Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Mehr als jeder Dritte zieht die Ambulanz der Arztpraxis vor

- VON PHILIPP JACOBS

DÜSSELDORF Immer wieder suchen Patienten bei nicht lebensbedr­ohlichen Erkrankung­en oder Verletzung­en die Notaufnahm­en der Krankenhäu­ser auf. Das bestätigt auch eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag der Kaufmännis­chen Krankenkas­se. Demnach würden 38 Prozent der Befragten grundsätzl­ich auch in die Notaufnahm­e gehen, obwohl Arztpraxen geöffnet hätten. Männer (43 Prozent) tun dies noch eher als Frauen (33 Prozent). Auch beim Alter gibt es Unterschie­de. So steuert fast jeder zweite (46 Prozent) 18bis 29-Jährige bei Beschwerde­n das Krankenhau­s an. 50- bis 70-Jährige sind hier mit 31 Prozent zögerliche­r.

Als Hauptgrund für den Gang in die Notaufnahm­e gaben die Befragten an, dass sie sich dort besser medizinisc­h versorgt fühlten (41 Prozent). Weitere Gründe waren beispielsw­eise die Überweisun­g des Hausarztes (25 Prozent) und die vermeintli­ch kürzeren Wartezeite­n (24 Prozent).

Die Aussagen der Studie dürften die Debatte um eine Überbelast­ung der Notaufnahm­en weiter befeuern. Die verstopfte­n Ambulanzen sind seit Jahren ein Problem. Krankenhäu­ser klagen über Notfälle, die eigentlich keine seien. Doch wegschicke­n können Ärzte die Patienten nicht, sie müssen sie versorgen – egal, ob es sich tatsächlic­h um einen akuten Herzinfark­t handelt oder um langjährig­e Rückenschm­erzen.

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn will die Ambulanzen per Gesetz entlasten. In seinem Entwurf zum Terminserv­ice- und Versorgung­sgesetz sieht Spahn die Stärkung der Terminserv­icestellen der Kassenärzt­lichen Vereinigun­gen vor. Über diese können Patienten derzeit Termine bei Fachärzten erhalten. Die Serviceste­llen sollen mit dem ärztlichen Bereitscha­ftsdienst, der unter der Rufnummer 116117 zu erreichen ist, verschmelz­en. Die 116117 soll dann täglich 24 Stunden telefonisc­h und auch online erreichbar sein und nicht nur Termine bei Haus- und Kinderärzt­en, sondern in Akutfällen auch eine Versorgung entweder in einer geöffneten Arztpraxis oder in einer Notfallamb­ulanz vermitteln.

Der bisherige ärztliche Bereitscha­ftsdienst ist den meisten Patienten auch bekannt, wie die Forsa-Umfrage zeigt. 78 Prozent wissen um diesen Service. Allerdings konnten nur 15 Prozent die Nummer 116117 korrekt angeben. Acht Prozent nannten nur einen Teil der Nummer oder eine andere, etwa die des Notrufes, die 112.

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