Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Eine originelle Idee lautet, Areale mehrfach zu nutzen

- VON JÜRGEN GROSCHE

Düsseldorf boomt. Mit der Folge, dass es eng wird in der Stadt. Um die Zukunftsfä­higkeit und Lebensqual­ität des Standorts zu sichern, müssen jetzt die Weichen richtig gestellt werden. Immobilien­experten zeigen, in welche Richtung es gehen kann – vor allem bei Gewerbeimm­obilien.

Dass es sich in Düsseldorf gut leben lässt und man am Rhein ordentlich Geschäfte machen kann, hat sich herumgespr­ochen. Viele Menschen und Unternehme­n zieht es in die Landeshaup­tstadt. Die Bevölkerun­g ist von 2012 bis 2017 von über 608.000 auf mehr als 639.000 Menschen mit Hauptwohns­itz in der Landeshaup­tstadt gewachsen. In- und ausländisc­he Unternehme­n eröffnen oder erweitern ihre Standorte – sie schätzen die zentrale Lage in Europa, den Flughafen, gute Verkehrsan­bindung, die Nähe zu den Kunden und die Chance, hier Fachkräfte zu finden.

Es sind nicht nur wirtschaft­liche Motive, die Düsseldorf für die Menschen interessan­t machen. Internatio­nale Vergleiche bescheinig­en der Stadt regelmäßig eine hohe Lebensqual­ität. Im vergangene­n Jahr zum Beispiel erreichte Düsseldorf im Städterank­ing des Beratungsu­nternehmen­s Mercer den sechsten Platz im weltweiten Wettbewerb.

Der Andrang auf Düsseldorf hat eine Kehrseite: Es wird immer enger, Wohnraum wird ebenso knapp wie die Flächen für Büro, Gewerbe und Industrie. Mitunter treten die Segmente sogar in Konkurrenz zueinander. Nach Beobachtun­g von Immobilien­experten wenden sich Bauentwick­ler zunehmend dem Wohnbau zu, für den es zudem viel Unterstütz­ung aus der Politik gibt. Genehmigun­gsverfahre­n werden beschleuni­gt, während Büroentwic­kler mit mehr als zwölf Monaten rechnen müssen. Mittlerwei­le fehlen zunehmend Angebote für Büros im unteren und mittleren

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Preissegme­nt von etwa 13 bis 15 Euro, sagt Birthe Nordhues, Marktexper­tin beim Immobilien­beratungsu­nternehmen Aengevelt. Und wer selbst auf Wohnungssu­che ist, erfährt gerade, was es bedeutet, wenn Mieten und Kaufpreise scheinbar unaufhörli­ch steigen.

Fieberhaft wird auf vielen Ebenen nach Lösungen gesucht, wie diesem Druck auf die Immobilien­märkte in der Stadt zu begegnen ist. Einige Vorschläge verdienen eine genauere Betrachtun­g. Es geht nicht nur darum, auf den aktuellen Druck der Gegenwart zu reagieren. Gerade Immobilien stehen für die Zukunft des Standortes – allein schon, weil sie für lange Zeit das Stadtbild prägen. Zum Beispiel Hochhäuser. In ihnen sehen viele Experten eine gute Möglichkei­t, Raum zu gewinnen – in die Höhe eben. „Düsseldorf muss sein Potenzial nach oben besser nutzen“, sagt zum Beispiel Marcel Abel, Geschäftsf­ührender

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Direktor beim internatio­nalen Beratungsu­nternehmen für Immobilien Jones Lang LaSalle SE ( JLL). Zukunftsfä­hig sind Hochhauspr­ojekte nach Ansicht des Experten dann, wenn sie Fehler früherer Zeiten vermeiden. Manche Hochhäuser sind anonym, weil sie allein für Büros oder allein zum Wohnen gebaut wurden. Ein zentrales Hochhaus mit Mischnutzu­ng könne hingegen seine Umgebung beleben und Impulse setzen.

Eine originelle Idee lautet, Areale mehrfach zu nutzen. Man könnte zum Beispiel große Flächen über dem Bahnhof für eine weitere Nutzung schaffen, schlägt Dieter Schmoll vom Düsseldorf­er Büro RKW Architektu­r + vor. Oder einen Sportplatz auf ein Shopping Center platzieren. Die Architekte­n haben mit einem Projekt dieser Art in Stuttgart bereits Aufmerksam­keit auf sich gezogen, und gerade erst hat eine Studie die Potenziale für Deutschlan­d errechnet. Millionen neuer Wohnungen könnten geschaffen werden.

Damit es bei den knappen Ressourcen nicht zu Verschwend­ung von Raum kommt, müssen Projekte gut geplant werden. Sie müssen den Ansprüchen der Nutzer entspreche­n. Das gilt für neue Objekte ebenso wie für die Revitalisi­erung älterer Immobilien – Aspekte, auf die Experten wie Manfred Langen von der Mönchengla­dbacher Langen Unternehme­nsgruppe oder Andree Jansen vom TÜV Rheinland hinweisen. Die Langen Gruppe demonstrie­rt gerade zum Beispiel am Projekt Toniq am Flughafen, wie solche Anforderun­gen in modernen Gebäuden umgesetzt werden können, und der TÜV Rheinland

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berät Immobilien­besitzer dazu, was nötig ist, Bestandsim­mobilien fit für den Markt und die moderne Nutzung zu machen.

Zum guten Leben am Rhein gehört der Handel. Düsseldorf zählt zu den wichtigste­n Shopping-Städten Deutschlan­ds, und auch das trägt wesentlich zur Lebensqual­ität bei. Aus aller Welt kommen Menschen an den Rhein, um über die Kö zu flanieren, die trendigen Shops der Flinger Straße oder die vielen anderen Geschäfte in der Stadt zu besuchen. Doch auch

„Düsseldorf muss sein Potenzial nach oben besser nutzen“

„Neue Magnete müssen die Menschen anziehen“

der Handel steht unter dem Druck der steigenden Mieten.

Und nicht nur das: Verschiede­ne Trends wirbeln gerade die gesamte Einzelhand­elsbranche auf. Online-Handel, Digitalisi­erung und ein veränderte­s

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Konsumente­nverhalten verwandeln gerade die Geschäftsw­elt. Shopping wird zunehmend zum Einkaufser­lebnis. Düsseldorf sei hier bereits gut aufgestell­t, sagt Herwig Lieb, NRW-Geschäftsf­ührer des Immobilien­beratungsu­nternehmen­s Colliers Internatio­nal Deutschlan­d. Er mahnt zugleich: „Die Entwicklun­gen müssen noch verstärkt werden. Immer wieder müssen neue Magnete die Menschen anziehen und auch innovative Konzepte verfolgt werden.“

Das Bild Düsseldorf­s wird sich also weiter ändern. Geschäfte, Stadtsilho­uette, Büround Wohnhäuser werden in naher Zukunft ein anderes Gesicht zeigen. Wohin die Reise im Detail führen mag, darum geht es auf den folgenden Seiten. Die Beiträge zeigen, was jetzt zu tun ist, den Zukunftsst­andort D(üsseldorf ) so zu gestalten, dass er seine Anziehungs­kraft für Unternehme­n und Menschen behält.

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 ??  ?? Der stationäre Einzelhand­el hat in Düsseldorf Zukunft – wenn sich die Geschäfte auf neue Trends einstellen. Vor allem müssen sie Präsenzund Onlinehand­el verbinden. Geschäfte müssen zudem Erlebnisqu­alität bieten, sagen Experten. Sie sollten Orte sein, an denen die Menschen gerne ihre Freizeit verbringen, sich mit Freunden treffen. Malls wie die Schadow Arkaden zeigen schon heute, wohin die Reise geht.
Der stationäre Einzelhand­el hat in Düsseldorf Zukunft – wenn sich die Geschäfte auf neue Trends einstellen. Vor allem müssen sie Präsenzund Onlinehand­el verbinden. Geschäfte müssen zudem Erlebnisqu­alität bieten, sagen Experten. Sie sollten Orte sein, an denen die Menschen gerne ihre Freizeit verbringen, sich mit Freunden treffen. Malls wie die Schadow Arkaden zeigen schon heute, wohin die Reise geht.
 ??  ?? Auf dem Düsseldorf­er Gewerbeimm­obilienmar­kt gibt es Engpässe, aber häufig passen Angebot und Nachfrage zusammen. Was müssen neue wie auch Bestandsob­jekte bieten, um den Ansprüchen der Nutzer zu genügen? Darüber tauschten sich Experten beim Roundtable der RP aus (v.l.: Michael Klimmeck und Andree Jansen, TÜV Rheinland; Birthe Nordhues, Aengevelt; Christoph Langen und Manfred Langen, Langen Unternehme­nsgruppe).
Auf dem Düsseldorf­er Gewerbeimm­obilienmar­kt gibt es Engpässe, aber häufig passen Angebot und Nachfrage zusammen. Was müssen neue wie auch Bestandsob­jekte bieten, um den Ansprüchen der Nutzer zu genügen? Darüber tauschten sich Experten beim Roundtable der RP aus (v.l.: Michael Klimmeck und Andree Jansen, TÜV Rheinland; Birthe Nordhues, Aengevelt; Christoph Langen und Manfred Langen, Langen Unternehme­nsgruppe).
 ??  ?? Düsseldorf war Vorreiter in Sachen Hochhausba­u. Heute sehen viele Experten wieder eine Chance darin, den Blick nach oben zu richten. Ein Hochhaus kann einen Mehrwert für den Stadtraum bieten.
Düsseldorf war Vorreiter in Sachen Hochhausba­u. Heute sehen viele Experten wieder eine Chance darin, den Blick nach oben zu richten. Ein Hochhaus kann einen Mehrwert für den Stadtraum bieten.
 ??  ?? Moderne Büros – ob im Neubau oder einem revitalisi­erten Bestandsge­bäude – müssen den Nutzern gefallen. Die wollen heute vor allem eines: Flexibilit­ät. Neue Projekte in der Stadt zeigen die Richtung an.
Moderne Büros – ob im Neubau oder einem revitalisi­erten Bestandsge­bäude – müssen den Nutzern gefallen. Die wollen heute vor allem eines: Flexibilit­ät. Neue Projekte in der Stadt zeigen die Richtung an.
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Einzelhand­el, Büro, Hotel: Mehrfachnu­tzungen ermögliche­n eine effiziente Verwertung knapper Flächen. Gerade in der Innenstadt, wie hier an der GrafAdolf-Straße mit dem Konzept „Crown“.

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