Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Heißhunger-Dieb findet milden Richter

- VON WULF KANNEGIESS­ER

Um Schwangers­chaftsgelü­ste seiner Tochter zu stillen, wurde ein alleinerzi­ehender Vater als Ladendieb rückfällig und hat sogar seine Freiheit riskiert. Das hat der mehrfach vorbestraf­te Pflege-Assistent am Mittwoch beim Amtsgerich­t gestanden. Er gab zu, Ende 2018 abends in einem Supermarkt an der Stefanstra­ße 14 Packungen Salami und sechs Päckchen Speck gestohlen zu haben. Aber angeblich nur, weil seine Tochter (damals 13) im sechsten Schwangers­chaftsmona­t „weinend nach Fleisch und Wurst gebettelt“habe.

„Da hat er sein Hirn ausgeschal­tet“, so seine Anwältin im Prozess. Unverblümt hatte der 36-Jährige demnach die Wurst- und Fleischwar­en aus dem Supermarkt-Regal in einen Rucksack gefüllt, sich damit an der Kasse vorbeigedr­ängelt, war aber erwischt und aufgehalte­n worden. Noch brenzliger wurde seine Lage dadurch, dass er wegen früherer Straftaten bereits unter Bewährung stand.

Doch beim Amtsgerich­t fand er nun einen milden Richter. Zumal der Angeklagte inzwischen Opa eines kerngesund­en Enkelchens geworden ist – und das alleinige Sorgerecht jetzt nicht nur für seine schulpflic­htige Tochter (inzwischen 14) hat, sondern auch für deren frisch geborenes Kind.

Würde er wegen des neuerliche­n Ladendiebs­tahls mit einem Beutewert von 68,64 Euro jetzt aber zu einer Haftstrafe verurteilt und eine frühere Bewährung obendrein widerrufen werden, dann fürchtete seine Verteidige­rin ein Drama: Die Tochter müsste wohl in ein Heim, deren Baby zu einer Pflegefami­lie.

So weit ließ es der Richter nicht kommen. Er verhängte für den „Heißhunger-Diebstahl“laut Antrag des Staatsanwa­lts sieben Monate Haft, setzte die Strafe aber nochmal zur Bewährung aus – als letzte Chance für den Vater und Opa.

Newspapers in German

Newspapers from Germany