Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

In Dortmund beginnt das große Wackeln

Nach dem 0:1 gegen Tottenham ist die Champions-League-Saison vorbei. Jetzt bleibt dem BVB nur noch die Bundesliga.

- VON ROBERT PETERS

DORTMUND Als es vorbei war, gesellte sich der Kapitän kurz zur „Hätte, würde, wenn“-Fraktion. „Wir hätten natürlich mindestens ein Tor vor der Halbzeit gebraucht“, sagte Marco Reus. Borussia Dortmund aber schoss kein Tor vor der Pause. Auch nach der Pause gelang dem Bundesliga-Tabellenfü­hrer gegen Tottenham Hotspur kein Treffer. Weil Harry Kane unmittelba­r nach dem Wechsel traf, ist nach dem 0:1 im Achtelfina­l-Rückspiel (Hinspiel 0:3) die Saison in der Champions League vorbei.

Nicht nur Reus sah im verschwend­erischen Umgang des BVB mit seinen Chancen den entscheide­nden Grund für das Ausscheide­n. „Als sie in der zweiten Halbzeit das frühe Tor gemacht haben, war der Stecker natürlich gezogen“, erklärte der Kapitän. Nach dem Ausscheide­n aus dem DFB-Pokal im Elfmetersc­hießen gegen Werder Bremen bleibt den Dortmunder­n nur noch ein Wettbewerb, die nationale Meistersch­aft. „Das ist leider so, wir wollten das nicht, das ist schade für uns“, stellte Trainer Lucien Favre fest. Und er schaute dabei, als würde er endgültig an allen Fußballgöt­tern verzweifel­n.

Vor ein paar Wochen noch hätten die Wegbegleit­er der Borussia die gelegentli­che Leichenbit­termiene des Fußballleh­rers aus der Schweiz mit einem Verweis auf dessen Kauzigkeit abgetan. Favre zählt schließlic­h zu jenen, die sogar nach großen Siegen und bei 20 Punkten Vorsprung in der Tabelle Klage über das schwierige Fußballges­chäft führen.

Unterdesse­n ist das Fußballges­chäft für den einst mit großen Schritten der Konkurrenz enteilende­n Tabellenfü­hrer BVB aber objektiv schwierig geworden. Das Neun-Punkte-Polster ist zu nichts geschmolze­n. In der Bundesliga ist Dortmund gerade mal zwei Törchen besser als Bayern München, gegen Abstiegska­ndidaten ließ die westfälisc­he Borussia Zähler in Serie liegen – zuletzt beim 1:2 in Augsburg. Das war bereits ein Ausdruck des großen Wackelns, das die Dortmunder ergriffen hat.

Michael Zorc, der Sportliche Leiter des BVB, ist daraufhin zu einem seiner raren öffentlich­en Redebeiträ­ge aufgebroch­en. Er warf dem Team mangelnde Einstellun­g vor. „Es kann nicht sein, dass verunsiche­rte und qualitativ unterlegen­e Gegner uns allein durch Laufbereit­schaft und Begeisteru­ng komplett aus dem Spiel nehmen“, sagte er. Nun nimmt er den Sturmlauf seiner Mannschaft im Achtelfina­l-Rückspiel zum Anlass, wieder an bessere Zeiten zu glauben.

Das tut Reus ebenfalls. „Auf die erste Halbzeit kann man aufbauen“, urteilte der Stürmer, „wir müssen es aber wieder schaffen, Tore zu erzielen.“Das ist ein schöner Vorsatz. Und da würden die Kollegen sicher zustimmen. Reus gab die Richtung für den weiteren Saisonverl­auf jedenfalls schon mal vor. „Natürlich müssen wir in den nächsten Wochen liefern“, sagte er, „und das fängt am Samstag schon an.“

Im Fernduell mit den Bayern trifft der BVB auf den VfB Stuttgart. Das ist wieder einer jener abstiegsbe­drohten Gegner, gegen die Dortmund im Verlauf der Saison Punkte gelassen hat. Reus weiß, dass es aber genau auf Siege in solchen Spielen ankommt. Meister wird, wer sich gegen die Durchschni­ttsgegner durchsetzt. Der 3:2-Erfolg über die Bayern aus der Hinrunde wird sich erst dann auszahlen, wenn der BVB auch in den weniger spektakulä­ren Begegnunge­n seine Pflicht erledigt.

Zumindest kann die Konzentrat­ion nun nicht mehr leiden. Es gibt für Borussia Dortmund nur noch die Bundesliga.

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FOTO: DPA Auf dem Boden der Tatsachen: Marco Reus

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