Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Eine originelle Idee lautet, Areale mehrfach zu nutzen
Düsseldorf boomt. Mit der Folge, dass es eng wird in der Stadt. Um die Zukunftsfähigkeit und Lebensqualität des Standorts zu sichern, müssen jetzt die Weichen richtig gestellt werden. Immobilienexperten zeigen, in welche Richtung es gehen kann – vor allem bei Gewerbeimmobilien.
Dass es sich in Düsseldorf gut leben lässt und man am Rhein ordentlich Geschäfte machen kann, hat sich herumgesprochen. Viele Menschen und Unternehmen zieht es in die Landeshauptstadt. Die Bevölkerung ist von 2012 bis 2017 von über 608.000 auf mehr als 639.000 Menschen mit Hauptwohnsitz in der Landeshauptstadt gewachsen. In- und ausländische Unternehmen eröffnen oder erweitern ihre Standorte – sie schätzen die zentrale Lage in Europa, den Flughafen, gute Verkehrsanbindung, die Nähe zu den Kunden und die Chance, hier Fachkräfte zu finden.
Es sind nicht nur wirtschaftliche Motive, die Düsseldorf für die Menschen interessant machen. Internationale Vergleiche bescheinigen der Stadt regelmäßig eine hohe Lebensqualität. Im vergangenen Jahr zum Beispiel erreichte Düsseldorf im Städteranking des Beratungsunternehmens Mercer den sechsten Platz im weltweiten Wettbewerb.
Der Andrang auf Düsseldorf hat eine Kehrseite: Es wird immer enger, Wohnraum wird ebenso knapp wie die Flächen für Büro, Gewerbe und Industrie. Mitunter treten die Segmente sogar in Konkurrenz zueinander. Nach Beobachtung von Immobilienexperten wenden sich Bauentwickler zunehmend dem Wohnbau zu, für den es zudem viel Unterstützung aus der Politik gibt. Genehmigungsverfahren werden beschleunigt, während Büroentwickler mit mehr als zwölf Monaten rechnen müssen. Mittlerweile fehlen zunehmend Angebote für Büros im unteren und mittleren
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Preissegment von etwa 13 bis 15 Euro, sagt Birthe Nordhues, Marktexpertin beim Immobilienberatungsunternehmen Aengevelt. Und wer selbst auf Wohnungssuche ist, erfährt gerade, was es bedeutet, wenn Mieten und Kaufpreise scheinbar unaufhörlich steigen.
Fieberhaft wird auf vielen Ebenen nach Lösungen gesucht, wie diesem Druck auf die Immobilienmärkte in der Stadt zu begegnen ist. Einige Vorschläge verdienen eine genauere Betrachtung. Es geht nicht nur darum, auf den aktuellen Druck der Gegenwart zu reagieren. Gerade Immobilien stehen für die Zukunft des Standortes – allein schon, weil sie für lange Zeit das Stadtbild prägen. Zum Beispiel Hochhäuser. In ihnen sehen viele Experten eine gute Möglichkeit, Raum zu gewinnen – in die Höhe eben. „Düsseldorf muss sein Potenzial nach oben besser nutzen“, sagt zum Beispiel Marcel Abel, Geschäftsführender
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Direktor beim internationalen Beratungsunternehmen für Immobilien Jones Lang LaSalle SE ( JLL). Zukunftsfähig sind Hochhausprojekte nach Ansicht des Experten dann, wenn sie Fehler früherer Zeiten vermeiden. Manche Hochhäuser sind anonym, weil sie allein für Büros oder allein zum Wohnen gebaut wurden. Ein zentrales Hochhaus mit Mischnutzung könne hingegen seine Umgebung beleben und Impulse setzen.
Eine originelle Idee lautet, Areale mehrfach zu nutzen. Man könnte zum Beispiel große Flächen über dem Bahnhof für eine weitere Nutzung schaffen, schlägt Dieter Schmoll vom Düsseldorfer Büro RKW Architektur + vor. Oder einen Sportplatz auf ein Shopping Center platzieren. Die Architekten haben mit einem Projekt dieser Art in Stuttgart bereits Aufmerksamkeit auf sich gezogen, und gerade erst hat eine Studie die Potenziale für Deutschland errechnet. Millionen neuer Wohnungen könnten geschaffen werden.
Damit es bei den knappen Ressourcen nicht zu Verschwendung von Raum kommt, müssen Projekte gut geplant werden. Sie müssen den Ansprüchen der Nutzer entsprechen. Das gilt für neue Objekte ebenso wie für die Revitalisierung älterer Immobilien – Aspekte, auf die Experten wie Manfred Langen von der Mönchengladbacher Langen Unternehmensgruppe oder Andree Jansen vom TÜV Rheinland hinweisen. Die Langen Gruppe demonstriert gerade zum Beispiel am Projekt Toniq am Flughafen, wie solche Anforderungen in modernen Gebäuden umgesetzt werden können, und der TÜV Rheinland
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berät Immobilienbesitzer dazu, was nötig ist, Bestandsimmobilien fit für den Markt und die moderne Nutzung zu machen.
Zum guten Leben am Rhein gehört der Handel. Düsseldorf zählt zu den wichtigsten Shopping-Städten Deutschlands, und auch das trägt wesentlich zur Lebensqualität bei. Aus aller Welt kommen Menschen an den Rhein, um über die Kö zu flanieren, die trendigen Shops der Flinger Straße oder die vielen anderen Geschäfte in der Stadt zu besuchen. Doch auch
„Düsseldorf muss sein Potenzial nach oben besser nutzen“
„Neue Magnete müssen die Menschen anziehen“
der Handel steht unter dem Druck der steigenden Mieten.
Und nicht nur das: Verschiedene Trends wirbeln gerade die gesamte Einzelhandelsbranche auf. Online-Handel, Digitalisierung und ein verändertes
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Konsumentenverhalten verwandeln gerade die Geschäftswelt. Shopping wird zunehmend zum Einkaufserlebnis. Düsseldorf sei hier bereits gut aufgestellt, sagt Herwig Lieb, NRW-Geschäftsführer des Immobilienberatungsunternehmens Colliers International Deutschland. Er mahnt zugleich: „Die Entwicklungen müssen noch verstärkt werden. Immer wieder müssen neue Magnete die Menschen anziehen und auch innovative Konzepte verfolgt werden.“
Das Bild Düsseldorfs wird sich also weiter ändern. Geschäfte, Stadtsilhouette, Büround Wohnhäuser werden in naher Zukunft ein anderes Gesicht zeigen. Wohin die Reise im Detail führen mag, darum geht es auf den folgenden Seiten. Die Beiträge zeigen, was jetzt zu tun ist, den Zukunftsstandort D(üsseldorf ) so zu gestalten, dass er seine Anziehungskraft für Unternehmen und Menschen behält.
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