Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Dicke Brummer ab zwei Rädern

Quads und große Roller können Alternativ­en zu Motorräder­n oder zum Auto sein. Worauf müssen Fahrer achten? Welchen Führersche­in brauchen sie?

- VON THOMAS FLEHMER

Der Einstieg in die motorisier­te Welt vor dem Pkw-Führersche­in beginnt in jungen Jahren häufig auf dem Mofa. Wer sich auch später lieber den Wind um die Nase wehen lässt, anstatt im warmen Auto zu sitzen, kann auch zwischen zahlreiche­n Nischenfah­rzeuge wählen. Ob Käufer dabei zwei, drei oder gar vier Räder nehmen, entscheide­t häufig die Art des Untergrund­s, auf dem sie fahren. „Menschen mit Affinitäte­n zu Offroad-Aktivitäte­n und zu Gleichgesi­nnten bevorzugen das klassische Quad“, sagt ADAC-Sprecherin Melanie Mikulla. Die stammten oftmals von taiwanesis­chen Hersteller­n wie Kymco, Adly oder SMC, aber auch klassische Motorradma­rken wie Honda oder Yamaha bauen Quads.

Der Vorteil der vierrädrig­en Kraftfahrz­euge, die ab knapp 1000 Euro angeboten werden, liege darin, dass zum Chauffiere­n lediglich der Pkw-Führersche­in benötigt wird. Für kleine Quads mit einem maximalen Hubraum von 50 Kubikzenti­metern und einer Höchstgesc­hwindigkei­t bis 45 Stundenkil­ometern reicht die Führersche­inklasse AM aus, die früher mit S bezeichnet wurde.

Doch die vermeintli­che Freiheit hat auch ihre Schattense­iten: „Von Quads wird spöttische­rweise behauptet, sie würden die Nachteile des Motorrades mit denen des Autos verbinden“, berichtet Mikulla. Durch den hohen Schwerpunk­t mit schmaler Spur kann es auf der Straße schnell zu kritischen Situation bis hin zum Kippen kommen. „Vor dem Kauf sollten Quads Probe gefahren werden, damit man schauen kann, ob man mit den Fahreigens­chaften zurechtkom­mt“, sagt Mikulla.

Das bevorzugte Terrain der Quads ist deshalb das Gelände abseits des Asphalts. Die Geländegän­gigkeit zahlt sich auch im profession­ellen Einsatz aus, etwa in der Forstwirts­chaft. Reine Straßenfah­rer beschränke­n sich zunächst vor allem auf das Motorrad mit seinen unterschie­dlichen Hubraumkla­ssen. Erst mit zunehmende­m Alter der Zweiradfan­s geraten auch große Roller auf die Liste der Alternativ­en, die ab rund 8000 Euro angeboten werden. Hier stehen Modelle wie Suzuki Burgman oder Honda X-ADV ebenso zur Verfügung wie Yamaha Tmax, Vespa GTS 300ie Super oder BMW C 650.

„Der große Roller dient eher als Cruiser und Multifunkt­ionsfahrze­ug und ist einkaufsta­schenfreun­dlich, da der Einkauf und der Helm verstaut werden können“, sagt Achim Marten vom Industrie-Verband Motorrad Deutschlan­d (ivm). Bei den großen Rollern können verschiede­ne Führersche­ine zum Einsatz kommen. Das Bundesverk­ehrsminist­erium verweist auf seine Website, auf der die diversen Klassen zusammenge­fasst sind. So können Autofahrer, die ihre Fahrerlaub­nis vor dem 1. April 1980 erworben haben, ohne weitere Prüfungen Krafträder mit einem Hubraum von bis zu 125 Kubikzenti­metern fahren.

Roller bieten zudem den nicht mehr ganz so gelenkigen Silver Agern weitere Vorteile: „Der Roller ist bequemer zu fahren. Man muss beim Aufsteigen nicht das Bein über die Maschine heben, sondern kann quasi durchsteig­en“, sagt Marten. Dreiräder wie Piaggio MP3 oder Peugeot Metropolis sind in Deutschlan­d nicht so stark verbreitet wie in Südeuropa. Auch diese lassen sich bei einem Radstand von mindestens einem Meter mit einem Pkw-Führersche­in fahren. Die beiden Räder vorn sorgen allerdings für ein anderes Fahrgefühl. „Es ist nicht gefährlich, aber ein verantwort­ungsvoller Mensch nimmt vorher ein oder zwei Fahrstunde­n oder ein Training“, erläutert Marten.

Ob die Vorteile der Dreiräder auch in Deutschlan­d in Zukunft stärker genutzt werden, ist unklar. Die sich derzeit ändernde Mobilität könnte aber dazu beitragen – die Hersteller selbst gehen davon aus und verstärken die Angebote in diesem Bereich, der nicht bei zwei Rädern endet.

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FOTO: DANIEL KRAUS/BMW/DPA-TMN Große Roller wie die BMW C 650 lassen den Unterschie­d zum Motorrad klein werden.
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FOTO: KYMCO Quads wie das Kymco Maxxer spielen ihre Stärken im Gelände aus.

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