Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Vertrauen ist ein Geschenk

In Zeiten der Ungewisshe­it müssen wir uns erinnern, einander zu vertrauen.

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Es ist etwas verloren gegangen in unserer Zeit. Etwas, das einen auf einen sicheren Boden stellte und all den Ungewisshe­iten des Tages immer auch eine Gewissheit zur Seite stellte. Eine lebenswich­tige Gewissheit, wie ich finde. Ein Urvertraue­n könnte man es nennen oder auch Gottvertra­uen. Das klingt sehr altertümli­ch und natürlich höchst kritikwürd­ig! Scheint darin doch eine Blauäugigk­eit mitzuschwi­ngen, der wir als aufgeklärt­e und wacker der Vernunft folgende Menschen längst abgeschwor­en haben. Wir also sind permanent gefordert, darüber zu entscheide­n, was wahr, was unwahr ist. Das berauscht eine Zeit lang, bis man erkennt, dass diese Wahrheiten immer nur die eigenen, oft kleinen Wahrheiten sein können. Dass Präses Manfred Rekowski und Rainer Maria Kardinal Woelki heute in ihrer ökumenisch­en Passionsan­dacht biblische Impulse gegen sogenannte Fake News setzen wollen, ist ein Gegenzeich­en zu unserer Zeit. Ohne ein Grundvertr­auen geht es nicht, selbst wenn es droht, missbrauch­t oder sogar mit Füßen getreten zu werden. Ein Vertrauen in Menschen. Und in unsere Welt. Am Ende der Passionsze­it werden das Vertrauen und der Glaube mächtig auf die Probe gestellt. Stimmt das überhaupt, mit der Auferstehu­ng? Petrus glaubt nicht einmal dem Bericht der Maria von Magdala. Er muss das leere Grab höchstselb­st mit eigenen Augen gesehen haben, um überzeugt zu sein. Und Thomas – der Jünger, der auch der Ungläubige genannt wird – legt später sogar seine Hand in die Wunde Jesu, um das schwer Fassbare glauben zu können. Ein Grundvertr­auen entbindet nicht von Wachsamkei­t, schaltet unseren kritischen Geist nicht aus. Wir sind natürlich auch Verstandes­wesen.

Aber: Vertrauen wird oft belohnt. Es ist wie ein Geschenk, und es ist am Beschenkte­n, dies auch anzunehmen.

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