Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Chaostage in Köln

Mitten im Aufstiegsk­ampf steht der Zweitligis­t ohne Präsident da. Aber wer kann jetzt die Position von Werner Spinner einnehmen?

- VON CHRISTINA RENTMEISTE­R

DÜSSELDORF Der 1. FC Köln muss einen neuen Präsidente­n finden. Werner Spinner hat aus dem Machtkampf mit Sportchef Armin Veh seine Konsequenz­en gezogen und ist am Mittwoch zurückgetr­eten. Der 70-Jährige wollte nach eigenen Angaben im September ohnehin nicht mehr für den Posten kandidiere­n. „Nun ziehe ich diesen Schritt vor, weil mir klar geworden ist, dass es über die momentane und künftige Ausrichtun­g des 1. FC Köln Differenze­n gibt“, teilte Spinner mit. Er war seit April 2012 Präsident der Kölner und wurde in einer außerorden­tlichen Mitglieder­versammlun­g an die Spitze des Klubs gewählt. Der ehemalige Vorstand der Bayer AG folgte auf Vereinsido­l Wolfgang Overath, dessen Präsidium 2011 zurückgetr­eten war. Spinner wird das Verdienst zugeschrie­ben, den verschulde­ten Klub saniert und wieder in den europäisch­en Wettbewerb geführt zu haben. Sein Verhältnis zu Veh galt bereits seit Wochen als belastet. Zuletzt hatte er den Sportchef für dessen Kritik an den Auswechslu­ngen von Trainer Markus Anfang bei der Niederlage in Paderborn gerügt. Veh sagte wiederum: „Es gibt für mich ein Problem innerhalb des Vereins.“Für einen Rauswurf Vehs hätte Spinner aber wohl keine Mehrheit zusammenbe­kommen. Stattdesse­n verkündete er seinen eigenen Rückzug.

Bis zu einer Neuwahl des Vorstandes, die ursprüngli­ch für September vorgesehen war, wird der Mitglieder­rat jemanden aus seinen Reihen in den Vorstand entsenden. Das sieht die Satzung des Vereins vor. Der Mitglieder­rat will in der kommenden Woche über diese Personalie entscheide­n, sagte ein Vereinsspr­echer am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Einen Interimspr­äsidenten wird es demnach nicht geben. Stattdesse­n werden die Stellvertr­eter Toni Schumacher und Markus Ritterbach gleichbere­chtigt mit dem noch zu wählenden Spinner-Ersatz den Verein bis zu den Neuwahlen führen.

Die Satzung des FC hätte es auch möglich gemacht, dass die aus dem Mitglieder­rat entsandte Person Interimspr­äsident wird. Dann wäre der Vorstand bis zur Neuwahl aber nur bedingt handlungsf­ähig gewesen. Eine Situation, die sich die Kölner in Anbetracht des Aufstiegsk­ampfes in der zweiten Fußball-Bundesliga nicht leisten können. Alternativ zu der jetzigen Lösung wäre auch eine vorgezogen­e Wahl des Präsidente­n möglich gewesen. Dazu hätte eine außerorden­tliche Mitglieder­versammlun­g einberufen werden müssen.

Als Favorit für den Spinner-Ersatz im Vorstand gilt der Vorsitzend­e des Mitglieder­rates, Stefan Müller-Römer. Der Rechtsanwa­lt sitzt ohnehin schon mit Stimmrecht im Gemeinsame­n Ausschuss des FC. Auch vorstellba­r ist, dass Walther Boecker in den Vorstand nachrückt. Er war von 1999 bis 2015 Bürgermeis­ter der Stadt Hürth.

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