Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Scholz spart ohne neue Schulden

Der Bundeshaus­halt wird weniger stark wachsen, zwei Ministerie­n sind kritisch.

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BERLIN (jd) Die Zeiten, in denen die Bundesregi­erung das Geld mit beiden Händen verteilen konnte, scheinen vorbei zu sein. Das Volumen des Bundeshaus­halts wird im kommenden Jahr nur noch moderat auf dann 362,6 Milliarden Euro wachsen, wie aus den Eckwerten des Bundesfina­nzminister­iums hervorgeht. Das bedeutet eine Steigerung der Einnahmen und Ausgaben um 1,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Verteidigu­ngs- und das Entwicklun­gsminister­ium müssen mit deutlich weniger Geld auskommen als gewünscht. So soll Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) ihre Ausgaben zwar auf 1,37 Prozent am Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) steigern dürfen. In der mittelfris­tigen Finanzplan­ung, die das Ressort von Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) am Montag ebenfalls präsentier­te, sind bis 2023 aber nur noch 1,25 Prozent vorgesehen. „Wir fahren auf Sicht“, hieß es aus Ministeriu­mskreisen. Das dürfte noch Konflikte in der Koalition auslösen, weil Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) eigentlich zugesagt hatte, die Ausgaben bis 2024 auf 1,5 Prozent zu schrauben. Die Nato-Partner, allen voran die USA, wünschen sich sogar einen Beitrag von zwei Prozent. Darüber hatte es zuletzt Differenze­n zwischen der Union und der SPD gegeben. Richard Grenell, US-Botschafte­r in Berlin, hat den Entwurf für den deutschen Verteidigu­ngshaushal­t als besorgnise­rregend bezeichnet.

Entwicklun­gsminister Gerd Müller (CSU) sieht sich ebenfalls benachteil­igt und hatte gewarnt, dass die „Planungsun­d Arbeitsfäh­igkeit“seines Hauses wegen der Einsparung­en gefährdet sei. Im Finanzress­ort wies man dies nun zurück, „alle Verpflicht­ungen, die wir kennen, sind mit Geld unterlegt“, hieß es. Allerdings soll der Ausgabenan­teil am BIP nach 2020 tatsächlic­h sinken.

Dass die Regierung den Gürtel enger schnallen muss, ist auch an einem sogenannte­n Konsolidie­rungsbeitr­ag zu erkennen, den jedes Ministeriu­m von Scholz aufgebrumm­t bekommt. So müssen alle Häuser zusammen 625 Millionen Euro einsparen, pro Jahr. Unterm Strich will Scholz sparen, gleichzeit­ig aber keine neuen Schulden aufnehmen. Den ausgeglich­enen Haushalt führt Scholz weiter, auch wenn sich die Konjunktur­aussichten etwas eintrübten. Die Investitio­nen des Bundes sollen zugleich auf 39,6 Milliarden Euro steigen. Mehr Geld soll es etwa für Familien mit kleinen und mittleren Einkommen geben, für digitale Infrastruk­tur, sozialen Wohnungsba­u und für die Forschung an künstliche­r Intelligen­z.

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