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Inklusion: Staatskanzlei ruft Axel Müller
Die Inklusion von Menschen mit Behinderungen soll Teil des sportlichen Alltags werden. Der neu gegründeten Arbeitsgruppe „Aktionsplan Sport und Inklusion“gehört auch SV Oppum-Vorsitzender Axel Müller an.
OPPUM Mit der Frage, wie Menschen mit einer Behinderung ein vollwertiger Teil unserer Gesellschaft werden können, beschäftigt sich Axel Müller schon seit mehr als zehn Jahren. Der erste Vorsitzende des SV Oppum 1910 und Beauftragter für Behindertenfußball am Niederrhein ist jetzt auch ständiges Mitglied des Ausschusses „Aktionsplan Sport und Inklusion“der Staatskanzlei NRW.
2007 fing alles an: Eine Mutter fragte beim SV Oppum an, ob ihr behinderter Sohn mit den anderen Kids mitkicken dürfe. Ihr Sohn wolle in einem normalen Sportverein seine Leidenschaft für das runde Leder ausleben. Bis dato hatte sich beim SV Oppum niemand über die Inklusion von Menschen mit einer Behinderung Gedanken gemacht, da das Thema schlichtweg nicht aufgekommen war, berichtet Müller.
„Inklusion war für unsere Vereinsmitglieder und mich komplett neu. Ich suchte also erstmal nach Informationen, was diese Aufgabe für einen Verein bedeutet: Wie muss der Verein mit Menschen mit einer Behinderung umgehen? Wie muss das Training aussehen? Wie ist die Versicherungslage beim Inklusionssportbetrieb?“, erinnert sich Axel Müller. Infolge besuchte der 54-Jährige zahlreiche Seminare und Vorträge, um Antworten zu finden. Doch dem sportbegeisterten Vorsitzenden fehlte der Praxisbezug. „Das Problem ist doch, dass es zwar zahlreiche Studien und wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Inklusion gibt, nicht nur im sportlichen Bereich. Jedoch fehlte mir ein konkreter Plan, wie der Verein den Inklusionssport in der Praxis umsetzen soll. Auch bei zahlreichen Anlaufstellen rund um das Thema Inklusion konnte man mir keinen Umsetzungsplan aufzeigen“, sagt Müller.
Den Praxisbezug will nun auch die Landespolitik stärker in den Fokus nehmen und fragte bei dem 54-Jährigen nach, ob er bei der Arbeitsgruppe „Aktionsplan Sport und Inklusion“der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen mitwirken wolle. Seither ist Axel Müller ständiges Mitglied der Arbeitsgruppe. „Die Inklusion von behinderten Menschen wurde nicht nur von den Vereinen zu theoretisch behandelt, sondern auch von der Politik. Doch zusammen mit weiteren 14 Mitgliedern aus ganz NRW, die alle einen Bezug zum Thema Inklusion haben, soll ein Konzept entwickelt werden, um Inklusion praxisnah zu gestalten. Dabei sollen vor allem die Vereine Unterstützung bekommen, damit aus einer lobenswerten Idee kein Papiertiger wird“, sagt der Vorsitzende des SV Oppum.
Neben der finanziellen Unterstützung der Vereine will der Arbeitskreis auch eine Plattform schaffen, auf der sich Sportvereine rund um das Thema Inklusion informieren können. Ziel des Arbeitskreises ist es, dass die Inklusion von Menschen mit einer Behinderung zum sportlichen Alltag der meisten Vereine wird.
Die Arbeitsgruppe will dabei den Sportvereinen konkrete Handlungsfelder aufzeigen, um Inklusion vor Ort realisieren zu können. Neben den Handlungsfeldern, die im Laufe der Tätigkeit des Arbeitskreises noch konkret definiert und ausgearbeitet werden müssen, greift das Land Nordrhein-Westfalen auch den Sportvereinen mit finanziellen Mitteln unter die Arme. „Inklusion bedeutet für viele Sportvereine eine zusätzliche Aufgabe, die sie oftmals mit den vorhandenen Ressourcen nicht bewerkstelligen können. Ziel des Arbeitskreises und letztendlich der Politik ist es, dass wir eine Basis schaffen, damit die Vereine diese Aufgabe überhaupt realisieren können“, erklärt Axel Müller.
Die Praxis wurde beim SV Oppum auf dem Rasenplatz erlernt und umgesetzt. Seither spielen 50 Kinder und junge Erwachsene zusammen mit Menschen ohne Behinderung auf den Fußballfeldern des Sportvereins. „Es hat alles mit einer Anfrage begonnen und ist dann zu einem Selbstläufer geworden“, sagt Müller. Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung spielen, in ihrer jeweiligen Altersklasse, zusammen. Bestimmte Trainingsübungen werden an die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten so angepasst, dass jeder mitspielen kann. „Beim Thema Inklusion sind uns die skandinavischen Länder, die Niederlande und Kanada noch weit voraus, nichtsdestotrotz ist auch Deutschland und vor allem Nordrhein-Westfalen jetzt einen großen Schritt weiter“, sagt der Vorsitzende des SV Oppum.
Menschen mit Behinderung finden nicht nur beim SV Oppum eine sportliche Heimstätte, sondern auch in zahlreichen weiteren Vereinen am Niederrhein. Neben kleinen Ligen, die sich ausschließlich auf gehandicapte Sportler fokussieren, gibt es auch im normalen Ligabetrieb zahlreiche Teilnahmemöglichkeiten für jeden Sportler.
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