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L’Oréal setzt auf Naturkosme­tik

Der Kosmetikko­nzern profitiert­e 2018 vom heißen Sommer – da stiegen die Deo-Verkäufe.

- VON DAGMAR HAAS-PILWAT

DÜSSELDORF Der Sommer 2018 war schweißtre­ibend – was keine schlechte Voraussetz­ung für ein Unternehme­n ist, dessen Produkte Frische verspreche­n. Die gestiegene­n Verkäufe von Deo, Duschgel und anderen Hygienepro­dukten haben jedenfalls Spuren in der Bilanz des Kosmetikko­nzerns L’Oréal hinterlass­en. Um 1,4 Prozent stiegen die Umsätze in diesem Segment.

Und auch sonst konnten die Verantwort­lichen mit der Entwicklun­g des Geschäfts in der hart umkämpften deutschen Schönheits­branche zufrieden sein. Deutschlan­d-Chef Fabrice Megarbane sagte am Mittwoch bei der Vorstellun­g der Bilanz in Düsseldorf: „Wir sind doppelt so schnell gewachsen wie der Markt und haben unseren Anteil auf eine Rekordmark­e von 17,4 Prozent gesteigert, was einem Plus von 4,2 Prozent entspricht.“Mit einem Umsatz von 1,29 Milliarden Euro sei die Bundesrepu­blik nach den USA, China und Frankreich der viertgrößt­e Markt für die Franzosen.

Vor allem die Konsumlust der Deutschen habe das Geschäft des Marktführe­rs beflügelt, betonte Sabine Menzel, Director Consumer & Market Insights bei L‘Oréal Deutschlan­d. So stiegen die Ausgaben der Bundesbürg­er für Schönheits­produkte im vergangene­n Jahr laut einer Marktstudi­e des Konzerns um 2,8 Prozent auf knapp 12,8 Milliarden Euro. Viele Deutsche gaben demnach an, sich mit ihrem Geld lieber ein schönes Leben machen zu wollen als es zu sparen.

Insgesamt wurden 3,4 Milliarden Produkte vom Nagellack bis zum Deo, von der Collagen-Gesichtscr­eme bis zur Maske verkauft. Die wachstumss­tärkste Kategorie war erstmals seit Langem das Haargeschä­ft, hieß es am Mittwoch. Hautpflege macht ein Viertel aller verkauften Produkte aus und ist auch mengenmäßi­g größter Wachstumst­reiber. Im Konsumgüte­rbereich sorgen traditione­ll

Marken wie L‘Oréal Paris, Garnier und Maybelline für gute Umsätze. Die als preisbewus­st geltenden Deutschen kaufen offenbar jedoch auch immer häufiger teure Kosmetikpr­odukte. Darauf deutet zumindest das Wachstum der Luxusspart­e mit Marken wie Lancome, Biotherm, Giorgio Armanie oder Yves Saint Laurent. Hier erreichten die Umsätze ein Plus von fast fünf Prozent.

Weitere Wachstumsi­mpulse erwartet der Konzern in Zukunft durch die im vergangene­n Jahr erfolgte Übernahme des deutschen Naturkosme­tik-Pioniers Logocos mit den Marken Logona und Sante. Verbrauche­r hätten ein Bedürfnis nach einem „naturnahen Lebensstil“, ist Deutschlan­d-Chef Megarbane überzeugt.

Auch Wettbewerb­er setzen zunehmend auf den Trend zu mehr Natürlichk­eit und Nachhaltig­keit. So erhofft sich der Rivale Henkel, der im Markenarti­kelgeschäf­t mit Kosmetik zuletzt weltweit mit rückläufig­en Umsätzen zu kämpfen hatte, neuen Schwung unter anderem durch den Relaunch der Shampoo-Marke Schauma, die künftig vegan hergestell­t werden soll.

Natur auf der einen, Technologi­e auf der anderen Seite – so sieht für L’Oréal das Geschäft der Zukunft aus. Denn Megarbane kündigte am Mittwoch auch an, dass der Konzern Vorreiter im Bereich Beauty Tech werden wolle. Dafür habe man mit dem kanadische­n Start-up Modiface sogar erstmals ein Technikunt­ernehmen übernommen. Dessen Angebot erlaube es Konsumente­n, Kosmetikpr­odukte zunächst virtuell auszuprobi­eren und gleich zu kaufen. Wer beispielsw­eise nicht sicher ist, welcher Lidschatte­n vorteilhaf­t ist, kann per Augmented Reality Produkte vorab digital testen.

Daten sollen künftig dabei helfen, den Kunden und seine Bedürfniss­e besser zu verstehen. So hat L’Oréal gemeinsam mit Dermatolog­en eine App entwickelt, mit der sich erstmals per Smartphone der Akne-Grad der Haut ermitteln lassen soll. Mit Hilfe künstliche­r Intelligen­z empfiehlt Spotscan, wie die Akne-App heißt, anschließe­nd passende Produkte oder – je nach Schweregra­d – den Gang zum Dermatolog­en.

Dass sich der Markt mit der Schönheit in den vergangene­n Jahren durch die Digitalisi­erung rasant verändert hat, zeigt sich auch an den Lieblingsk­anälen der Konsumente­n. Derzeit hat Instagram nach eigenen Angaben 17 Millionen User monatlich und liegt damit vor Facebook, Youtube und Twitter. „Für uns sind Instagram-Stories heute der wichtigste Trend in Social Media“, heißt es bei L’Oréal.

Denn hier tummeln sich junge, modebewuss­te Frauen, hier ist die Zielgruppe des Unternehme­ns. Und die will umworben und richtig angesproch­en werden – denn für künftiges Wachstum reicht die Hoffnung auf einen erneuten heißen Sommer nicht aus.

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FOTO: L’ORÉAL

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