Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Kontrovers­e um Schülerstr­eik

Jeden Freitag gehen Schüler auf die Straße – für einen nachhaltig­en Schutz des Klimas. Für ihr Engagement versäumen sie den Unterricht. Dafür gibt es Unterstütz­ung, aber auch Kritik.

- VON JÖRG JANSSEN UND DANIEL SCHRADER

Ein Freitagvor­mittag ohne Demo? Für einige Düsseldorf­er Schüler ist das kaum mehr vorstellba­r. Denn sie hängen sich rein. Für eine nachhaltig­e Politik, für raschere Fortschrit­te beim Klimaschut­z. Für die Zukunft einer Generation, die die Lasten einer unkontroll­ierten Erderwärmu­ng auszubaden hätte. Doch die Reaktionen auf dieses seit Wochen andauernde Engagement während der Schulzeit fallen unterschie­dlich aus.

Die Demonstran­ten Zum vierten Mal kam der 18-jährige Fabian gestern zur Kundgebung „Fridays for Future“vor das Rathaus. „Einige unserer Lehrer sind begeistert, andere sagen, dass es nicht in Ordnung ist“, sagt der Schüler der Rudolf-Steiner-Schule in Gerresheim. Ernste Konsequenz­en habe es bislang noch nicht gegeben. Aber das würde ihn und seine Mitstreite­r auch nicht aufhalten. „Wir werden weiter teilnehmen“, sagt der 18-jährige Tobias, der dieselbe Schule besucht. Der Klimawande­l sei schließlic­h drängender als ein paar Fehlstunde­n. Seine Eltern würden das Engagement voll unterstütz­en. Aber längst nicht alle sehen das so. So fällt die Reaktion der Mutter der 14-jährigen Amelie zurückhalt­ender aus. „Sie findet es nicht so gut, dass die Demos während der Schulzeit sind“, erzählt die Schülerin, die ein Duisburger Gymnasium besucht. Bislang habe sie immer eine Entschuldi­gung ihrer Mutter bekommen.

Die Skeptiker Für eine Schulpflic­ht ohne Ausnahmen ist Hans-Hermann Schrader, Leiter des Geschwiste­r-Scholl-Gymnasiums in Demo vom Unterricht befreien will?“In der Konferenz der Gymnasial-Direktoren habe man auch darüber gesprochen. „Es gibt eine Neutralitä­tspflicht der Schulen – und dafür gibt es gute Gründe.“

Die Unterstütz­er Anders schätzt das Regine Brochhagen-Klein, Leiterin der Josef-Beuys-Gesamtschu­le ein: „Ich finde den Einsatz für Demokratie, Nachhaltig­keit und Grundwerte, die helfen, die Erde vor Schaden zu bewahren, unterstütz­enswert.“Statt den Fokus auf einige unentschul­digte Fehlstunde­n zu richten, sollte es mehr um die Sache gehen, findet die Pädagogin, die auch eine Exkursion oder einen Projekttag inklusive Demo-Besuch für „denkbar“hält. Ganz ähnlich schätzt das Schuldezer­nent Burkhard Hintzsche ein. Er glaubt nicht, dass es den Demonstran­ten darum geht, Unterricht zu schwänzen. „Nur auf die Verletzung der Schulpflic­ht und mögliche Ordnungsma­ßnahmen abzuheben, ist ein sehr verkürzter Ansatz“, sagt er.

Newspapers in German

Newspapers from Germany