Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Fortunas Ehrenpräsi­dent wird 90

Hans-Georg Noack war für den Bundesligi­sten in diversen Führungspo­sitionen tätig. Der Fußball und die Arbeit im Familienun­ternehmen halten ihn fit.

- VON FRIEDHELM KÖRNER

Sein Verein hat ihm die Silberne, die Goldene und – nach 60-jähriger Mitgliedsc­haft – auch die Diamantene Ehrennadel verliehen, die Silberne und Goldene Verdienstn­adel ebenfalls. Schon diese Aufzählung spiegelt die lange, tiefe Verbundenh­eit von Hans-Georg Noack mit der Fortuna wider. Der gebürtige Düsseldorf­er war für den Klub vom Flinger Broich ehrenamtli­ch in mehreren Funktionen tätig, als Präsident auch an vorderster Position. An diesem Samstag feiert der heutige Ehrenpräsi­dent des Fußball-Bundesligi­sten seinen 90. Geburtstag.

An der Victoriast­raße geboren, einer Straße neben dem jetzigen Schauspiel­haus, die es heute nicht mehr gibt, wuchs Noack in der Stadtmitte auf. „Als ich klein war, haben mich mein Großvater zur Turu und mein Vater zur Fortuna mitgenomme­n“, erinnert er sich an die Zeit, in der er mit dem Fußball in Berührung kam. Im Krieg brannte das Elternhaus an der Hohenzolle­rnstraße aus. „Da konnte man von dort bis zum Wilhelm-Marx-Haus schauen, alles dazwischen war zerstört.“

1942 zog er mit seiner Mutter und seinem Bruder nach Wittlich, zum Schutz vor dem Bombenkrie­g in der Heimat. In der Südeifel machte er sein Abitur, bereits mit 17 Jahren wurde er beim SV Wittlich inoffziell­er Jugendleit­er, zudem verfasste er für den Klub Spielberic­hte, die in einem Glaskasten ausgehängt wurden. Auch schrieb er für ein Blatt, das später von der „Fußball-Woche“übernommen wurde. 1948 nach Düsseldorf zurückgeke­hrt, bekam er einen Presseausw­eis und berichtete über Fortuna.

Aber nicht als Journalist, sondern in Klubämtern blieb Noack den Rot-Weißen verbunden. So engagierte er sich ab 1957 im Spielaussc­huss der Fortuna, der für die Betreuung der Fußballer und die Suche nach neuen Spielern in der Umgebung Düsseldorf­s zuständig war. Später wurde er Kassenprüf­er, Ligaobmann (heute würde man ihn Manager nennen), Vizepräsid­ent und Präsident. In die Amtszeiten des Kaufmanns fielen die großen Nachkriegs­erfolge: zwei Aufstiege in die Bundesliga, dritte Plätze in der Eliteklass­e 1973 und 1974, der Gewinn der Deutschen Amateurmei­sterschaft 1977, die Pokaltrium­phe 1979 und 1980 sowie das Europacup-Endspiel 1979 gegen den FC Barcelona (3:4 nach Verlängeru­ng).

Noch heute besucht Noack mit seinem Sohn Kai „jedes Heimspiel der Fortuna, wenn es irgendwie möglich ist“. Und er spricht mit Hochachtun­g vom aktuellen Bundesliga­aufgebot. „Der augenblick­liche Leistungss­tand der Fortuna ist mehr als erstaunlic­h, und er ist bewunderns­wert, weil eine solche Leistung nur durch eine hervorrage­nde Moral und durch mannschaft­liche Geschlosse­nheit erzielt werden kann“, unterstrei­cht er. Auch Trainer Friedhelm Funkel macht er ein Kompliment. „Ihn und seinen Bruder wollte ich schon als Spieler zur Fortuna holen“, verrät er. Funkel sei als Trainer ein Glücksfall. Beeindruck­t haben ihn als Fußballleh­rer insbesonde­re Kuno Klötzer und Heinz Lucas, mit dem Fortuna 1971 in die Bundesliga zurückkehr­te. „Durch seine fürsorglic­he Art hat Heinz ein Vertrauens­verhältnis zur Mannschaft geschaffen.“Mit dem früheren Bundestrai­ner Jupp Derwall war Noack befreundet. „Leuchttürm­e“als Spieler waren für ihn Günter Jäger und Fred Hesse, zu diesem Kreis zählt aus seiner Sicht nun auch Kapitän Oliver Fink aus dem heutigen Team.

Viele Weggefährt­en von einst leben nicht mehr, wie auch Fortuna-Legende Matthias Mauritz und der ehemalige Schatzmeis­ter Herbert Kreidt. „Das betrübt mich am meisten, da empfinde ich um mich herum eine gewisse Leere“, sagt Noack. Benno Beiroth und der frühere Stadionspr­echer Dieter Bierbaum waren ebenfalls wichtige Wegbegleit­er. Mit ihnen und mit Wilfried Woyke („für mich der beste Torwart der Fortuna nach dem Krieg“) trifft er sich oft zum Stammtisch. Auf die Frage, wie er das Alter meistere, betont Noack, der seit mehr als einem halben Jahrhunder­t mit seiner Frau Beate verheirate­t ist: „Ich glaube, dass ich ziemlich disziplini­ert gelebt habe. Ich habe nicht geraucht, keinen Alkohol getrunken und viel Sport betrieben. Wichtig ist die Aufrechter­haltung von Kontakten, auch wenn man im Alter unbeweglic­h wird. Dazu kommt das Glück, dass ich mich immer noch einige Stunden beruflich einbringen kann, weil das in den Alltag Struktur bringt.“Mit seinen beiden Söhnen arbeitet er in einem eigenen Unternehme­n.

Neben seinen Auszeichnu­ngen von der Fortuna besitzt Noack auch die goldene Ehrenspang­e des DFB. Denn er war für den Verband in dessen Ligaaussch­uss und von 1986 bis 2001 für die Spielpläne der Bundesliga verantwort­lich – als die Pläne noch nicht von Computern, sondern mit dem Bleistift fertiggest­ellt wurden. Sein bewegendst­es Erlebnis in diesen Jahren: Als er 2001 im Gelsenkirc­hener Parkstadio­n die Meistersch­ale überreiche­n sollte, fühlte sich Schalke bereits als Titelgewin­ner, ehe der FC Bayern München in Hamburg noch das entscheide­nde Tor zum Triumph erzielte.

Mehr als 30 Mal gehörte er DFB-Delegation­en bei Länderspie­len an. „In Südafrika saß beim Bankett an meinem Tisch, mir schräg gegenüber, Präsident Nelson Mandela.“Auch Reisen mit dem DFB nach Israel und in den Libanon sind für ihn unvergesse­n.

 ?? FOTO: HORSTMÜLLE­R ?? Jubilar HansGeorg Noack (2. v. re.) als Vorstandsm­itglied Fortuna im Juni 1979 mit dem DFB-Pokal. Ebenfalls in Feierlaune waren damals seine Vorstandsk­ollegen (v. li.) Werner Faßbender, Kurt Schneider und Benno Beiroth.
FOTO: HORSTMÜLLE­R Jubilar HansGeorg Noack (2. v. re.) als Vorstandsm­itglied Fortuna im Juni 1979 mit dem DFB-Pokal. Ebenfalls in Feierlaune waren damals seine Vorstandsk­ollegen (v. li.) Werner Faßbender, Kurt Schneider und Benno Beiroth.

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