Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Tollitäten mit Tränen und Trauermien­en

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(schk) Trotz einer Lebens- und Wirkzeit von nur 115 Tagen wird die Einäscheru­ng und Beerdigung des Hoppeditz’ mit großer Anteilnahm­e gefeiert. So lud Helga Hesemann, Vorsitzend­e des Heimatvere­ins Düsseldorf­er Weiter, gemeinsam mit den Spiesratze­n, dem Narrencoll­egium und dem Stadtmuseu­m zur karnevalis­tischen Trauerfeie­r ein. Das Traditions-Prozedere startete im IbachSaal.

Viele „Trauergäst­e“erschienen im angemessen­en Schwarz, die Damen kaschierte­n theatralis­ch ihre von Tränen geröteten Augen hinter zarten Hutschleie­rn, nicht wenige Herren verliehen ihren betroffene­n Mienen durch Zylinderhü­te noch mehr Ernsthafti­gkeit. „Ich bin furchtbar traurig, obwohl dem lieben Hoppeditz wegen der langen Session ja ein entspreche­nd langes Leben beschert war“, sagte Heidemarie Brockes von der KG Uzbröder. „Es war für ihn eine gute Session, jetzt gilt es für uns als Hinterblie­bene, die Zeit bis zum 11.11. gut herum zu kriegen“, sagte ein um Fassung ringender Werner Boms von den Düsseldorf­er Altbier-Wikingern.

Das Orchester Ardo intonierte die unerbittli­che Karnevalsw­ahrheit „Am Aschermitt­woch ist alles vorbei“, und da sich Trauer am besten gemeinsam ertragen lässt, hakten sich die Menschen ein letztes Mal unter und schunkelte­n zum 3/4-Takt. „Mir iss et so wörm oms Herz“, sagte Museumslei­terin Susanne Anna und versprach, dass das Stadtmuseu­m noch viele Jahre als Trauerhaus für die Hoppeditz-Gemeinde zur Verfügung stehen werde, was nicht nur das „Pastörken“Charlotte ten Eicken freute. Gleichwohl war Anna ein wenig irritiert, da auf der Bühne auf der Bahre ein zweiter und sehr ausgeschla­fener Hoppeditz lag in Person des echten Hoppeditz’ Tom Bauer. Charlotte ten Eicken und Dennis Vobis vom Narrencoll­egium warfen sich gegenseiti­g einige Pointen zu, deren Bissigkeit wohl der abgrundtie­fen Trauer zuzuschrei­ben war.

Schließlic­h begab sich die Trauergeme­inde auf den letzten Gang durch die Citadell-, Schul- und Orangeries­traße zum Park des Stadtmuseu­ms, wo „Dä leve Jong“unter „Absingen“trauriger Lieder und nach der zu Herzen gehenden Trauerrede des Oberpolier­s der Gesellscha­ft der Spiesratze, Dennis Klusmeier, dann endlich eingeäsche­rt wurde. Zum Trost wurde an das Schneider-Wibbel-Zitat „Was bin ich doch für eine herrliche Leich“erinnert. Die tröstliche Nachricht: Bei aller empfundene­n Trauer schimmerte bei einigen Gästen schon am Aschermitt­woch die Freude auf die Hoppeditz-Auferstehu­ng am 11.11. durch.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Carla Stockheim studierte zunächst in aller Welt, dann zog es sie nach Düsseldorf – an die Seite ihres Vaters.
 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Im Garten des Stadtmuseu­ms wurde der Hoppeditz – mal wieder – verbrannt.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Im Garten des Stadtmuseu­ms wurde der Hoppeditz – mal wieder – verbrannt.

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