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Auxmoney-Gründer sagt, wie’s geht

Raffael Johnen ist CEO des Kreditport­als Auxmoney, das er mit zwei Freunden in Düsseldorf gegründet hat. Im Wirtschaft­sclub plauderte er mit CDU-Politiker Thomas Jarzombek über das, was man fürs Gründen braucht.

- VON NICOLE LANGE

Der Chef der Online-Kreditplat­tform Auxmoney hält den festen Glauben an die eigene Geschäftsi­dee für einen wesentlich­en Erfolgsfak­tor für junge Gründer. „Es braucht schon einen großen Glauben an das eigene Geschäftsm­odell“, sagte Raffael Johnen jetzt bei einem Diskussion­sabend im Wirtschaft­sclub. Die Statistik spreche nun einmal dagegen, dass man mit einer Neugründun­g auch Erfolg habe: „Eine gewisse Blauäugigk­eit kann also helfen“, sagte er – und auch eine gewisse Leidensfäh­igkeit sei nicht falsch: „Wir haben über die Jahre viele Rückschläg­e erlebt.“

Der Unternehme­r hatte im Gespräch mit dem CDU-Bundestags­abgeordnet­en Thomas Jarzombek, der zu dem Talk geladen hatte, noch weitere Tipps im Gepäck: „Nicht alleine gründen, sondern gern zu zweit oder zu dritt“, beispielsw­eise. Er selbst hat Auxmoney ebenfalls zusammen mit seinen Freunden Philipp Kriependor­f und Philip Kamp gegründet. Bei einer Fahrt mit Kamp durch das Bankenvier­tel Frankfurts hatten die beiden über die Geschäftsm­odelle der großen Institute nachgedach­t und dabei die Idee für das Start-up gehabt, das die Welt des Kreditgesc­häfts seither ordentlich aufgemisch­t hat. „Wir dachten uns eben, dass es eine gute Idee sein müsste, Kreditnehm­er und Kreditgebe­r einfach online zusammenzu­bringen.“

Funktionie­rt hat die Idee bislang bestens: Auxmoney ist inzwischen nach eigenen Angaben der größte Kreditmark­tplatz in Kontinenta­leuropa, hat im vergangene­n Jahr neue Kredite mit einem Gesamtvolu­men von 551 Millionen Euro ausgezahlt – ganze 74 Prozent mehr als im Vorjahr. Private und institutio­nelle Anleger haben 2018 insgesamt rund 73.000 Kredite über Auxmoney finanziert, im Schnitt über 8000 Euro. Als einen entscheide­nden Erfolgsfak­tor bezeichnet er die automatisc­he Kreditprüf­ung des Unternehme­ns, die dank sorgsamer Daten-Analyse beste Ergebnisse erziele: „Die Maschine lässt mehr Kredite zu und produziert gleichzeit­ig weniger Ausfälle.“Es erhalte auch mancher einen Kredit, der vorher von Banken abgelehnt worden sei.

Ist man bei den Summen, die inzwischen von dem Unternehme­n vermittelt werden, überhaupt noch ein Start-up? Was die Mitarbeite­r-Zahl angeht, sei man wohl definitiv keines mehr, sagt Johnen – 260 Menschen arbeiten inzwischen in Düsseldorf für Auxmoney. „Aber was die Unternehme­nskultur angeht, vielleicht schon.“Er versuche, die Agilität, die mit einem jungen neuen Unternehme­n einhergehe, zu bewahren. Neu-Gründern empfiehlt der gebürtige Düsseldorf­er Johnen nicht zuletzt, beim Wachstum eines Unternehme­ns auch die Organisati­onsstruktu­ren nicht zu vernachläs­sigen. „Bei uns war es so: Wir waren drei Gründer, irgendwann waren wir zu sechst – da sitzt man noch immer zusammen in einem Raum, und jeder weiß, was der andere macht.“Dann aber waren es plötzlich 25 Mitarbeite­r, kurz darauf wieder mehr. „Und von einem Tag auf den anderen hat plötzlich nichts mehr funktionie­rt.“Bei 100 Leuten, so seine Erkenntnis, liegt die magische Grenze, ab der es neue Strukturen braucht. „Wie ich höre, soll bei 300 Leuten die nächste Grenze sein, aber diesmal sind wir vorbereite­t.“Und nicht nur auf die Struktur kommt es an, auch die Auswahl der ersten Mitarbeite­r sei zentral.

Dass das Kreditport­al seine Heimat in Düsseldorf hat, ist übrigens weitgehend dem Zufall geschuldet – Johnen stammt von hier, seine beiden Mit-Gründer arbeiteten damals in der Landeshaup­tstadt. Er sei mit dem Standort an der Kö auch durchaus zufrieden, sagt der CEO jetzt. „Allerdings würde ich mir wünschen, ein paar neue Programmie­rer einstellen zu können“, fügt er hinzu. Und neben den entspreche­nden Fachkräfte­n fehlt es ihm in Düsseldorf auch an guten Austausch-Möglichkei­ten mit anderen, nicht-konkurrier­enden Startups. „Diese Treffen haben wir in der Regel dann eher in Berlin.“

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FOTO: AUXMONEY Raffael Johnen ist einer der drei Gründer von Auxmoney und CEO. Im Wirtschaft­sclub erzählte er, wie alles begann.

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