Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Mehr Frauen sollen in MINT-Berufe
Das Forum „Frauen verändern Wirtschaft“will Frauen für Berufe begeistern, die klassische Männer-Domänen sind.
Als Mutter ein Unternehmen zu leiten, ist machbar – aber oft verbunden mit einem gehörigen Maß an Selbstorganisation und einem übervollen Kalender. Als Simone Thedens die Geschäftsführung des Familienunternehmens übernahm, richtete sie sich auch zuhause einen Arbeitsplatz mit Laptop ein, um das Wirken für den Kfz-Betrieb mit der Kinderbetreuung verbinden zu können. Ihr Vater, sagt sie, sei von der Idee damals nicht überzeugt gewesen: „Inzwischen ist mein Sohn 13 Jahre alt, und die Thedens-Gruppe hat den dritten Standort eröffnet. Man kann einiges machen mit Kind und Laptop.“Doch ihr war klar, dass sie als Bewerberin bei einer Fremdfirma als Mutter sicher auf Vorurteile gestoßen wäre: „Auch deshalb habe ich mich entschlossen, bei der Personalsuche auf Mütter zu setzen. Und weil ich gemerkt hatte, dass Mütter organisiert sind und ihre Dinge im Griff haben.“
Thedens ist dabei beim Forum „Frauen verändern Wirtschaft“, das am 28. März ab 9.30 Uhr in der Agentur für Arbeit stattfindet. Den Besucherinnen sollen Berufe aus Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) nähergebracht werden, für die sich bisher viel häufiger Männer entscheiden. Eingeladen seien Frauen jedes Alters, sagt Christina Moeser von der Unternehmerschaft: vor allem Wiedereinsteigerinnen in den Beruf, die etwas Neues machen wollen, Studentinnen, die sich neu orientieren, aber auch Schülerinnen auf der Suche nach der richtigen Ausbildung. „In einer Talkrunde wollen wir den Frauen Beispiele präsentieren, bei denen es gut geklappt hat.“Dabei sind neben Simone Thedens unter anderem die Leiterin der Siemens-Niederlassung Düsseldorf, Sabrina Herrmann, und die Fahrzeuglackierer-Meisterin Melanie Weyhofen.
Die 34-Jährige hat in ihrer Laufbahn erfahren, wie schwer es Frauen in Männer-Domänen haben können. Nach einer Ausbildung zur Kfz-Mechanikerin habe sie schlicht keine Stelle gefunden und schließlich ihr Hobby – den Pferdesport – zum Beruf gemacht. „Irgendwann wollte ich aber wieder geregeltere Zeiten und ein Wochenende“, sagt sie – so ging es wieder in den Bereich Auto, diesmal mit der Lackierer-Ausbildung. Wegen ihrer guten Leistungen gab es in dieser Zeit eine Begabten-Förderung, und weil es gerade so gut lief mit dem Lernen, hängte sie gleich die Meisterschule in Vollzeit dran. „Und dann hat mich die Firma Thedens sofort wieder eingestellt, darüber war ich sehr froh.“Simone Thedens winkt ab: „Ich hatte da ganz klare Pläne im Kopf.“Dem drohenden Fachkräfte-Mangel, betont sie, trete man entgegen, indem man mehr junge Frauen für solche Berufe begeistere. Und das schaffe man durch mehr weibliche Führungskräfte: „Damit die Mädchen gleich sehen, dass es hier im Betrieb keine Probleme gibt.“Viel mehr Betriebe müssten umdenken, glaubt sie: „Das ganze Rosa-und-blauDenken ist nicht sinnvoll.“Dass Frauen in MINT-Berufen unterrepräsentiert sind, betont auch die Arbeitsagentur. So arbeite ein Drittel der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Männer in diesem Berufsfeld, aber weniger als jede zehnte Frau. Dabei bieten gerade diese Berufe Chancen zum Aufstieg und zu besseren Verdiensten. Männer in Vollzeit verdienen in Düsseldorf im Mittel 4283 Euro brutto, Frauen 3459 Euro. www.frauenveraendernwirtschaft. de