Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Chaostage in Köln
Mitten im Aufstiegskampf steht der Zweitligist ohne Präsident da. Aber wer kann jetzt die Position von Werner Spinner einnehmen?
DÜSSELDORF Der 1. FC Köln muss einen neuen Präsidenten finden. Werner Spinner hat aus dem Machtkampf mit Sportchef Armin Veh seine Konsequenzen gezogen und ist am Mittwoch zurückgetreten. Der 70-Jährige wollte nach eigenen Angaben im September ohnehin nicht mehr für den Posten kandidieren. „Nun ziehe ich diesen Schritt vor, weil mir klar geworden ist, dass es über die momentane und künftige Ausrichtung des 1. FC Köln Differenzen gibt“, teilte Spinner mit. Er war seit April 2012 Präsident der Kölner und wurde in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung an die Spitze des Klubs gewählt. Der ehemalige Vorstand der Bayer AG folgte auf Vereinsidol Wolfgang Overath, dessen Präsidium 2011 zurückgetreten war. Spinner wird das Verdienst zugeschrieben, den verschuldeten Klub saniert und wieder in den europäischen Wettbewerb geführt zu haben. Sein Verhältnis zu Veh galt bereits seit Wochen als belastet. Zuletzt hatte er den Sportchef für dessen Kritik an den Auswechslungen von Trainer Markus Anfang bei der Niederlage in Paderborn gerügt. Veh sagte wiederum: „Es gibt für mich ein Problem innerhalb des Vereins.“Für einen Rauswurf Vehs hätte Spinner aber wohl keine Mehrheit zusammenbekommen. Stattdessen verkündete er seinen eigenen Rückzug.
Bis zu einer Neuwahl des Vorstandes, die ursprünglich für September vorgesehen war, wird der Mitgliederrat jemanden aus seinen Reihen in den Vorstand entsenden. Das sieht die Satzung des Vereins vor. Der Mitgliederrat will in der kommenden Woche über diese Personalie entscheiden, sagte ein Vereinssprecher am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Einen Interimspräsidenten wird es demnach nicht geben. Stattdessen werden die Stellvertreter Toni Schumacher und Markus Ritterbach gleichberechtigt mit dem noch zu wählenden Spinner-Ersatz den Verein bis zu den Neuwahlen führen.
Die Satzung des FC hätte es auch möglich gemacht, dass die aus dem Mitgliederrat entsandte Person Interimspräsident wird. Dann wäre der Vorstand bis zur Neuwahl aber nur bedingt handlungsfähig gewesen. Eine Situation, die sich die Kölner in Anbetracht des Aufstiegskampfes in der zweiten Fußball-Bundesliga nicht leisten können. Alternativ zu der jetzigen Lösung wäre auch eine vorgezogene Wahl des Präsidenten möglich gewesen. Dazu hätte eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen werden müssen.
Als Favorit für den Spinner-Ersatz im Vorstand gilt der Vorsitzende des Mitgliederrates, Stefan Müller-Römer. Der Rechtsanwalt sitzt ohnehin schon mit Stimmrecht im Gemeinsamen Ausschuss des FC. Auch vorstellbar ist, dass Walther Boecker in den Vorstand nachrückt. Er war von 1999 bis 2015 Bürgermeister der Stadt Hürth.