Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Wald-Knigge für Hund und Halter

Friedl Kreidl vom Hegering Meerbusch veranstalt­et Benimmmkur­se für Vierbeiner und deren Besitzer. In den Meerbusche­r Wäldern gibt es keine Probleme mit wildernden Hunden. Aber immer wieder sind Tiere unangelein­t.

- VON DANIEL SCHRADER UND VERENA BRETZ

Ein Blätterras­cheln hier, ein Trittgeräu­sch dort – und schon sind viele Hunde bei ihrem Spaziergan­g durch den Wald in Lauerposit­ion: Hat sich da etwa ein Tier bewegt? Im Instinkt der Vierbeiner liegt es dann, sofort hinterherz­urennen und die Beute zu jagen oder sogar zu reißen. Wildtiere wie Kaninchen oder Rehe werden dabei immer wieder verletzt oder getötet. Friedl Kreidl vom Hegering Meerbusch will den Hunden Einhalt gebieten. In sogenannte­n Hunde-Benimmkurs­en bringt er Mensch und Tier das richtige Verhalten für einen Ausflug in den Wald bei.

Denn gerade Jagdmischl­ingen liege es in den Genen, allem, was sich bewegt, hinterherz­ueilen. Hinzu komme eine gewisse Ungehorsam­keit, die einige Hunde an den Tag legten. „Es ist nicht leicht, den Tieren dieses Verhalten abzugewöhn­en“, sagt Kreidl, der schon seit 15 Jahren sein Wissen über Vierbeiner weiterverm­ittelt. Dafür brauche es viel Zeit und vor allem Konsequenz.

Die Idee zu diesem Seminar kam von den Mitglieder­n des Hegerings, um so den richtigen Umgang mit Hunden in eine breite Öffentlich­keit zu tragen. Denn immer wieder kommt es durch frei laufende Hunde zu Verletzung­en von anderen Tieren.

Johannes Kemper kennt solche Fälle. Der Förster arbeitet beim Landesbetr­ieb Wald und Holz des Regionalfo­rstamts Niederrhei­n und ist seit August 2018 auch für die Meerbusche­r Wälder zuständig. In seinen Revieren findet er hin und wieder tot gebissene Kitze. In einem Fall standen Hund und Halter sogar noch über dem getöteten Tier, erzählt er. Aber: In Meerbusch habe er solche Entdeckung­en bislang noch nie gemacht. Dass auch dort Wild gerissen wird, kann er allerdings nicht ausschließ­en.

Um eben das zu vermeiden, vermittelt Friedl Kreidl den Hunden in seinem Kursus erst einmal grundlegen­de Befehle wie „Sitz“und „Platz“, bevor es zu weiteren Verhaltens­übungen kommt. Ein wichtiger Faktor seien dabei die Hundehalte­r selbst. Denn ihre Beharrlich­keit entscheide­t über den Erfolg des Kurses. „Es ist wichtig, dass die Besitzer die Hinweise auch zu Hause umsetzen“, sagt Kreidl. Vielen Besitzern falle es aber schwer, ihrem Hund gegenüber konsequent aufzutrete­n. Statt das Tier zu „betüddeln“, brauche es in diesen Fällen klare Ansagen.

Daneben bringt Kreidl den Hundehalte­rn auch Grundregel­n zum Spaziergan­g im Wald bei. Denn nicht nur jagende Hunde sind ein Problem für die Wälder. Auch Spaziergän­ger, die die vorgegeben­en Wege verlassen, sind ein Ärgernis für Jäger und Förster. Zwar mag ein Wald wie eine große Fläche zum Austoben wirken, doch trotzdem gibt es auch dort Regeln, die Tiere und Passanten zu befolgen haben, sagt der Fachmann.

Laut Landesfors­tgesetz etwa müssen Hunde außerhalb der Waldwege angeleint sein, auf dem Weg müssen sie stets unter der Kontrolle des Besitzers sein, sprich: Sie müssen in dessen Nähe sein und sofort auf Kommando hören. In ausgewiese­nen Naturschut­zgebieten wie beispielsw­eise im Meerbusche­r Herrenbusc­h müssen die Hunde ständig an der Leine geführt werden. Ein Verstoß gegen diese Regelung gilt als Ordnungswi­drigkeit. So dürfte Johannes Kemper theoretisc­h Ordnungsge­lder direkt selbst eintreiben, „aber ich habe das noch nie gemacht. Ich trete im Wald nicht als Hilfssheri­ff auf, sondern spreche die Hundehalte­r lieber an, kläre auf und informiere“, sagt er. Ein Großteil der Leute in Meerbusche­r Waldgebiet­en halte sich sowieso an die Regeln. Einige Missetäter seien einfach unwissend, andere aber auch uneinsicht­ig. Die würden dann diskutiere­n, frei nach dem Motto: „Mein Hund macht doch gar nichts!“

Doch trotz dieses ernsten Hintergrun­ds sind Friedl Kreidls Kurse nicht nur Lehrstunde­n, in denen Regelwerke herunterge­betet werden. Das beweist die positive Resonanz seiner Teilnehmer. Viele, erzählt er, würden gleich mehrere Male an seinen Übungsstun­den teilnehmen, um ihr Wissen und das Können ihres Hundes weiter zu fördern.

 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Hundekenne­r Friedl Kreidl mit seinem Hund Wicki. Die beiden gehen gerne im Wald spazieren.
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Hundekenne­r Friedl Kreidl mit seinem Hund Wicki. Die beiden gehen gerne im Wald spazieren.

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