Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Wie nützlich ist das neue Bonitäts-Zertifikat für Mieter?
Auf Düsseldorfs angespanntem Wohnungsmarkt ist Solvenz Trumpf. Die Firma Crif bürgel bietet dafür eine neue Bescheinigung an.
Wer in Düsseldorf eine Wohnung mieten möchte, muss jede Menge Daten preisgeben – nicht zuletzt eine Bonitätsauskunft. Die meisten Makler und Vermieter fordern eine Schufa-Auskunft. Die „Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung“ist aber nicht das einzige Unternehmen auf dem Markt. Seit Beginn des Jahres gibt es einen neuen Anbieter: die Firma Crifbürgel.
Wie funktioniert das Angebot?
Wer dem Vermieter eine Selbstauskunft vorlegen will, kann diese im Netz anfordern. Dazu müssen in erster Linie persönliche und Zahlungsdaten eingegeben werden. Das Zertifikat kann dann 30 Tage lang mehrfach heruntergeladen werden. Auf Wunsch kommt es auch per Post. Kerninformation: Liegen „negative Zahlungserfahrungen“vor, sprich, hat man mal Schulden nicht bezahlt?
Was ist der Unterschied zur Schufa-Auskunft?
Die Bekanntheit – die Schufa steht als generischer Markenname für Bonitätsauskünfte. Ebenso der Preis: Die klassische Auskunft kostet bei der Schufa 29,95 Euro, bei Crifbürgel 23,95 Euro.
Wer steckt dahinter?
Die deutsche Firma Bürgel ermittelt seit 1885 Wirtschaftsinformationen über Firmen. 2016 wurde sie von deritalienischen Wirtschaftsauskunftei-Gruppe Crif übernommen.
Ist eine Bonitätsauskunft wirklich nützlich?
„Gerade in großen Städten mit Wohnungsknappheit, wo bis zu hundert Interessenten bei einer Besichtigung erscheinen, kann das Zertifikat einer vertrauenswürdigen Firma ein wichtiges Differenzierungsmerkmal sein“, glaubt Bock. „Wir sehen ein reges Interesse auch von der Vermieterseite, die wissen will, wie unser Zertifikat funktioniert.“Tatsache ist: Die meisten Makler fordern schon bei der ersten Besichtigung eine Auskunft. Wer keine mitbringt, riskiert, sofort aussortiert zu werden. Es sei denn, er kann anders glaubhaft machen, extrem solvent zu sein.
Was sagen Makler und Vermieter?
„Es gibt so viele Dinge auf dem Markt“, seufzt der Düsseldorfer Makler Jörg Schnorrenberger. Er habe nichts gegen das neue Produkt. „Aber ich finde eine Schuldenfreiheitsbescheinigung vom Vorvermieter fast noch sinnvoller.“Für Vermieter sei eine solche Auskunft sicher hilfreich, sagt ein Privatvermieter aus Düsseldorf, der aus geschäftlichen Gründen anonym bleiben möchte. „Es zeigt, dass der Mieter professionell an die Suche herangeht.“Er plädiere jedoch für Datensparsamkeit: Eine Selbstauskunft solle man erst überreichen, wenn der Vermieter ernsthaftes Interesse signalisiere. Dann könne sie den Ausschlag geben.
Was rät der Mieterverein?
„Ich glaube, dieses neue Produkt ist überflüssig“, sagt der Vorsitzende Hans-Jochem Witzke. Der Mietmarkt sei in weiten Teilen ein Vermietermarkt. Deshalb entscheide häufig einzig die Solvenz der Mieter, nicht die persönlichen Verhältnisse. „Vielen wollen damit einen Schnitt machen.“