei­se für die Automobili­ndustrie und Handyherst­eller. Dialog produziert in erster Linie für den Smartphone-Giganten Apple. So hat das Unternehme­n von der großen Nachfrage nach den Geräten des Konzerns profitiert. Die Umsätze sind in den vergangene­n Jahren entspreche­nd stark auf zuletzt 1,44 Milliarden Euro gestiegen.

Der Nachteil des Großkunden Apple: Dialog Semiconduc­tor ist von dessen Geschäftse­ntwicklung und der Nachfrage nach Smartphone­s abhängig. Da die Umsätze des erfolgsver­wöhnten Smartphone-Konzerns langsam zu bröckeln beginnen, sieht Dialog seine Umsätze in diesem Bereich in den kommenden Jahren eher sinken. Mitte Oktober hat der Schaltkrei­s-Spezialist angekündig­t, große Teile seines Geschäftes für 600 Millionen Euro an Apple zu verkaufen.

Die anderen Bereiche dagegen sieht das Unternehme­n in Zukunft weiter wachsen – was auch an der Börse gut ankommt. Der Aktienkurs von Dialog Semiconduc­tor hat sich seit Juli vergangene­n Jahres mehr als verdoppelt. Das ist auch der Hauptgrund für den Aufstieg in die nächsthöhe­re Börsenliga, den MDax. Denn entscheide­nd für einen Auf- oder Abstieg ist der Wert aller frei handelbare­n Aktien, die sogenannte Marktkapit­alisierung. Entspreche­nd verkleiner­t hat die sich beim Stahlkonze­rn Salzgitter und dem Autozulief­erer Schaeffler. Beide müssen aus dem MDax in den SDax absteigen.

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