Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Kunst zum Karfreitagsgeschehen
Ausstellung in der Apsis zeigt Installation und Papierarbeiten des Wuppertaler Künstlers und Pfarrers Michael Bracht.
Die Symbolik hat Tradition. Sie erinnert daran, dass unmittelbar als Jesus starb, der Vorhang im Tempel zerriss. „Das Ereignis in Jerusalem findet in der Kunst- und Theologiegeschichte kaum Bedeutung“, sagt Michael Bracht. In seiner Befähigung als Künstler schreibt er über eine diesem Karfreitagsgeschehen gewidmete Arbeit „Und der Vorhang zerriss von oben bis unten entzwei“. Zwei künstlerisch gestaltete, fast raumhohe Bahnen unterstreichen gleichzeitig, wie treffend die Bezeichnung „Kunst in der Apsis“für eine über anderthalb Jahrzehnte von Marlies Blauth erfolgreich geführte Reihe der Evangelischen Kirchengemeinde Osterath ist.
Die Installation in der Apsis füllt den gewölbeartigen Raum, belebt ihn und ruft parallel die Erinnerung an die Vorgänge in Jerusalem zurück. Dass dieses Thema derart anschaulich interpretiert wird, ist der zweiten Berufung des Wuppertalers Michael Bracht (Jahrgang 1961) zu verdanken. Denn er ist in seinem Hauptberuf Theologe, Pfarrer an der St. Petri-Gemeinde in Wuppertal.
Das Interesse an der Kunst wurde von Maler Edgar Hofschen (19412016) geweckt. Er lebte in der Nachbarschaft im Bergischen Land, der damals 29-jährige Bracht suchte den Kontakt, besuchte den Künstler und auch seine Ausstellungen regelmäßig: „Ich sah in der Kirche ein großes dunkelblaues Kunstwerk. Aber nicht die Farbe hat mich fasziniert, sondern die Eindringlichkeit, die Tiefe dieser Arbeit. Dieser Anblick war die Initialzündung, sich für moderne Kunst zu interessieren und auch selbst künstlerisch tätig zu sein.“Ursprünglich erstellte Bracht Gouachen, ging dann später zu Tuschearbeiten über: „Sie haben oft einen spirituellen, asiatischen Hintergrund.“Grundsätzlich arbeitet er experimentell, interessiert sich unter anderem besonders für Riss- und Reibetechniken, „sie ermöglichen viele Varianten“.
Obwohl sich der Pfarrer und Künstler verstärkt der Tusche widmet, ist die Installation für die Apsis aus Acryl-Farben entstanden – aufgebracht auf zwei Leinwand-Bahnen mit den Maßen je 135 mal 470 Zentimeter. Der Riss in der Mitte ist deutlich. Er teilt das in Purpur mit goldener Umrandung auf blauem Hintergrund dargestellte Flügelpaar eines Cherubs. „Ich habe mir die Apsis angesehen und mich für diese Darstellung entschieden“, erklärt Michael Bracht.
Erarbeitet hat er dieses Werk auf dem Fußboden des Gemeindesaals in Wuppertal: „Eine Gelegenheit zum Aufhängen gab es dort nicht.“Im Gemeindesaal der Evangelischen Kirche Osterath aber sind weitere Arbeiten zu sehen. „Abstraktion zur Wüste Sinai und zum Roten Meer“ nennt Michael Bracht die von ausgeschnittenen tuschefarbigen Papierteilen belebten Collagen. Die Ausstellung wird am Sonntag um 18 Uhr eröffnet. An der Orgel ist Jürgen Gottmann, ebenfalls aus Wuppertal, mit Bach und einer eigenen Komposition zu hören.
Ausstellung bis 21. April. Werktags 9-12 Uhr und nach Vereinbarung unter Tel. 02159 50442; Evangelische Kirche Osterath, Alte Poststraße 15.