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Schüler gehen weltweit auf die Straße

In rund 100 Ländern streiken Schüler am Freitag für ein besseres Klima. In NRW ist die „Fridays for Future“-Bewegung beunruhigt über mögliche Sanktionen. Die Regelungen des Schulminis­teriums sind aber unveränder­t.

- VON LEA HENSEN

DÜSSELDORF Den ersten weltweiten Klimastrei­k haben die Schüler von „Fridays for Future“seit Monaten geplant. Die schwedisch­e Streik-Ikone Greta Thunberg hatte dazu aufgerufen, dass die Bewegungen globale Zusammenge­hörigkeit demonstrie­rt. In Deutschlan­d sollen an mehr als 200 Orten Protestakt­ionen stattfinde­n und eine schnelle Verkehrswe­nde fordern.

Doch die Ortsgruppe­n von „Fridays for Future“in Düsseldorf und Wuppertal sind am Donnerstag beunruhigt: In den sozialen Medien kursierte die Nachricht über ein Schreiben der Bezirksreg­ierung Düsseldorf, das Lehrer dazu auffordern soll zu dokumentie­ren, welche Schüler an den Protesten teilnehmen. In einem Antwortbri­ef forderten die Schüler NRW-Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) auf, persönlich zu den Demonstrat­ionen zu kommen und die Teilnehmer zu zählen.

Jessica Eisenmann, Sprecherin der Bezirksreg­ierung, betont: „Unser Schreiben macht nochmal aufmerksam auf die Regelungen des NRW-Schulminis­teriums.“Demnach sind die Schüler an ihre Schulpflic­ht gebunden. Welche Maßnahmen deren Einhaltung sicherstel­len liegt aber im Ermessen der Schulen. Dass Lehrer Namen der teilnehmen­den Schüler an die Bezirksreg­ierung weiterleit­en, sei nicht gefragt – sie sollten Schüler nur zählen, um „mögliche Hilfestell­ungen für Schulen besser planen zu können“. Hintergrun­d sei eine Bitte der Polizei Wuppertal, die die Größe der Demos besser einschätze­n will. Das Schreiben der Bezirksreg­ierung richtete sich darum nur an Wuppertale­r Schulen.

Aber auch an Düsseldorf­er Schulen sorgten sich die Schüler um mögliche Sanktionen. So kursierte am Comenius-Gymnasium wohl das Gerücht, die Streikende­n seien von Geldstrafe­n bedroht. Eine Mitarbeite­rin der Schule bestritt das: „Es gab lediglich eine Unterricht­ung der Schüler darüber, dass die Schulpflic­ht vorgehe, und ein unentschul­digtes Fehlen im Unterricht Folgen haben kann.“

Die Bewegung ist derweil immer besser organisier­t. Der 19-jährige Lukas Mielczarek von der Ortsgruppe Düsseldorf sagt: „Wir haben uns unglaublic­h weiterentw­ickelt.“Inzwischen gebe es Arbeitsgem­einschafte­n, die sich um Logos und Werbemater­ial kümmern und eine Spenden-Kampagne. Bislang haben die Schüler alles aus eigener Tasche finanziert. In NRW finden die größten Proteste in Münster, Köln, Düsseldorf und Bonn statt. Krefeld ist in dieser Woche zum ersten Mal dabei.

Auch Borken hat eine eigene Gruppe. „Als wir mit mehr als 50 Leuten zur Demo nach Münster gefahren sind, war klar, dass wir was Eigenes organisier­en“, sagt der 17-Jährige Cedric Hoyer. „Jede Ortsgruppe wählt inzwischen eine bestimmte Zahl an Personen, die sie auf Bundeseben­e vertritt.“Einmal in der Woche halten die Vertreter eine nationale Telefonkon­ferenz. Eine „internatio­nale AG“organisier­t die Kontakte ins Ausland: Denn der Klimastrei­k unter Schülern ist kein deutsches Phänomen. „Uns kontaktier­en Schüler aus Spanien, Israel und Pakistan“, sagt Mitglied Ole Lindner (16). Besonders groß sei die Bewegung beispielsw­eise in Großbritan­nien, in Australien und in Belgien, wo die Schüler immer donnerstag­s streiken, wenn das belgische Parlament tagt.

Die Schüler erhalten mittlerwei­le auch Unterstütz­ung von der Eltern-Initiative „parents for future“. Unter dem Motto „scientists for future“haben sich mehr als 12.000 Wissenscha­ftler zusammenge­tan, die den Schülern ihre Anliegen bestätigen. In Düsseldorf werden heute bis zu 2500 Teilnehmer erwartet. Wagenbauer Jacques Tilly hat der Bewegung den Rosenmonta­gswagen vermacht: Eine riesige Greta Thunberg hält die Elterngene­ration klagend in die Höhe. Für die Demo haben die Schüler früh an den Schulen geworben. „Und das hat auch geklappt. Viele Klassen haben sich mit Exkursione­n angemeldet“, sagt Lukas Mielczarek. Exkursione­n sind laut Schulminis­terium erlaubt.

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FOTO: MARIT HOMMEDAL/DPA Auch in Bergen in Norwegen nehmen Tausende Schüler mit Plakaten an den Klimademos teil. Die Proteste sind eine weltweite Bewegung. Sie folgen dem Aufruf der Schwedin Greta Thunberg.

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