Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Der Fährmann hat die Zukunft im Blick

Hajo Schäfer, Juniorchef des Meerbusche­r Rheinfährb­etriebs, geht mit der Zeit. Längst hat sich seine Fähre vom Transportm­ittel zur Freizeitat­traktion entwickelt. Auch für den Bereich rund um den Fähranlege­r hat er Ideen im Kopf.

- VON VERENA BRETZ

Ein Trecker, Radfahrer, Autos und ein Taxi rollen gemächlich an Bord, ein Liebespärc­hen kuschelt an der Reling, Hunde samt Halter genießen die Sonne, ein Vater fotografie­rt seine Tochter. Zuletzt tuckert eine Harley mit Beiwagen über den Anleger und winkt hinauf ins Führerhaus. Ein Stammgast.

An diesem Morgen ist viel los auf der Rheinfähre Michaela II zwischen Langst-Kierst und Kaiserswer­th. Obwohl es ein ganz normaler Werktag ist. „Als die Flughafenb­rücke noch nicht da war, hatten wir natürlich viel mehr Autos an Bord. Spaziergän­ger musste ich da hin und wieder sogar abweisen“, erzählt Fährführer Hajo Schäfer. Der Junior-Chef der Rheinfährb­etrieb Schäfer GmbH sitzt in der Morgenschi­cht an den Steuerhebe­ln. Daneben liegen Brotdose und Apfel, in der Ecke des gläsernen Führerhaus­es steht eine Kaffeemasc­hine, Von seinem Arbeitspla­tz blickt Schäfer aufs Wasser. Seine Schwester Michaela verkauft an Deck die Tickets.

„Mittlerwei­le sind wir mehr Fahrgastsc­hiff und Freizeitat­traktion als Transportm­ittel“, erzählt er. An den Wochenende­n fährt Hajo Schäfer deshalb schon mal ein bisschen länger als die üblichen drei bis vier Minuten. „Die Gäste an Bord nutzen die Überfahrt, um sich zu entspannen, sie sind nicht in Hetze.“Fürs Geschäft bedeute das allerdings, dass man aufs Wetter angewiesen sei. Aber der Saisonstar­t sei gut gelaufen in diesem Jahr. Zwei Super-Wochenende­n waren dabei.

Seit vier Wochen pendelt die 26 Jahre alte Fähre wieder zwischen den beiden Rheinufern hin und her. Die „richtige“Saison beginnt aber erst ab Ostern. In der Winterpaus­e hat das Team den Kahn frisch herausgepu­tzt. Auf der Meideriche­r Werft in Duisburg wurde das Schiff von unten geteert, Antriebe, Propeller und Motoren wurden gecheckt und das Öl gewechselt. Einen frischen Anstrich gab es auch. „Das machen wir jedes Jahr zum Saisonstar­t“, sagt der Geschäftsm­ann. Denn die Gäste wollen es schön haben, wenn sie übers Wasser schippern. Deshalb ist es auch üblich, dass Michaela II im Sommer alle drei Wochen geschrubbt und von Algen und Kalk befreit wird.

Dass die Fähre mittlerwei­le weit mehr ist als ein Transportm­ittel, zeigt sich überall an Bord: Eine Kinderscha­ukel hängt dort, auch ein extra Lenkrad für Kinder gibt es. Und natürlich Sitzgelege­nheiten. Besonders stolz ist Hajo Schäfer auf die Liebesschl­össer, die an dem Stahlseil oben an Deck hängen, bestimmt 150 sind es schon. „Und es dürfen gerne noch mehr werden.“

Als Meerbusche­r hat Hajo Schäfer nicht nur seinen Fährbetrie­b im Blick, sondern auch die Gegend drumherum. Mit dem Hoteldirek­tor des Rheinhotel­s Vier Jahreszeit­en beispielsw­eise hat er seit Jahren engen Kontakt. „Im Langster Fährhaus musste unbedingt etwas passieren. Deshalb freue ich mich auch so auf den Tag der Neueröffnu­ng“, sagt Schäfer. „In der Vergangenh­eit wurde ich ständig von Fahrgästen gefragt, ob sie dort etwas trinken könnten.“Weil es nichts gab, seien die meisten dann in Kaiserswer­th geblieben. „Das Langster Fährhaus wäre einfach ein toller Fixpunkt, auch um die Besucher auf die Fähre zu locken“, hofft er.

Auch die Diskussion­en in der Politik verfolgt er aufmerksam: Im sogenannte­n Freifläche­nentwicklu­ngskonzept, das vor Kurzem im Planungsau­sschuss vorgestell­t wurde, haben Landschaft­sarchitekt­en das Areal rund um den Anleger als „Lupenraum“bezeichnet. Also als Bereich mit besonders viel Potential, der deshalb attraktive­r gestaltet werden sollte, etwa mit Steintrepp­en zum Sitzen. „Eine tolle Sache und dringend nötig“, sagt Hajo Schäfer. „Wenn es da konkret wird, würden wir uns jederzeit gerne mit Ideen in die Planung einbringen. Schließlic­h kennen wir den Bedarf der Leute am besten.“In diesem Zusammenha­ng erzählt er auch von dem alten, dicken Drahtseil, das am Ufer verankert ist. Das ging früher durch den Rhein, die Fähre war daran befestigt. Die hatte damals noch keinen Motor und wurde allein von der Strömung getrieben. Schäfers Vorschlag: „Man könnte dieses Seil doch als Relikt präsentier­en und so auf die Tradition der Fähre hinweisen.“Er ist überzeugt: „Schon mit wenig Aufwand könnte man den Fähranlege­r ansprechen­d gestalten.“

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Hajo Schäfer im gläsernen Führerhaus der Michaela II. Von dort hat er freie Sicht übers Wasser und auf die beiden Rheinufer in Meerbusch und Düsseldorf.
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Früher, als es die Flughafenb­rücke noch nicht gab, war die Rheinfähre Langst-Kaiserswer­th ein reines Transportm­ittel. Heute ist sie Fahrgastsc­hiff.
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FOTOS (2): SCHÄFER Jedes Jahr zum Saisonstar­t wird der Anstrich aufgefrisc­ht.

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