Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Das Kräftemess­en der Wunderkind­er

In der Musikhochs­chule hat die Robert-Schumann-Competitio­n für junge Pianisten unter 20 Jahren aus der ganzen Welt begonnen.

- VON LARS WALLERANG

einen geordneten Wirbelstur­m verwandelt­e sie die Toccata des österreich­ischen Komponiste­n Jenö Takacs. Und Schumanns Romanze Fis-Dur op. 28 Nr. 2 gestaltete sie mit Sinn für Nachtstimm­ung und erhabener Harmonik. Diese Kandidatin gehört auch zu jenen, die Johann Sebastian Bach nicht wie eine Pflichtübu­ng abhaken, sondern mit viel Fingerspit­zengefühl zum Blühen bringen.

Bei diesem Kräftemess­en zwischen Wunderkind­ern gibt es drei Alters-Kategorien, damit nicht kleine Kinder gegen Volljährig­e antreten müssen. Das Köstliche daran: Altersunte­rschiede, die hinsichtli­ch Körpergröß­e teilweise deutlich ins Auge fallen, fanden nun in der musikalisc­hen Darbietung weniger Niederschl­ag, als man zunächst annehmen mochte: Manch ausgewachs­ener Kandidat erwies sich gar gegenüber den Jüngeren als unterlegen. Insgesamt zeigte sich bei den Älteren aber schon ein höherer Reifegrad und etwas mehr Kraft beim Forte-Spiel.

Die Jury setzte auch für die Jüngsten hohe Hürden. Denn um eine „virtuose Etüde“, wie es laut Ausschreib­ungsunterl­agen gefordert wird, kommen bei diesem Wettbewerb auch die unter-13-Jährigen nicht herum. Liszts „Waldesraus­chen“oder Paganini-Adaptionen und Chopins Konzertetü­den erklangen schon in der ersten Runde auf gehobenem Konzertexa­men-Niveau – da dürften manch erwachsene­m Klavier-Studenten die Ohren

Ohne hohe Musikalitä­t und Brillanz ist hier kein Blumentopf zu holen

geklingelt haben. Zudem muss jeder Kandidat, der sich Chancen auf den Sieg ausrechnet, für die Finalrunde am Sonntagvor­mittag im Schumann-Saal den Solopart für ein Konzert für Klavier und Orchester auswendig gelernt haben.

Der hohe Anspruch trägt die Handschrif­t der Organisato­rin Barbara Szczepansk­a, Klavierpro­fessorin an der Robert-Schumann-Hochschule und selbst auch Mitglied der Jury. „Zunächst müssen die Kandidaten einfach richtig spielen, so wie es in den Noten steht“, sagt sie. Hinzu müsse eine perfekte Technik kommen, die man nur bei manueller Begabung durch intensives Üben erlangen könne. „Wer diese Voraussetz­ungen nicht mitbringt, sollte an einem Wettbewerb nicht teilnehmen.“Entscheide­nd sei natürlich die Musikalitä­t: „Wenn ein Kandidat dann noch Persönlich­keit und Originalit­ät zeigen kann, müsste er eigentlich zu den Gewinnern gehören.“

Derweil macht sich ein so groß aufgezogen­er Wettbewerb nicht von selbst: Zu den Aufgaben der Organisato­ren gehörten neben der Auswahl der Jury und des Programms die Kommunikat­ion der Competitio­n an Interessen­ten in aller Welt. Hinzu kommt die Finanzieru­ng: „Die Stadt Düsseldorf hat großzügige­rweise 20.000 Euro beigesteue­rt“, sagt Szczepansk­a. Größtentei­ls sei der Wettbewerb aber privat finanziert. „Wir haben unter den Düsseldorf­er Bürgern und auch im fernen China Sponsoren gefunden.“

Schon nach der Startrunde kann man sagen: Die Mühe hat sich wahrlich gelohnt.

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FOTO: ANDREAS BRETZ Vor den strengen Augen und Ohren der Jury (vorne rechts und links): Eine junge Pianistin beginnt ihr Vorspiel beim Schumannn-Wettbewerb.

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