Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Silberner Start für Biathleten
Auch ohne die erkrankte Spitzenläuferin Laura Dahlmeier legen die Deutschen einen guten Start in die BiathlonWeltmeisterschaften hin. Nur Norwegen ist besser.
ÖSTERSUND (dpa) Die deutschen Biathleten haben zum Auftakt der Weltmeisterschaften im schwedischen Östersund Silber in der Mixed-Staffel geholt und damit den Grundstein für erfolgreiche Titelkämpfe gelegt. Ohne die wegen einer Erkältung angeschlagen fehlende Laura Dahlmeier mussten sich Vanessa Hinz, Denise Herrmann, Arnd Peiffer und Benedikt Doll am Donnerstag nur den herausragenden Norwegern geschlagen geben.
Das deutsche Quartett leistete sich insgesamt neun Nachladeram Schießstand und hatte am Ende 13,1 Sekunden Rückstand auf den neuen Champion. Die erfolgreiche Titelverteidigung von 2017 verpassten die Deutschen somit knapp. Bronze sicherten sich die Italiener – allerdings bereits mit einem gehörigen Abstand von 1:09,6 Minuten.
„Wir freuen uns auf alle Fälle riesig über die Silbermedaille, die ist absolut gewonnen und nicht Gold verloren. Das war bravourös von allen Vieren“, sagte Bundestrainer Mark Kirchner im Zielraum hochzufrieden nach einem Auftakt, der dem ganzen Team Mut machen sollte.
Schlussläufer Doll kämpfte beim finalen Schießen sogar um Gold, als er den Rückstand zunächst beinahe aufgeholt hatte, musste sich aber dem exzellenten Schützen Vetle Sjastad Christiansen beugen. „Ich bin erhöhtes Risiko gegangen. Vetle war einfach der bessere Schütze“, sagte Doll nach zwei Nachladern im Stehendschießen der ARD. Im Ziel fiel er seinen freudestrahlenden Teamkollegen in die Arme.
Bei ihrem ersten WM-Erfolg der Titelkämpfe 2019 und der neunten Mixed-Medaille insgesamt ließen sich die Deutschen auch nicht davon irritieren, dass Doppel-Olympiasiegerin Dahlmeier wenige Stunden vor dem Rennen ihren Start aufgrund einer Erkältung als Vorsichtsmaßnahme absagen musste. Dahlmeier und die Ärzte im deutschen Team wollten auf keinen Fall ein Risiko eingehen.
Bei minus fünf Grad Celsius und zeitweise starkem Schneefall schickte Hinz nach zwei Nachladern im Stehendanschlag Dahlmeier-Ersatz Herrmann als Sechste (+ 29,8 Sekunden) hinter den führenden Italienerinnen ins Rennen. „Ich hätte es gerne etwas besser gemacht und als Erste übergeben“, sagte Hinz. Sie konnte sich allerdings auf ihre Kollegin verlassen.
In Östersund hatte die frühere Langläuferin Herrmann im Dezember 2017 ihre ersten beiden Weltcup-Siege bei den Skijägern gefeiert. Und diese positiven Erinnerungen nahm die Oberwiesenthalerin ganz offensichtlich mit in ein couragiertes Rennen. Auf der schweren Strecke unweit des Storsjön-Sees spielte die 30-Jährige ihre Laufstärke aus und war kurz nach dem ersten Schießen an der Spitze.
Doch in ihrem schwächeren Stehendanschlag musste Herrmann zittern und konnte mit drei Extra-Patronen die Strafrunde gerade so vermeiden. Aber ihren Rückstand von 18,2 Sekunden pulverisierte die Sächsin dank einer überragenden Laufleistung und setzte kurz vor dem Wechsel sogar noch erfolgreich die Attacke auf Platz eins. Sie übergab dem Männer-Duo das Rennen an der Spitze. „Die Strecke liegt mir, das weiß ich. Es wurde alles abverlangt, und es ist gut für mich ausgegangen“, sagte Herrmann, die zudem „Bomben-Material“an den Füßen hatte, wie sie beteuerte. Sie hatte erst am Mittwochabend von ihrem Einsatz erfahren. Da hatte die erkältete Dahlmeier ihren Verzicht aufs Rennen erklären müssen. „Es ist schade für Laura, aber ich bin froh, dass ich laufen durfte“, sagte Herrmann nach der ersten WM-Medaille ihrer Karriere.
Sprint-Olympiasieger Peiffer ging zeitgleich mit Norwegens Star Johannes Thingnes Bö und dem Italiener Lukas Hofer ins Rennen. Peiffer, der in Soldier Hollow erkältet gefehlt und einen Monat lang keinen Wettkampf bestritten hatte, zeigte eine starke Leistung. Der 31-jährige Harzer musste nur den zwölfmaligen Saisonsieger Bö um 15,4 Sekunden ziehen lassen. „Ich hätte gerne zusammen mit ihm übergeben. Aber da hat es nicht ganz gereicht“, sagte Peiffer. Immerhin legte er bereits einen ordentlichen Abstand zu Hofer hin.
Doll, der nach dem Saison-Aus von Simon Schempp erstmals in einem großen Rennen als Schlussläufer ran durfte, sicherte dann die Medaille.
Die nächste Medaillenchance gibt es im Sprint am Freitag (16.15 Uhr/ ARD und Eurosport). Da und in der Verfolgung am Sonntag soll dann auch die siebenmalige Weltmeisterin Dahlmeier antreten können.