Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Pleiten, Pech und WDR
DUISBURG Naherholung und ein attraktives Lebensumfeld sind wichtig – genauso wie modernes und barrierefreies Wohnen“, so die Ministerin.
Der Großteil der Hochheider ist erleichtert, dass der „Schandfleck“, wie das seit 2003 leerstehende Gebäude auch genannt wurde, endlich weg ist. Insgesamt mussten am Sonntag rund 2500 Anwohner ihre Häuser verlassen. Die Evakuierung verlief nach Angaben der Stadt reibungslos. Ein Teil der Bewohner wurde mit Linienbussen in eine Sammelunterkunft in einen anderen Stadtteil gefahren.
Die Hochheider selbst hatten aufgrund der umfangreichen Absperrungen irgendwelche Leute zu zeigen“, schrieb einer auf Facebook. Der WDR bat um Verständnis. „Leider kann es bei einer Live-Sendung immer passieren, dass es nicht genau nach Plan läuft“, teilte die WDR-Lokalzeit aus Duisburg mit.
Anwohnerin Heike Hartmann war vor der Sprengung noch schnell mit ihrem Hund Gassi gegangen. Sie wohnt in der Sicherheitszone und kann von ihrer Wohnung aus die Hochhäuser sehen. „Trotzdem habe ich mir das im Fernsehen angeguckt. Das Gedränge am Fenster war mir zu groß“, sagt sie. Pascal Kempfer und Melissa Mangelsdorf hatten sich Plätze in der ersten Reihe außerhalb der Sicherheitszone gesichert. Auf Klappstühlen sitzend verfolgten sie das Spektakel. „Mit dem Gebäude waren Kindheitserinnerungen verbunden“, sagt Mangelsdorf, das Ganze sei schon schade. „Aber wenn da etwas Schönes hinkommt, ist das für mich okay.“
Dass die Sprengung so gut verlaufen ist, scheint indes alles andere als selbstverständlich zu sein. „Es kann immer etwas schiefgehen und das passiert auch immer mal wieder“, so Sprengmeister Hopfe. Bei einer seiner letzten Sprengungen sei ein Turm stehen geblieben. „Und hier in Hochheide war es gar nicht so leicht, weil direkt an das Hochhaus Wohnhäuser grenzten.“
Info Für den WDR dürfte die Sprengung des Weißen Riesen am Sonntag in Duisburg-Hochheide so etwas wie das bisherige TV-Ereignis des Jahres gewesen sein. Rund 70 gebührenfinanzierte Mitarbeiter soll der Westdeutsche Rundfunk nach Hochheide entsandt haben, um die Sprengung live in die heimischen Wohnzimmer zu übertragen.
Der Sender mietete eigens Flächen in einem der Nachbarhochhäuser an, um beste Sicht zu haben. Die Bewohner wurden um Verständnis für mögliche Unannehmlichkeiten gebeten. Seit Tagen warb der WDR für die Live-Übertragung von der Sprengung des Hochhauses. Schaulustige wurden ausdrücklich gebeten, nicht nach Hochheide zu kommen, sondern die Sprengung im Fernsehen zu verfolgen.
Und dann passierte ausgerechnet das, was nicht passieren durfte. Der Sender verpasste es, den Anfang der Sprengung live zu zeigen – zum verständlichen Unmut der Fernsehzuschauer. Damit sorgte der WDR nicht für das TV-Ereignis des Jahres, sondern für die bisherige TV-Panne des Jahres. Christian Schwerdtfeger