Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Fortunas heimlicher Chef
Marcel Sobottka ist zurück – so stark, als wäre er nie verletzt gewesen. Dafür bangt der Trainer um Kevin Stöger.
Für Marcel Sobottka gelten manche Gesetzmäßigkeiten des Fußballs einfach nicht. Das fängt schon damit an, dass Profis für gewöhnlich nicht schon mit Anfang 20 absolute Führungspersönlichkeiten sind – der heute 24-Jährige war es bei Fortuna bereits vor zwei Jahren. Und selbst Weisheiten, die sein Trainer in mehr als drei Jahrzehnten Berufserfahrung gebildet hat, finden bei Sobottka keine Anwendung. „Wenn ein Spieler aus einer Verletzungspause zurückkommt“, pflegt Friedhelm Funkel zu sagen, „ist nicht sein erstes Comebackspiel das Problem. Da spielen sie alle gut. Die Probleme kommen im zweiten Spiel.“
Nicht bei Marcel Sobottka – so glaubt zumindest der Fortuna-Coach. „Zwischen unserem 4:0 auf Schalke, als Marcel nach seinem Bänderriss seine erste Partie absolvierte, und dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt am Montag liegt eine längere Pause“, erklärt Funkel. „Diese Pause wird Marcel sehr gut tun, zumal er das Schalke-Spiel prima verdaut hat.“Warum auch nicht? Der gebürtige Gelsenkirchener wird die 70 Spielminuten gegen den Verein seiner Jugend angesichts des Ergebnisses sogar als beste Regenerationshilfe verpackt haben.
Bereits kurz nach dem Abpfiff auf Schalke hatte Funkel zu für ihn ungewohntem Einzellob gegriffen. „Marcel Sobottka hat wahnsinnig gut gespielt“, betonte der Trainer, der doch sonst stets nur die Mannschaft als Ganzes öffentlich im Blick hat. Die Selbstverständlichkeit, mit der der junge Familienvater in die Startelf zurückkehrte und Fortunas Spiel aus der zentralen Mittelfeldposition heraus organisierte, beeindruckte selbst den alten Fahrensmann.
Längst ist Sobottka Fortunas heimlicher Chef geworden. Er gehörte schon mit 21 zum Mannschaftsrat, doch noch entscheidender ist seine Präsenz auf dem Platz. Sobottka hält nicht nur die Defensive zusammen, sondern hat auch die läuferische und spielerische Klasse, das Aufbauspiel zu lenken. Deshalb wird er auch gegen „die offensivstärkste Truppe der Bundesliga“, so Funkel über die Eintracht, am Montagabend (20.30 Uhr) in der Arena mit großer Wahrscheinlichkeit zur ersten Elf gehören.
Dies ist umso bemerkenswerter, als starke Konkurrenz in den Kader zurückkehrt. Alfredo Morales hat seine Sperre nach der fünften Gelben Karte auf Schalke abgesessen, und Adam Bodzek hat seinen Bauchmuskel-Faserriss überstanden. „Adam ist zwar erst seit Mittwoch zurück im Mannschaftstraining“, berichtet Funkel, „aber er hat in den Tagen zuvor bereits intensivstes Individualtraining betrieben. Ich gehe davon aus, dass er wieder in der Lage ist, der Mannschaft zu helfen.“
Bei Kevin Stöger ist das noch keineswegs sicher. „Da müssen wir noch abwarten“, sagt der Chefcoach vorsichtig. „Kevin hat ein paar Tage mit Fieber flachgelegen. Jetzt hat er zwar wieder mit der Mannschaft trainiert, aber ob es bis Montag kräftemäßig bei ihm reicht, kann man noch nicht sagen. Da muss ich erst mal mit ihm sprechen.“Was der Österreicher sagen wird, kann man sich leicht ausmalen – schließlich ist jeder Profi erpicht darauf zu spielen. Also ist Funkel gefragt, zwischen den Zeilen und in Stögers Gesicht zu lesen. So oder so hat Funkel gegen Frankfurt für die Mittelfeldzentrale einige Optionen. Die derzeit wahrscheinlichste ist, dass er in einem 4-2-3-1-System Kapitän Oliver Fink vor Sobottka und Morales spielen lässt – mit Bodzek in der Hinterhand.