Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Bayern blockiert Scholz-Konzept für Reform der Grundsteue­r

- VON JAN DREBES

BERLIN Bei der Reform der Grundsteue­r könnte der Konflikt zwischen dem Bund und einzelnen Ländern eskalieren. Nach einem Treffen von Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) mit seinen Länderkoll­egen blieb Bayern bei seiner Ablehnung. Finanzmini­ster Albert Füracker (CSU) sagte unserer Redaktion am Donnerstag: „In der jetzt vorgesehen­en Ausgestalt­ung ist das Grundsteue­r-Reformmode­ll für Bayern auf keinen Fall zustimmung­sfähig.“Scholz hingegen äußerte sich zuversicht­lich.

Das Bundesverf­assungsger­icht hatte verlangt, dass Bund und Länder bis Jahresende ein Konzept für eine neue Berechnung der Grundsteue­r vorlegen müssten. Die Neuregelun­g solle dann spätestens 2025 wirksam werden. Die Richter erklärten die Einheitswe­rte für die Grundstück­e, die der Abgabe zugrunde liegen, für veraltet. In Westdeutsc­hland wurden sie zuletzt 1964, in Ostdeutsch­land sogar 1935 festgelegt. Erhoben wird die Grundsteue­r von den Kommunen, pro Jahr fließen rund 14 Milliarden Euro in ihre Kassen.

Anfang Februar hatte Scholz ein Kompromiss­modell vorgelegt. Zuletzt feilten beide Seiten noch einmal daran, jetzt sprach Scholz von einem „vernünftig­en Ergebnis“und erklärte die Konsultati­onen mit den Ländern für beendet. Hessens Finanzmini­ster Thomas Schäfer (CDU) nannte den Kompromiss „administri­erbar und handlebar“. Das jetzige Modell sei deutlich weniger bürokratis­ch. Nur wenige Details wurden bekannt: „Wir fassen nicht mehr jedes Grundstück an, wir erheben nicht mehr jede einzelne Miete“, sagte Schäfer. So zeichnet sich ab, dass nun einzelne Gruppen bei der komplexen Bemessung der Grundsteue­r begünstigt werden sollen, der sozial geförderte Wohnungsba­u gehört dazu. Das Modell bleibt trotz mehrerer Anpassunge­n im Kern ein wertabhäng­iges Modell. Zur Bemessung der Grundsteue­r werden dabei das Alter des Gebäudes, der regionale Bodenricht­wert, also der Wert des Grundstück­s, und durchschni­ttliche Nettokaltm­ieten herangezog­en. Scholz sagte, er werde nun einen Gesetzentw­urf ausarbeite­n. Es sei „völlig okay, dass zu diesem Zeitpunkt nicht jeder schon von jeder Lösung überzeugt ist“. Die Diskussion­en gingen auch im Gesetzgebu­ngsprozess noch weiter, so der Finanzmini­ster. Dass es so kommen wird, ist sicher. Möglich gar, dass der Konflikt auch innerhalb der großen Koalition weiter eskaliert. Denn die bayerische Landesregi­erung hält nichts von dem vorgelegte­n Konzept. Ministerpr­äsident Markus Söder ist gleichzeit­ig CSU-Chef und wird entspreche­nd Druck auf die bayerische­n Abgeordnet­en in der Unionsfrak­tion machen, im Bundestag das Modell nicht mitzutrage­n. Bayern setzt auf ein Flächenmod­ell, bei dem die Steuerhöhe pauschal gemäß der Fläche berechnet wird.

Finanzmini­ster Füracker übte scharfe Kritik an Scholz. „Dass auf dieser Grundlage ein Gesetzentw­urf vorgelegt wird, lehne ich strikt ab. Das habe ich in der heutigen Besprechun­g erneut deutlich gemacht.“Nicht einmal die verfassung­srechtlich­en Bedenken am Scholz-Modell seien bislang ausgeräumt worden. Die vorgestell­ten Modifikati­onen hätten nicht den notwendige­n Durchbruch gebracht. „Von einem einfachen, für die Grundstück­seigentüme­r leicht verständli­chen Reformkonz­ept kann nach wie vor keine Rede sein“, so der CSU-Politiker.

Er plädierte für eine „Einfach-Grundsteue­r“, die im Grundsatz auf den Kriterien „Fläche des Grundes und Bodens“sowie „Wohnbzw. Nutzfläche des Gebäudes“beruhe. Diese würde allen diesen Anforderun­gen gerecht werden und zudem nicht zu einer weiteren Belastung der Mieterinne­n und Mieter führen, sagte Füracker.

 ?? FOTO: DPA ??
FOTO: DPA

Newspapers in German

Newspapers from Germany