Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Trotz guter Noten am SMG abgelehnt

Philip ist eines von 24 Kindern, die das Städtische Meerbusch-Gymnasium abweisen musste. Kritik am Losverfahr­en.

- VON VERENA BRETZ

Philip ist enttäuscht. Am liebsten wäre er nach den Sommerferi­en gemeinsam mit seinen Freunden aufs Städtische Meerbusch-Gymnasium (SMG) gegangen. Daraus wird nun nichts. Als einer von 24 Schülern hat er eine Absage bekommen. Der Grund: Zum ersten Mal haben sich an dem Gymnasium in Strümp mehr Kinder beworben, als es Plätze gibt. 150 Schüler kann die Schule in fünf Klassen unterbring­en. Beworben hatten sich 174 Kinder.

„Uns ist klar, dass die Schule das irgendwie regeln muss“, sagt Mutter Martina Hachenberg – in diesem Fall per Los. Lediglich Geschwiste­rkinder hatten ihren Platz sicher und landeten gar nicht erst im Lostopf. Aber: „Mich ärgert, dass Philips Grundschul­empfehlung bei der Entscheidu­ng überhaupt keine Rolle gespielt hat.“Die Osterather Eichendorf­f-Grundschul­e hatte dem Neunjährig­en eine uneingesch­ränkte Gymnasiale­mpfehlung ausgestell­t. „Für uns war das eine Art Garantie, dass es klappt.“Ins Losverfahr­en kamen dann aber auch Kinder mit eingeschrä­nkter oder sogar ohne Empfehlung. Martina Hachenberg: „Dann wurden die 24 Namen gezogen. Diese Kinder haben eine Absage bekommen. Mit normalem Menschenve­rstand ist das nicht nachvollzi­ehbar, das geht völlig am Leben vorbei.“

Was die Mutter nicht versteht: „Warum wurde die Empfehlung ignoriert? Die Grundschul­lehrer geben sich doch viel Mühe damit.“Rein rechtlich ist die Empfehlung nicht bindend, das weiß Martina Hachenberg auch. „Aber dass sie gar keine Rolle spielt, das finde ich wenig einleuchte­nd. Da könnte man mehr Fingerspit­zengefühl beweisen.“Ihrer Meinung nach sollte die Empfehlung „im Härtefall, also bei einem Überhang an Bewerbern, zum Tragen kommen“. Sonst könne man das Gutachten gleich ganz abschaffen. Philip muss sich nun nach einer Schulalter­native umschauen. „Er war am Boden zerstört“, erzählt seine Mutter. Auch die Freunde, die einen Platz am SMG bekommen haben, sind traurig. Martina Hachenberg: „Wir werden regelmäßig gefragt, ob sich nicht doch noch etwas getan hat.“Aber die Hoffnung muss Dorothee Schiebler, Schulleite­rin des SMG, der Familie nehmen. „Für uns ist es auch sehr enttäusche­nd, dass wir 24 Kinder traurig gemacht haben“, sagt sie. „Aber wir müssen mit dem Überhang nach den gesetzlich­en Vorgaben der Ausbildung­sund Prüfungsor­dnung für die Sekundarst­ufe eins handeln.“Demnach können Noten und Empfehlung­en beim Losverfahr­en nicht herangezog­en werden, ebenso wenig der Wohnort. Einen pädagogisc­hen Spielraum gibt es nicht.

Für Dorothee Schiebler und ihre Kollegen ist die hohe Bewerberza­hl in diesem Jahr „auch eine Bestätigun­g für unsere tolle Arbeit“. Die Kehrseite der Medaille seien die 24 Absagen. Man habe die Klassenobe­rgrenze bereits bewusst von 28 auf 30 erhöht, um möglichst viele Kinder aufnehmen zu können. „Aber mehr ist nicht vertretbar.“

In teils „sehr emotionale­n Gesprächen“habe sie die Eltern persönlich über die Absagen informiert und sie beraten. „Das sind 24 tragische Einzelschi­cksale.“Sie betont aber auch: „Wir haben diese Situation zum ersten Mal. Und eben deshalb haben wir uns zum Losverfahr­en ausführlic­h von Stadt und Bezirksreg­ierung rechtlich beraten lassen.“

Dass die Grundschul­empfehlung gar keine Rolle spielt, sieht Schiebler nicht so. „In unseren Bewerbungs­gesprächen mit den Eltern und Kindern gehen wir natürlich darauf ein.“Denn Ziel sei es, eine leistungss­tarke Schule zu bleiben und Kinder aufzunehme­n, die die Anforderun­gen am Gymnasium auch erfüllen könnten und nicht direkt scheiterte­n. Aber vorherige Beratung hin oder her: „Grundsätzl­ich zählt nur der Elternwill­e.“Heißt: Eltern können ihr Kind auch ohne Empfehlung am Gymnasium anmelden.

In den Tagen unmittelba­r nach den Absagen sei die Stimmung im Kollegium durchaus aufgewühlt gewesen, sagt Schiebler. „Aber langsam kehrt Ruhe ein.“Dass Widersprüc­he kommen, damit rechnet die Pädagogin dennoch. Schiebler: „Die müssen wir dann an die Bezirksreg­ierung weiterleit­en.“

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Philip mit seiner Mutter Martina Hachenberg. Der Neunjährig­e wurde am Städtische­n Meerbusch Gymnasium abgelehnt.

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