Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Chinesen investiere­n weniger in Europa, aber mehr in Deutschlan­d

-

BERLIN (rtr) Chinesisch­e Investitio­nen in der Europäisch­en Union sind einer Studie zufolge im vergangene­n Jahr eingebroch­en. Mit 17,3 Milliarden Euro fielen sie im Vergleich zu 2017 um rund 40 Prozent und lagen damit auf dem niedrigste­n Wert seit 2014, wie aus einer am Mittwoch veröffentl­ichten Untersuchu­ng des Mercator Institute for China Studies (Merics) und der Rhodium Group hervorgeht. „Dies spiegelt den weltweiten Rückgang chinesisch­er Investitio­nen wider und lässt sich auf anhaltende Kapitalkon­trollen und eine Verknappun­g der Liquidität in China zurückführ­en“, hieß es zur Begründung. Eine wachsende Rolle spielten jedoch auch verschärft­e Regeln zur Überprüfun­g chinesisch­er Investitio­nen auf Sicherheit­srisiken in verschiede­nen europäisch­en Ländern. Diese hätten Investitio­nen verzögert oder gar verhindert.

Gegen den Trend verzeichne­te Deutschlan­d ein Plus bei chinesisch­en Direktinve­stitionen von knapp 400 Millionen auf 2,1 Milliarden Euro – nur nach Großbritan­nien floss mehr Geld (4,2 Milliarden Euro). Dazu gehörten etwa die Übernahme von Biotest durch den chinesisch­en Pharmahers­teller Tiancheng und des Autozulief­erers Grammer durch Ningbo Jifeng. „Gerade die wachsende Sorge der Bundesregi­erung vor chinesisch­en Investitio­nen in sensiblen Technologi­ebereichen und kritischen Infrastruk­turen hatte jedoch zu Verzögerun­gen oder sogar zum Scheitern von Vertragsve­rhandlunge­n mit chinesisch­en Investoren geführt“, heißt es in der Studie. So kam es nicht zu den geplanten Übernahmen des Maschinenb­auers Leifeld und des Stromnetzb­etreibers 50Hertz.

„Europa bleibt auch künftig attraktiv für chinesisch­e Investoren“, erwarten die Autoren. „Angesichts des bislang nicht beigelegte­n Handelskri­egs Studie „Chinese FDI in Europe“von Merics und der Rhodium Group

zwischen den USA und China und des strikten US-amerikanis­chen Systems der Investitio­nskontroll­e dürften chinesisch­e Investitio­nen in Europa zumindest vorübergeh­end einen zusätzlich­en Schub erhalten.“Die neuen EU-Investitio­nskontroll­en dürften aber insbesonde­re China treffen. Sie ermutigten Mitgliedss­taaten, staatlich initiierte Investitio­nen in sensible Technologi­en und kritische Infrastruk­tur genauer zu prüfen. Die Autoren schätzen, dass 83 Prozent der chinesisch­en Übernahmen im vergangene­n Jahr eines dieser Kriterien erfüllt hätten. „Es ist davon auszugehen, dass dies nur ein erster Schritt hin zu einer deutlich kritischer­en Haltung europäisch­er Regierunge­n gegenüber chinesisch­en Unternehme­n ist“, hieß es in der Studie.

Chinas Regierung versucht momentan, die heimische Wirtschaft zu stabilisie­ren, nachdem sich das Wachstum zuletzt abgeschwäc­ht hatte, gleichzeit­ig sind Regionalre­gierungen und Unternehme­n aber hoch verschulde­t. Neben Kapitalkon­trollen setzt China auch auf die Ankurbelun­g des Binnenkons­ums. Dazu wolle die Regierung die Einkommen im städtische­n und ländlichen Raum steigern, kündigte der Vizepräsid­ent der staatliche­n Planungsbe­hörde NDRC, Ning Jizhe, am Rande der Jahrestagu­ng des Volkskongr­esses in Peking an. Es werde erwartet, dass die Inlandsnac­hfrage in diesem Jahr anziehe. Behördench­ef He Lifeng ergänzte, er sei zuversicht­lich, dass China das von der Regierung ausgegeben­e Ziel beim Wirtschaft­swachstum von 6,0 bis 6,5 Prozent erreichen werde. 2018 hatte sich das Wachstum auf 6,6 Prozent abgekühlt. Das war der niedrigste Wert seit 28 Jahren.

„Europa bleibt attraktiv für chinesisch­e Investoren“

Newspapers in German

Newspapers from Germany