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Bei Audi sind 13.000 Jobs in Gefahr
Der Autobauer will in den kommenden Jahren die Kosten um zehn Milliarden Euro senken. Die VW-Tochter leidet unter anderem unter den Problemen mit dem Abgasmessstandard WLTP.
INGOLSTADT (dpa/rtr) Die VW-Tochter Audi will in den kommenden fünf Jahren bis zu 15 Prozent ihrer Stellen weltweit abbauen. Entsprechende Pläne werden nach Angaben des „Handelsblatt“zwischen Management und Betriebsrat verhandelt. Die Zeitung beruft sich auf Unternehmenskreise.
Ohne die Zahlen zu bestätigen, hat der neue Audi-Chef Bram Schot am Donnerstag die Belegschaft und das Management der Volkswagen-Tochter auf harte Zeiten ein. Audi habe in den vergangenen zehn Jahren Fett angesetzt, sagte er und ergänzte: „Aber wir müssen Muskeln aufbauen.“Mit einer verstärkten Zusammenarbeit innerhalb des VW-Konzerns und dem Abbau von Stellen will der Niederländer in den kommenden Jahren bis zu 15 Milliarden Euro herausholen, zehn Milliarden davon über Kostensenkungen. „Dazu müssen sie unter jeden Stein schauen“, sagte Finanzvorstand Alexander Seitz. Wie viele der 90.000 Arbeitsplätze bei Audi in Gefahr seien, wollte er nicht sagen. „Wir werden sicher nicht wachsen wie in den vergangenen zehn Jahren.“Für die etwa 61.000 Audi-Beschäftigten im Stammwerk Ingolstadt und im württembergischen Neckarsulm gilt bis zum Jahr 2025 noch ein Kündigungsschutz für die Belegschaft. Seitz sagte: „Wenn Kollegen in den Ruhestand gehen, stellen wir den Ersatzbedarf auf den Prüfstand.“
Im vergangenen Jahr hatte Audi wegen der Probleme bei der Umstellung auf den neuen Abgasmessstandard WLTP nur noch 1,8 Millionen Autos verkauft und ist damit weit hinter Mercedes und BMW zurückgefallen. Der Umsatz sank auf 59,2 Milliarden Euro, der Betriebsgewinn brach um 24 Prozent auf 3,53 Milliarden Euro ein. Diesel-Nachrüstungen und das von der Münchner Justiz wegen Manipulation der Abgaswerte verhängte Bußgeld schlugen mit 1,2 Milliarden Euro zu Buche. „Wir sind mit diesen Zahlen alles andere als zufrieden“, stellte Schot klar.
Um profitabler zu werden, will der Vorstandsvorsitzende nicht nur Stellen streichen und das mittlere Management ausdünnen, sondern auch Schichten, Zulagen, Modellund Motorvarianten unter die Lupe nehmen, die Aufgaben zwischen den Werken neu verteilen und gemeinsame Plattformen mit VW und Porsche stärker nutzen. So wird der vollelektrische Q4 e-tron nächstes Jahr im VW-Elektro-Werk Zwickau vom Band laufen. „Wenn alle Standorte elektrifiziert werden, ist das nicht der effizienteste Weg“, sagte Schot.
Die Werke Ingolstadt und Neckarsulm spüren die WLTP-Lücke und den andauernden Trend zu Stadtgeländewagen (SUV) auf Kosten von Limousinen. Nur der kleine Q2 wird in Ingolstadt gebaut, alle anderen SUV-Modelle kommen aus Mexiko, Bratislava und Brüssel. Die SUV-Modelle machen rund 40 Prozent der Audi-Verkäufe aus. Seitz sagte, Audi löse historisch gewachsene Doppelstrukturen auf, entwickle effizienter und entschlacke sein Portfolio. Das Unternehmen habe schon jede dritte Motor-Getriebe-Variante gestrichen.
Im Gegensatz zu BMW und Mercedes kann Audi aktuell wegen der WLTP-Probleme keinen einzigen Hybrid liefern. Erst im April seien wieder alle Modellvarianten verfügbar, sagte Schot. Die WLTP-Probleme belasteten aber das erste Halbjahr. Audi habe hier den „Stresstest nicht bestanden“. Weitere Belastungen im laufenden Jahr seien hohe Anlaufkosten für neue Modelle, die schwierigere Wirtschaftslage und hohe Investitionen für Elektroautos. Von 2023 an will Audi zwölf, von 2025 an rund 30 Hybrid- und vollelektrische Autos anbieten. Der erste vollelektrische Audi, der große SUV e-tron aus dem Werk in Brüssel, kommt gerade in den Handel.