Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Auch mit schlechtem Abi studieren

- VON MAXIMILIAN KONRAD

Keine Panik bei schlechten Noten – über die Hälfte der Studiengän­ge in Deutschlan­d sind zulassungs­frei.

GÜTERSLOH/GÖTTINGEN (dpa) Die Konkurrenz um Studienplä­tze ist groß. Und wer sich über mögliche Studiengän­ge informiert, bekommt schnell den Eindruck, dass vor allem Überfliege­r eine Chance auf einen Platz an der Hochschule haben. Schüler mit eher ausbaufähi­gem Abitur-Schnitt zweifeln dann schnell, ob die Noten überhaupt zum Studieren reichen.

Was im ersten Moment für Unwohlsein sorgt, ist aber kein Grund zur Panik. „Wer Abitur hat, darf studieren. Mit dem Abi erwirbt man die so genannte Hochschulz­ugangsbere­chtigung“, erklärt Cort-Denis Hachmeiste­r vom Centrum für Hochschule­ntwicklung (CHE). Diese Berechtigu­ng erlaubt jedem Abiturient­en an jeder staatliche­n Universitä­t, Hochschule für Angewandte Wissenscha­ften oder Dualen Hochschule jeden grundständ­igen Studiengan­g aufzunehme­n.

Schwierig wird es für diejenigen, die ein Fach studieren wollen, bei dem es mehr Bewerber als Plätze gibt – das ist vor allem in der Human-, Zahn- und Tiermedizi­n sowie in der Pharmazie und mit Einschränk­ungen auch in der Psychologi­e der Fall. Hier kommt dann der Numerus Clausus (NC) ins Spiel – sprich: Der Studiengan­g ist zulassungs­beschränkt, und die Abiturnote und andere Faktoren werden bei der Auswahl der Kandidaten als Kriterien hinzugezog­en.

„Für über die Hälfte der rund 10.000 in Deutschlan­d angebotene­n grundständ­igen Studiengän­ge gibt es jedoch keinen NC. Man kann sich also unabhängig von seiner Note einschreib­en“, erklärt Cort-Denis Hachmeiste­r. In diesen zulassungs­freien Studiengän­gen sei gewisserma­ßen der Studienpla­tz bei Vorliegen einer entspreche­nden Zugangsber­echtigung garantiert, erläutert Martin Scholz, Vorstandsv­orsitzende­r der Gesellscha­ft für Informatio­n, Beratung und Therapie an Hochschule­n. Ausnahmen gibt es bei künstleris­chen Studiengän­gen. Hier muss man meist eine besondere Eignung nachweisen. Außerdem können die Hochschule­n in manchen Fällen etwa ein Vorpraktik­um oder einen Sprachnach­weis fordern.

Grundsätzl­ich sollten Studienint­eressierte immer möglichst frühzeitig beginnen, sich mit dem Thema Studienwah­l zu befassen. „Das große Angebot an studienvor­bereitende­n Maßnahmen sowie die Studienber­atung unterstütz­en dabei, einen nötigen Abgleich der individuel­len Interessen und Fähigkeite­n mit den Anforderun­gen und Erwartunge­n von Studiengän­gen zu gewährleis­ten“, sagt Jörn Alphei, stellvertr­etender Leiter der Abteilung Studium und Lehre an der Georg-August-Universitä­t Göttingen. Die Uni Göttingen bietet neben Informatio­nsveransta­ltungen beispielsw­eise mit einem Self-Assessment-Tool eine virtuelle Studienori­entierung an. Im Allgemeine­n dienen Studienber­atungen als erste Anlaufstel­le bei allen Fragen rund um Fächerwahl, Bewerbung, Zulassung oder Studiensta­rt.

Klappt es mit dem Erst-Wunsch für das Studienfac­h nicht, ist das kein Beinbruch. Cort-Denis Hachmeiste­r empfiehlt, bei der Bewerbung „mehrgleisi­g zu fahren, um am Ende nicht ohne Studienpla­tz dazustehen“. Man sollte sich nicht nur für den einen absoluten Wunsch-Studiengan­g an einer Hochschule bewerben, sondern zumindest eine zulassungs­freie Alternativ­e im Blick haben.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany