Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Sara Nuru kämpft für Frauenrech­te

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Sexismus ist oft sehr subtil, das weiß Sara Nuru aus eigener Erfahrung. Bekannt wurde sie 2009 als Siegerin der vierten Staffel der ProSieben-Show „Germany’s Next Topmodel“, doch mittlerwei­le ist sie hauptberuf­liche Unternehme­rin. Dabei bekommt sie immer wieder ungefragt Ratschläge von Männern. „Oft ohne irgendeine Ahnung von meinem Geschäft“, erzählt sie. Für sie einer von vielen Gründen, sich für Gleichbere­chtigung zu engagieren.

Deshalb kam Nuru zum Internatio­nalen Frauentag am Freitag in die Esprit-Filiale in den Schadow-Arkaden, um die Frauenrech­tskampagne „We all“(deutsch: „Wir alle“) des Unternehme­ns in Zusammenar­beit mit dem nationalen Frauenkomi­tee der Vereinten Nationen zu unterstütz­en. „Man muss insbesonde­re junge Leute für das Thema sensibilis­ieren“, sagte Nuru.

Das Thema Gleichbere­chtigung ist für sie nicht bloß eine PR-Aktion, sondern eine Herzensang­elegenheit. Denn mit dem Unternehme­n nuruCoffee, das sie zusammen mit ihrer Schwester betreibt, unterstütz­t sie Frauen in Äthiopien, der Heimat ihrer Eltern. Ein Teil der Gewinne aus dem Kaffeeverk­auf fließt an eine Organisati­on, die Kredite an äthiopisch­e Frauen vergibt, mit denen diese sich selbststän­dig machen können. Die Begünstigt­en hätten das Geld genutzt, um Viehzuchte­n oder in einem Fall sogar ein eigenes Café zu realisiere­n. „Für Gleichbere­chtigung müssen Frauen unabhängig sein“, erklärt Nuru die Strategie des Projekts. Mit der finanziell­en Unabhängig­keit durch die Selbststän­digkeit ändere sich auch die gesellscha­ftliche Position der Frauen. „Mütter werden beispielsw­eise Vorbilder für ihre Töchter.“Diesen Monat wird Nuru wieder nach Äthiopien fliegen, um vor Ort weitere Kredite zu realisiere­n.

Am Ende reiche für eine erfolgreic­he Emanzipati­on aber nicht nur die Unabhängig­keit von Frauen, wie Nuru bei ihrem Besuch in Düsseldorf erklärte: „Um Gleichbere­chtigung zu erreichen, müssen wir Männer miteinbezi­ehen.“Deshalb auch der Kampagnen-Titel „We all“, der verdeutlic­hen soll, dass Frauenrech­te eine gemeinsame Aufgabe von Männern und Frauen sind. Ein weiterer Aspekt in diesem Kontext ist „Body Positivity“. Das meint ein positives Verhältnis zum eigenen Körper und damit das Gegenteil von Schlankhei­tswahn und Formaten wie „Germany’s Next Topmodel“. „Ich muss immer wieder staunen, dass ich wirklich einmal ein Teil davon war“, sagt Nuru heute. Ihre damalige Teilnahme bereut sie aber nicht, auch wenn sie sich unter heutigen Umständen nicht mehr für das Format bewerben würden. „Diese gesellscha­ftlichen Debatten sind heute ganz anders als bei meiner Teilnahme.“Sie könne die Kritik an der Sendung durchaus verstehen, aber sieht am Ende auch die Teilnehmer in der Verantwort­ung: „Man weiß vorher, worauf man sich einlässt.“Und in Nurus Fall hat sich die Teilnahme letztendli­ch ausgezahlt. Denn ohne die Bekannthei­t und ihre finanziell­e Unabhängig­keit, die ihr die unregelmäß­igen Modeaufträ­ge heute verschaffe­n, wäre die Gründung ihres Kaffee-Unternehme­ns eine schwierige­re Aufgabe gewesen. Daniel Schrader

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