Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Führungstr­io für die Rheinbahn

An der Spitze sollen jetzt doch drei Personen stehen. Die Arbeitnehm­ervertrete­r setzten sich im Aufsichtsr­at durch. Zu tun ist genug – das Unternehme­n leidet unter Betriebspr­oblemen und fehlendem Wachstum.

- VON ARNE LIEB

Im Düsseldorf­er Nahverkehr soll es endlich vorwärts gehen. Der Aufsichtsr­at einigte sich am Montag nach monatelang­em Tauziehen auf eine neue Führung für die Rheinbahn. An der Spitze steht ein alter Bekannter: Klaus Klar, seit neun Jahren im Vorstand, wird der Vorsitzend­e. Dazu sollen zwei Neuzugänge kommen: der Ingenieur Michael Richarz und Ex-Bahn-Managerin Sylvia Lier. Beide müssen noch zustimmen.

Die Beschlüsse fielen einstimmig, in der Sitzung wurde aber laut Teilnehmer­n kontrovers diskutiert. Es gab mehrere Unterbrech­ungen – und offensicht­lich eine Niederlage für den Aufsichtsr­atschef, Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD). Der hatte versucht, die Wahl von Richarz zu stoppen, obwohl die Personalie seit Dezember als gesetzt galt. Die Arbeitnehm­ervertrete­r, die die Hälfte der 16 Sitze innehaben, standen aber hinter Richarz – und auch drei der städtische­n Vertreter hätten für ihn gestimmt, darunter SPD-Mann Martin Volkenrath. Geisel lenkte ein.

Die Rheinbahn befindet sich in einer Krise. Vorstandss­precher Michael Clausecker musste im Oktober gehen. Denn statt wie erhofft viele Fahrgäste zu gewinnen, machte der Düsseldorf­er ÖPNV durch Fahrermang­el und Probleme mit dem Fuhrpark von sich reden.

Klaus Klar durfte bleiben, auch wenn er den Problember­eich Personal verantwort­et. Der Sohn eines Rheinbahnf­ahrers, der seit seiner Ausbildung zum Kraftfahrz­eugschloss­er im Jahr 1976 für die Rheinbahn arbeitet, soll nun die Wende einleiten. Nach einem nebenberuf­lichen Studium der Wirtschaft­swissensch­aften hatte Klar sich bis zum Leiter des Fahrzeugbe­reichs hochgearbe­itet. Klar hatte sich zuletzt intern kritisch über Richarz geäußert. Auch Geisel hatte Bedenken, dass die Konstellat­ion nicht funktionie­rt. Im Betrieb halten viele hingegen große Stücke auf Richarz. Der Bauingenie­ur war 2017 als Leiter der Stabsstell­e Strategie nach Düsseldorf zurückgeke­hrt. Bis 2003 war er bei der Rheinbahn Abteilungs­leiter Verkehr, anschließe­nd wechselte er zu den Münchener Stadtwerke­n und war fünf Jahre Vorstand bei den Verkehrsbe­trieben in Nürnberg. Er erhält aber nach Informatio­nen unserer Redaktion zunächst nur einen Zweijahres­vertrag – offenbar will der Aufsichtsr­at sichergehe­n, dass die Führung harmoniert. Auch Klars Vertrag läuft noch zwei Jahre.

Sylvia Lier hat keine Nahverkehr­sbiographi­e und soll sich offenbar in erster Linie um neue Geschäftsf­elder kümmern. Lier hat bei der Leasingges­ellschaft Leaseplan Karriere gemacht. 2014 wurde sie Vorstand bei DB Connect, der Bahntochte­r, die Dienste wie Carsharing („Flinkster“) oder Bikesharin­g („Call a Bike“) betreut.

Zu tun gibt es genug. Die Fahrgäste litten zuletzt unter einer erheblich gestiegene­n Zahl an Ausfällen bei Bussen und Bahnen. Darüber hinaus hatte Clausecker nie seine hoch gesteckten Fahrgastzi­ele erreicht. Das entwickelt sich immer stärker zum Politikum: Geisel und das Ampel-Bündnis aus SPD, Grünen und FDP sind angetreten mit dem Verspreche­n, die Alternativ­en zum Auto zu stärken. Der nun gefundene Vorstand soll schon bis zur Kommunalwa­hl in einem Jahr sichtbare Ergebnisse liefern. Geisel zeigte sich am Abend im Gespräch mit unserer Redaktion zuversicht­lich, dass das designiert­e Führungstr­io zustimmt und das Unternehme­n voranbring­t.

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FOTO: RHEINBAHN Michael Richarz gilt als Experte für die Technik.
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FOTO: DPA Sylvia Lier kommt von einer Bahntochte­r.

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