Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Kontroverse um Schülerstreik
Jeden Freitag gehen Schüler auf die Straße – für einen nachhaltigen Schutz des Klimas. Für ihr Engagement versäumen sie den Unterricht. Dafür gibt es Unterstützung, aber auch Kritik.
Ein Freitagvormittag ohne Demo? Für einige Düsseldorfer Schüler ist das kaum mehr vorstellbar. Denn sie hängen sich rein. Für eine nachhaltige Politik, für raschere Fortschritte beim Klimaschutz. Für die Zukunft einer Generation, die die Lasten einer unkontrollierten Erderwärmung auszubaden hätte. Doch die Reaktionen auf dieses seit Wochen andauernde Engagement während der Schulzeit fallen unterschiedlich aus.
Die Demonstranten Zum vierten Mal kam der 18-jährige Fabian gestern zur Kundgebung „Fridays for Future“vor das Rathaus. „Einige unserer Lehrer sind begeistert, andere sagen, dass es nicht in Ordnung ist“, sagt der Schüler der Rudolf-Steiner-Schule in Gerresheim. Ernste Konsequenzen habe es bislang noch nicht gegeben. Aber das würde ihn und seine Mitstreiter auch nicht aufhalten. „Wir werden weiter teilnehmen“, sagt der 18-jährige Tobias, der dieselbe Schule besucht. Der Klimawandel sei schließlich drängender als ein paar Fehlstunden. Seine Eltern würden das Engagement voll unterstützen. Aber längst nicht alle sehen das so. So fällt die Reaktion der Mutter der 14-jährigen Amelie zurückhaltender aus. „Sie findet es nicht so gut, dass die Demos während der Schulzeit sind“, erzählt die Schülerin, die ein Duisburger Gymnasium besucht. Bislang habe sie immer eine Entschuldigung ihrer Mutter bekommen.
Die Skeptiker Für eine Schulpflicht ohne Ausnahmen ist Hans-Hermann Schrader, Leiter des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Demo vom Unterricht befreien will?“In der Konferenz der Gymnasial-Direktoren habe man auch darüber gesprochen. „Es gibt eine Neutralitätspflicht der Schulen – und dafür gibt es gute Gründe.“
Die Unterstützer Anders schätzt das Regine Brochhagen-Klein, Leiterin der Josef-Beuys-Gesamtschule ein: „Ich finde den Einsatz für Demokratie, Nachhaltigkeit und Grundwerte, die helfen, die Erde vor Schaden zu bewahren, unterstützenswert.“Statt den Fokus auf einige unentschuldigte Fehlstunden zu richten, sollte es mehr um die Sache gehen, findet die Pädagogin, die auch eine Exkursion oder einen Projekttag inklusive Demo-Besuch für „denkbar“hält. Ganz ähnlich schätzt das Schuldezernent Burkhard Hintzsche ein. Er glaubt nicht, dass es den Demonstranten darum geht, Unterricht zu schwänzen. „Nur auf die Verletzung der Schulpflicht und mögliche Ordnungsmaßnahmen abzuheben, ist ein sehr verkürzter Ansatz“, sagt er.