Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Wald-Knigge für Hund und Halter
Friedl Kreidl vom Hegering Meerbusch veranstaltet Benimmmkurse für Vierbeiner und deren Besitzer. In den Meerbuscher Wäldern gibt es keine Probleme mit wildernden Hunden. Aber immer wieder sind Tiere unangeleint.
Ein Blätterrascheln hier, ein Trittgeräusch dort – und schon sind viele Hunde bei ihrem Spaziergang durch den Wald in Lauerposition: Hat sich da etwa ein Tier bewegt? Im Instinkt der Vierbeiner liegt es dann, sofort hinterherzurennen und die Beute zu jagen oder sogar zu reißen. Wildtiere wie Kaninchen oder Rehe werden dabei immer wieder verletzt oder getötet. Friedl Kreidl vom Hegering Meerbusch will den Hunden Einhalt gebieten. In sogenannten Hunde-Benimmkursen bringt er Mensch und Tier das richtige Verhalten für einen Ausflug in den Wald bei.
Denn gerade Jagdmischlingen liege es in den Genen, allem, was sich bewegt, hinterherzueilen. Hinzu komme eine gewisse Ungehorsamkeit, die einige Hunde an den Tag legten. „Es ist nicht leicht, den Tieren dieses Verhalten abzugewöhnen“, sagt Kreidl, der schon seit 15 Jahren sein Wissen über Vierbeiner weitervermittelt. Dafür brauche es viel Zeit und vor allem Konsequenz.
Die Idee zu diesem Seminar kam von den Mitgliedern des Hegerings, um so den richtigen Umgang mit Hunden in eine breite Öffentlichkeit zu tragen. Denn immer wieder kommt es durch frei laufende Hunde zu Verletzungen von anderen Tieren.
Johannes Kemper kennt solche Fälle. Der Förster arbeitet beim Landesbetrieb Wald und Holz des Regionalforstamts Niederrhein und ist seit August 2018 auch für die Meerbuscher Wälder zuständig. In seinen Revieren findet er hin und wieder tot gebissene Kitze. In einem Fall standen Hund und Halter sogar noch über dem getöteten Tier, erzählt er. Aber: In Meerbusch habe er solche Entdeckungen bislang noch nie gemacht. Dass auch dort Wild gerissen wird, kann er allerdings nicht ausschließen.
Um eben das zu vermeiden, vermittelt Friedl Kreidl den Hunden in seinem Kursus erst einmal grundlegende Befehle wie „Sitz“und „Platz“, bevor es zu weiteren Verhaltensübungen kommt. Ein wichtiger Faktor seien dabei die Hundehalter selbst. Denn ihre Beharrlichkeit entscheidet über den Erfolg des Kurses. „Es ist wichtig, dass die Besitzer die Hinweise auch zu Hause umsetzen“, sagt Kreidl. Vielen Besitzern falle es aber schwer, ihrem Hund gegenüber konsequent aufzutreten. Statt das Tier zu „betüddeln“, brauche es in diesen Fällen klare Ansagen.
Daneben bringt Kreidl den Hundehaltern auch Grundregeln zum Spaziergang im Wald bei. Denn nicht nur jagende Hunde sind ein Problem für die Wälder. Auch Spaziergänger, die die vorgegebenen Wege verlassen, sind ein Ärgernis für Jäger und Förster. Zwar mag ein Wald wie eine große Fläche zum Austoben wirken, doch trotzdem gibt es auch dort Regeln, die Tiere und Passanten zu befolgen haben, sagt der Fachmann.
Laut Landesforstgesetz etwa müssen Hunde außerhalb der Waldwege angeleint sein, auf dem Weg müssen sie stets unter der Kontrolle des Besitzers sein, sprich: Sie müssen in dessen Nähe sein und sofort auf Kommando hören. In ausgewiesenen Naturschutzgebieten wie beispielsweise im Meerbuscher Herrenbusch müssen die Hunde ständig an der Leine geführt werden. Ein Verstoß gegen diese Regelung gilt als Ordnungswidrigkeit. So dürfte Johannes Kemper theoretisch Ordnungsgelder direkt selbst eintreiben, „aber ich habe das noch nie gemacht. Ich trete im Wald nicht als Hilfssheriff auf, sondern spreche die Hundehalter lieber an, kläre auf und informiere“, sagt er. Ein Großteil der Leute in Meerbuscher Waldgebieten halte sich sowieso an die Regeln. Einige Missetäter seien einfach unwissend, andere aber auch uneinsichtig. Die würden dann diskutieren, frei nach dem Motto: „Mein Hund macht doch gar nichts!“
Doch trotz dieses ernsten Hintergrunds sind Friedl Kreidls Kurse nicht nur Lehrstunden, in denen Regelwerke heruntergebetet werden. Das beweist die positive Resonanz seiner Teilnehmer. Viele, erzählt er, würden gleich mehrere Male an seinen Übungsstunden teilnehmen, um ihr Wissen und das Können ihres Hundes weiter zu fördern.