Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Morgen, morgen, nur nicht heute
Chronische Aufschieber finden Rat bei der Schreibnacht in der Uni-Bibliothek.
Wie ein Damoklesschwert schweben sie über den Semesterferien: Hausarbeiten, Essays und andere Aufgaben, die erledigt werden müssen. Doch man tut alles, um ihnen zu entgehen: Serien schauen, Putzen, Aufräumen – morgen ist schließlich auch noch ein Tag. Wer an dieser Aufschieberitis leidet, findet Hilfe bei der „Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten“. Zusammen mit den psychologischen Beratern des Studierendenservice bietet die Universitäts- und Landesbibliothek der Uni Düsseldorf Workshops und Gespräche zum Thema Prokrastination an, so der offizielle Name der Aufschiebe-Krankheit.
Eine der Expertinnen vor Ort ist Angelika Wuttke, Diplompsychologin vom hiesigen Studierendenservice. Sie geht mit den Studierenden gemeinsam der Frage nach, warum sie aufschieben. Läuft man weg, weil man etwas nicht versteht? Weiß man nicht, wo man die fehlenden Informationen finden kann? Auf viele dieser Fragen hat das Workshop-Programm eine Antwort: Von Recherchetipps über Word-Kniffe bis zur richtigen Zeiteinteilung ist alles dabei.
Mit dem Faktor Zeit hat auch Amin Probleme. Der 29-jährige Biologiestudent steht vor der Masterarbeit und hat manchmal das Gefühl „die Zeit nicht im Griff“zu haben. Als Serienliebhaber wird bei ihm aus einer Folge auch gerne mal eine ganze Staffel. Doch der Workshop zum Zeitmanagement hat geholfen: „Ich denke, ich kann jetzt besser planen und dann auch meine Masterarbeit gut schreiben“, sagt er.
Ein anderes Problem sind die hohen Ansprüche, die man an die ersten Absätze stellt. „Wenn Sie eine Sache anfangen, sind Sie erst einmal Anfänger“, sagt Wuttke. Das klingt zwar banal, verdeutlicht aber, dass die ersten Seiten einer Arbeit nie perfekt sind. „Perfektionismus ist ein Endprodukt“, sagt die Psychologin und plädiert dafür, erst einmal anzufangen und den Text später zu überarbeiten.
Das nehmen sich einige der Studierenden zu Herzen und sitzen konzentriert in der „Schreiblounge“, um ihre Arbeiten voran zu bringen. Auch an die Pause zwischendurch haben die Organisatoren gedacht: Im Foyer gibt es Kaffee und Snacks. Zudem können sich die Studierenden kostenlos massieren lassen. „Es ist wichtig, nicht die ganze Zeit in einer Position zu verharren. Auch krumm tut gut“, sagt Roswitha, Studentin der Physiotherapieschule des Universitätsklinikums Düsseldorf, während sie eine verspannte Schulter bearbeitet. „Hauptsache bewegen, egal wie“, sagt auch Patrick, der sich an der Liege nebenan um einen Nacken kümmert.
Als der letzte Workshop um 23.30 Uhr endet, tritt auch der harte Kern den Heimweg an. Nach jeder Menge nützlicher Tipps wird vielleicht dieses Semester die eine oder andere Hausarbeit ja nicht erst auf den letzten Drücker fertig.