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Erzbischof von Lyon will Papst um Entlassung bitten
LYON (dpa/kna) Frankreichs höchster katholischer Würdenträger hat nach seiner Verurteilung wegen Vertuschung von Missbrauchsvorwürfen seinen Rücktritt angekündigt. Er werde diesen beim Papst einreichen, kündigte Kardinal Philippe Barbarin am Donnerstag in Lyon an: „Ich habe entschieden, zu gehen und den Heiligen Vater zu sehen, um ihm meinen Rücktritt anzubieten.“Er werde den Papst „in ein paar Tagen“treffen. Der französische Kardinal war am Donnerstag zu sechs Monaten Bewährungsstrafe verurteilt worden. Der Erzbischof von Lyon musste sich seit Anfang Januar zusammen mit sechs anderen Geistlichen vor Gericht verantworten. Der Priester Bernard Preynat soll der Zeitung „La Croix“zufolge in den 70er Jahren im Erzbistum Lyon bis zu 70 Kinder missbraucht haben.
Barbarin gab an, erst 2014 von den Vorfällen erfahren zu haben, als das mutmaßliche Opfer Alexandre Hezez ihn kontaktierte. Doch die Informationen nach einem Treffen seien „vage“gewesen, so Barbarin. Bereits 2016 war gegen ihn wegen Nichtanzeige sexueller Übergriffe des gleichen Priesters ermittelt worden. Damals stellte die Staatsanwaltschaft das Verfahren nach einigen Monaten ein; es habe keine Hinweise auf eine Straftat des Kardinals gegeben. In Frankreich wurden schon 2001 und 2018 zwei Bischöfe für die Nichtanzeige von Übergriffen zu Bewährungsstrafen verurteilt.