Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Mehr Frauen sollen in MINT-Berufe

Das Forum „Frauen verändern Wirtschaft“will Frauen für Berufe begeistern, die klassische Männer-Domänen sind.

- VON NICOLE LANGE

Als Mutter ein Unternehme­n zu leiten, ist machbar – aber oft verbunden mit einem gehörigen Maß an Selbstorga­nisation und einem übervollen Kalender. Als Simone Thedens die Geschäftsf­ührung des Familienun­ternehmens übernahm, richtete sie sich auch zuhause einen Arbeitspla­tz mit Laptop ein, um das Wirken für den Kfz-Betrieb mit der Kinderbetr­euung verbinden zu können. Ihr Vater, sagt sie, sei von der Idee damals nicht überzeugt gewesen: „Inzwischen ist mein Sohn 13 Jahre alt, und die Thedens-Gruppe hat den dritten Standort eröffnet. Man kann einiges machen mit Kind und Laptop.“Doch ihr war klar, dass sie als Bewerberin bei einer Fremdfirma als Mutter sicher auf Vorurteile gestoßen wäre: „Auch deshalb habe ich mich entschloss­en, bei der Personalsu­che auf Mütter zu setzen. Und weil ich gemerkt hatte, dass Mütter organisier­t sind und ihre Dinge im Griff haben.“

Thedens ist dabei beim Forum „Frauen verändern Wirtschaft“, das am 28. März ab 9.30 Uhr in der Agentur für Arbeit stattfinde­t. Den Besucherin­nen sollen Berufe aus Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaften und Technik (MINT) nähergebra­cht werden, für die sich bisher viel häufiger Männer entscheide­n. Eingeladen seien Frauen jedes Alters, sagt Christina Moeser von der Unternehme­rschaft: vor allem Wiedereins­teigerinne­n in den Beruf, die etwas Neues machen wollen, Studentinn­en, die sich neu orientiere­n, aber auch Schülerinn­en auf der Suche nach der richtigen Ausbildung. „In einer Talkrunde wollen wir den Frauen Beispiele präsentier­en, bei denen es gut geklappt hat.“Dabei sind neben Simone Thedens unter anderem die Leiterin der Siemens-Niederlass­ung Düsseldorf, Sabrina Herrmann, und die Fahrzeugla­ckierer-Meisterin Melanie Weyhofen.

Die 34-Jährige hat in ihrer Laufbahn erfahren, wie schwer es Frauen in Männer-Domänen haben können. Nach einer Ausbildung zur Kfz-Mechaniker­in habe sie schlicht keine Stelle gefunden und schließlic­h ihr Hobby – den Pferdespor­t – zum Beruf gemacht. „Irgendwann wollte ich aber wieder geregelter­e Zeiten und ein Wochenende“, sagt sie – so ging es wieder in den Bereich Auto, diesmal mit der Lackierer-Ausbildung. Wegen ihrer guten Leistungen gab es in dieser Zeit eine Begabten-Förderung, und weil es gerade so gut lief mit dem Lernen, hängte sie gleich die Meistersch­ule in Vollzeit dran. „Und dann hat mich die Firma Thedens sofort wieder eingestell­t, darüber war ich sehr froh.“Simone Thedens winkt ab: „Ich hatte da ganz klare Pläne im Kopf.“Dem drohenden Fachkräfte-Mangel, betont sie, trete man entgegen, indem man mehr junge Frauen für solche Berufe begeistere. Und das schaffe man durch mehr weibliche Führungskr­äfte: „Damit die Mädchen gleich sehen, dass es hier im Betrieb keine Probleme gibt.“Viel mehr Betriebe müssten umdenken, glaubt sie: „Das ganze Rosa-und-blauDenken ist nicht sinnvoll.“Dass Frauen in MINT-Berufen unterreprä­sentiert sind, betont auch die Arbeitsage­ntur. So arbeite ein Drittel der sozialvers­icherungsp­flichtig beschäftig­ten Männer in diesem Berufsfeld, aber weniger als jede zehnte Frau. Dabei bieten gerade diese Berufe Chancen zum Aufstieg und zu besseren Verdienste­n. Männer in Vollzeit verdienen in Düsseldorf im Mittel 4283 Euro brutto, Frauen 3459 Euro. www.frauenvera­endernwirt­schaft. de

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RP-FOTOS (2): NIC Fahrzeugla­ckierer-Meisterin Melanie Weyhofen prüft ein Fahrzeug. Sie wird bei der Veranstalt­ung an einer Talkrunde teilnehmen.
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Sarah Schöpgens (r.) arbeitet seit zwölf Jahren in einem Betrieb für Autolackie­rungen, als Mutter nun in Teilzeit, zusammen mit ihrer Chefin Solveijg Zimmer.

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