Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Rollatoren sind häufig zu schwer

Wer nicht mehr fit genug ist, hat Anspruch auf eine Gehhilfe. Doch die von den Krankenkas­sen bezahlten Modelle sind oft nicht alltagstau­glich. Die Alternativ­en sind teuer.

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(tmn) Einkaufsbu­mmel und Spaziergän­ge sind auch und gerade im Alter wichtig – auch dann, wenn man eine Gehhilfe benötigt. Doch macht nicht jeder Rollator den Alltag im Alter wirklich leichter. Und oft sind es vor allem die Standardro­llatoren auf Rezept, die ihren Besitzern mehr Ärger als Freude bereiten. Das hat die Stiftung Warentest bei einer Untersuchu­ng von zwölf Rollatoren herausgefu­nden („test“-Ausgabe 3/2019).

Vier davon waren sogenannte Querfalter aus Stahl für 60 bis 100 Euro pro Gerät. Wegen des recht niedrigen Preises zahlen Krankenkas­sen oft nur für solche Rollatoren, im Test schnitten alle vier aber eher schlecht ab: Drei der vier Kandidaten bekamen nur die Note „ausreichen­d“, der Vierte sogar ein „Mangelhaft“– wegen eventuell krebserreg­ender Schadstoff­e im Griff. Das Modell ist seit Herbst 2018 aber nicht mehr auf dem Markt, wie die Stiftung unter Berufung auf den Hersteller erklärt.

Hauptkriti­kpunkt an den Standardmo­dellen ist das Gewicht. Dieses Problem wird auch nicht behoben durch die Änderung des Verzeichni­s der Hilfs- und Pflegehilf­smittel, die der Spitzenver­band der Gesetzlich­en Krankenver­sicherunge­n (GKV ) jüngst angekündig­t hat. Nach den Plänen sollen Rollatoren künftig höchstens zehn Kilo wiegen. Dieses Kriterium erfüllen drei der vier getesteten Standardmo­delle aber schon jetzt. Mit einem Gewicht zwischen neun und zehn Kilo sind sie trotzdem zu schwer, urteilten die Tester.

In Kombinatio­n mit der unhandlich­en Bedienung seien die schweren Stahl-Rollatoren im Alltag kaum zu gebrauchen: Kopfsteinp­flaster oder Kieswege lassen sich damit nur schwer befahren, Bordsteink­anten werden zum unüberwind­lichen Hindernis. Und der umständlic­he Klappmecha­nismus sorgt dafür, dass sich die Kassenroll­atoren für den Transport nur schwer falten lassen. Selbst wenn der Mechanismu­s funktionie­rt, landet schnell ein Finger darin.

Die Alternativ­e zu den Stahl-Querfalter­n sind Längsfalte­r aus Karbon oder Aluminium. Sie sind teils deutlich leichter – selbst der schwerste Kandidat wiegt nur 7,5 Kilogramm – und damit alltagstau­glicher. Oft lassen sie sich mit einem Handgriff zusammenkl­appen. Im Test erhalten die meisten Längsfalte­r die Note „befriedige­nd“, „gut“sind nur die Modelle Vital Carbon von Russka und Troja 2G Premium von Topro für 535 beziehungs­weise 410 Euro. Die anderen Längsfalte­r sind günstiger, mit Preisen ab etwa 200 Euro aber noch immer deutlich teurer als die Querfalter.

Die leichten und teuren Rollatoren gibt es nur in Ausnahmefä­llen auf Rezept, erklärt die Stiftung Warentest – nämlich dann, wenn betroffene Menschen zudem unter schwerer Atemnot oder Muskel- und Gelenkerkr­ankungen zu leiden haben.

Wer nur Anspruch auf ein Standardmo­dell hat, aber trotzdem einen besseren Rollator will, muss dafür selbst bezahlen. Die Krankenkas­se schießt dann Geld zu – meist etwa so viel, wie sie auch für einen Standardro­llator bezahlen würde.

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FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA-TMN Die Stiftung Warentest hat zwölf Rollatoren getestet. Glatter Asphalt ist für die meisten Gehhilfen kein Problem, doch auf unebenem Boden gibt es große Unterschie­de.
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