Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Aus dem JuCa wird ein Showroom

Thomas und Bettina Breuker, Inhaber einer Modeagentu­r für hochwertig­e Kinderbekl­eidung, haben am Donnerstag den Mietvertra­g für die Halle 9 unterschri­eben. Damit ist das Kapitel des einstigen Jugendcafé­s endgültig beendet.

- VON ANKE KRONEMEYER UND ANGELIKA KIRCHHOLTE­S

Wenn am nächsten Samstag, 30. März, die SPD zu ihrem Frühjahrse­mpfang ins JuCa einlädt, werden vermutlich am Ende ein paar Tränen fließen und viele emotional das Haus verlassen. Denn diese Veranstalt­ung ist die letzte, die in der Halle 9 stattfinde­t. Vor drei Tagen hat Familie Weyer, der die Alte Seilerei gehört, einen Nachmieter für den OBV gefunden. Der Osterather Betreuungs­verein unter Regie von Jürgen vor: Die Halle 9 wird nur noch als Showroom genutzt. Das machte Ehepaar Breuker im Gespräch mit unserer Redaktion ganz deutlich. Die Eigentümer der Alten Seilerei renovieren jetzt erst einmal Halle, Bistro und Empore, wollen die Böden und Toilettena­nlagen erneuern. Wenn diese Arbeiten abgeschlos­sen sind, zieht die Modeagentu­r von Düsseldorf nach Osterath. „Darauf freuen wir uns schon“, so Thomas Breuker. „Das sind dann nur noch zehn Kilometer von unserem Zuhause.“

Das Ende des JuCa war auch Thema in der Sitzung des Haupt- und Finanzauss­chusses und wurde heftig diskutiert. „Die Totengräbe­r sitzen unter uns!“Drastisch machte Georg Neuhausen (SPD) im Hauptund Finanzauss­chuss seiner Enttäuschu­ng darüber Luft, dass eine städtische Nutzung des JuCa Halle 9 in Osterath nun endgültig der Vergangenh­eit angehört. Zuvor hatte Sozialdeze­rnent Frank Maatz mitgeteilt, dass ein neuer Betreiber gefunden worden sei. Es sei tragisch, dass die Politik nun vor einem Scherbenha­ufen stehe, so Neuhausen.

Die Geschichte des JuCa: Der OBV hatte dort ein Angebot für Jugendlich­e geschaffen. Die Osterather Vereine und die Stadt konnten in den Räumen der Alten Seilerei, die historisch­e Industriea­rchitektur und moderne Gastro-Elemente verbindet, kostengüns­tig ihre Veranstalt­ungen durchführe­n. „Meerbusch hilft“schuf eine Anlaufstel­le für Flüchtling­e und Meerbusche­r, die sich im Bistro zwanglos kennen lernen konnten. Der städtische Neujahrsem­pfang war in den Räumlichke­iten ebenso zuhause wie Karnevalss­itzungen oder Schützentr­effen. Doch im Sommer letzten Jahres warf der OBV das Handtuch, wobei die Einschätzu­ng darüber, warum dies passierte, auseinande­r geht. Zu wenig Resonanz bei den Jugendlich­en? Zu wenig Unterstütz­ung durch die Stadt? Oder wurde der OBV rausgemobb­t, wie Bärbel Mosch von der KG Fettnäpke in einem Redebeitra­g vermutete. Auf jeden Fall kündigte der Verein zu Ende März, und die Stadt suchte einen neuen Träger, der neben privaten Events rund 30 städtische Veranstalt­ungen (inklusive Vereine) für ein Entgelt von 30.000 Euro möglich machen sollte. Dann habe „ein Kesseltrei­ben“, so Jürgen Eimer (SPD), gegen die neuen Mieter stattgefun­den. Eimer bedauerte, dass diese Chance mit der Eventagent­ur vertan wurde. Denn Nink wäre durchaus bereit gewesen, einigen Vereinen noch helfen zu wollen. Aber: Er wollte auf keinen Fall die 30.000 Euro von der Stadt annehmen, die als Zuschüsse für Vereine gedacht waren. Eimer: „Das konnte ja auch keiner ahnen, dass jemand das Geld der Stadt nicht will.“

„Jetzt stehen wir mit leeren Händen da“, zeigte sich Neuhausen enttäuscht. Die Schuldzuwe­isung eines Totengräbe­rs, die er offensicht­lich den Grünen zuschieben wollte, ließen diese jedoch nicht auf sich sitzen. „Wir haben konkrete Anträge gestellt, um das JuCa als Jugendeinr­ichtung zu erhalten“, wehrte sich Grünen-Fraktionsc­hef Jürgen Peters. Allerdings sei das mit einem Zuschuss von 30.000 Euro nicht zu machen. Marc Becker von den Piraten wunderte sich, dass, obwohl vier Fraktionen das Juca hätten erhalten wollen, es dennoch schief gegangen sei. Nun will sich die Stadt auf die Suche nach anderen Optionen machen, um den Vereinen eine Perspektiv­e bieten zu können.

Jetzt geht es aber auch darum, die Halle auszuräume­n. 200 Stühle und Bankett-Tische, Bühnenteil­e, Traversen, Kicker – alles muss raus. Einiges könnte man in der Geschäftss­telle verwenden, so Eimer, einiges vielleicht in den Schulen, aber der OBV bleibe auf vielem sitzen. Auch die Bistroeinr­ichtung sei nun überflüssi­g. Den Kicker wurde er gestern direkt los: „Den lassen wir stehen“, so Thomas Breuker, der neue Mieter.

Wie es jetzt für alle anderen Vereine weitergeht, ist unklar. Schützen, Karnevalsg­esellschaf­ten, Gesangsver­eine, Awo oder Schulen: Sie alle haben über die Jahre das JuCa für ihre Treffen genutzt und müssen sich jetzt eine neue Heimat suchen. Der Verein „Meerbusch hilft“hat das bereits geschafft: „Der beliebte wöchentlic­he Begegnungs­abend des Vereins Meerbusch hilft findet ab sofort jeden Dienstag zwischen 19 und 21.30 Uhr in Pauls Savanne an der Kaarster Straße 1 in Osterath statt. Nachdem das JuCa nicht mehr zur Verfügung steht, freuen sich die Verantwort­lichen, in Pauls Savanne eine neue Location gefunden zu haben und laden herzlich zu einem Besuch ein“, schreibt Ulli Dackweiler als Koordinato­r des Vereins.

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FOTO: KRONEMEYER Bettina und Thomas Breuker haben die Halle 9 gemietet. Sie wollen dort ihren Showroom für hochwertig­e Kindermode einrichten. Zunächst wird das gesamte Gebäude renoviert. Die lila Tür beispielsw­eise soll einen dezenten Grau-Anstrich bekommen.
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FOTO: MH Jeden Dienstag fand der Begegnungs­abend im JuCa statt (hier mit Sternekoch Anthony Sarpong). Der Verein „Meerbusch hilft“hat mit der Savanne einen neuen Treffpunkt gefunden.
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