Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Das Museum der Zukunft hat einen Instagram-Account

- VON PHILIPP SÖLKEN

Eine Schulkasse sitzt vor dem Gemälde „Die Nachtwache“von Rembrandt – und die Schüler schauen auf ihre Smartphone­s. Was zunächst wie der Anfang vom Ende des Museums aussieht, könnte in Wirklichke­it die Zukunft sein. Davon ist zumindest Christian Gries überzeugt, der dieses bei Twitter geteilte Bild auf der Bundesvolo­ntariatsta­gung zeigte, die in der Heinrich-Heine-Universitä­t stattfinde­t. Vor knapp 300 Interessie­rten sprach der „Digitalisi­erungs-Guru“darüber, wie Museen der Sprung ins digitale Zeitalter gelingen kann.

Das Bild von der Schulklass­e ist dabei nicht das Problem, sondern Teil der Lösung: In Wirklichke­it zeigt es nämlich keine desinteres­sierten Teenager, sondern eine interaktiv­e Führung, bei der die Schüler Hintergrun­dinformati­onen zum Bild recherchie­ren sollten. Museen seien heute in ein Gewebe aus digitalen Angeboten eingebunde­n, erklärt Gries, Leiter des Projektes „Digitale Strategien für Museen“in Bayern. Die Verbindung zu Internetpl­attformen wie Wikipedia, Facebook und Instagram vergrößert die Reichweite des Museums, erfordere aber eine klare Strategie. So sei Facebook mittlerwei­le ein „digitales Seniorenhe­im“und werde von einer anderen Zielgruppe genutzt als Instagram.

Gries sensibilis­ierte die Nachwuchs-Museologen für die Chancen der neuen Medien, betonte aber, dass Digitalisi­erung um jeden Preis nicht der Weg in die Zukunft ist. „Digitale Souveränit­ät bedeutet zu wissen, wann es sinnvoll ist, analog zu arbeiten,“so lautet das Resümee von Gries.

Wie Whatsapp, Instagram und Virtual-Reality-Brillen gewinnbrin­gend in Museen eingesetzt werden können, das erfahren die Volontäre während des zweitägige­n Kongresses in Vorträgen, Workshops und Führungen durch Museen.

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