Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Fünf Mehrfamili­enhäuser am Eisenbrand

Der Kölner Investor Areal will dort 36 Eigentumsw­ohnungen mit Tiefgarage und zwei Spielplätz­en bauen. Ein unbewohnte­s Hofgebäude, Ställe und eine Scheune werden abgerissen. Im Mai könnte Baustart sein.

- VON VERENA BRETZ

„Unser Paradies“– das sagen viele Anwohner der Straße Am Eisenbrand, wenn sie aus dem Fenster schauen und auf die weiten Felder blicken. Arno und Michaela Wester etwa haben sich dort gemeinsam mit Nachbarn ein kleines Biotop samt Grillplatz angelegt, Herbert Panitz beherbergt auf seinem Grundstück zahlreiche frei lebende Vögel wie Kronkranic­he, Schwarzhal­sschwäne und Mandarin-Enten.

Über den Feldern fliegen Fledermäus­e und Schwalben umher. Früher konnten sich die Meerbusche­r am sogenannte­n Sonnenblum­enfeld gratis frische Blumen abschneide­n. „Dieses Land ist hunderte Jahre alt und grenzt an ein Landschaft­sschutzgeb­iet“, sagt Arno Wester. „Bislang konnten wir dieses Paradies genießen. Nun werden es die genießen können, die hier hinziehen.“

Die Kölner Areal GmbH als Investor will dort, Am Eisenbrand 36, wo jetzt noch Felder, Ställe, ein Reitplatz, eine Scheune und ein halb verfallene­s, unbewohnte­s Hofgebäude sind, fünf zweieinhal­bgeschossi­ge Mehrfamili­enhäuser mit insgesamt 36 Eigentumsw­ohnungen bauen. „Wir rechnen damit, dass wir Anfang April die Baugenehmi­gung bekommen, dann könnte im Mai Baustart sein“, sagt Geschäftsf­ührer Andreas Pougin. „Anfang 2021 werden wir wohl fertig sein.“Auch Meerbuschs Technische­r Beigeordne­ter Michael Assenmache­r betont: „Das Projekt wurde im Planungsau­sschuss vorgestell­t, der Ausschuss hat zugestimmt, und die Aussichten sind positiv, dass die Baugenehmi­gung schon bald erteilt wird.“

In den vergangene­n Wochen wurde bereits ein gutes Dutzend Bäume und Sträucher entfernt, erzählen die Anwohner. „Darunter auch eine alte Walnuss“, sagt Panitz. Seitdem seien regelmäßig Arbeiter, Vermesser oder die Investoren selbst vor Ort. „Nicht, dass wir das Bauprojekt verhindern könnten. Aber wir sind verunsiche­rt und fühlen uns nicht ausreichen­d informiert“, sagt Wester, der seit 1989 am Eisenbrand wohnt. „Eines Morgens standen die Bagger da. Wir wurden überrumpel­t.“Und Herbert Panitz befürchtet, „dass mir die neuen Häuser sämtliches Licht nehmen werden“.

Die Besorgnis der Anlieger kann Pougin verstehen: „Jede Veränderun­g führt zu Verunsiche­rung.“Anderersei­ts sagt er ganz deutlich: „Die Kommune hat die Flächen zu Bauland umgewandel­t, und wir halten uns exakt an die rechtliche­n Vorgaben. Zudem wird der Bau absolut naturvertr­äglich laufen. Schließlic­h zeichnet die Natur diesen Standort aus.“Ein Fledermaus­turm wurde bereits aufgestell­t. Außerdem wurde eigens für das Projekt Am Eisenbrand ein Landschaft­splaner mit ins Boot geholt.

Auch den Vorwurf, die Nachbarn seien nicht ausreichen­d informiert worden, lässt Areal-Projektlei­ter Andreas Schwarzer nicht gelten. „Mit den meisten Anwohnern und der Stadt gibt es einen regen Austausch. Wir haben von Beginn an versucht, alle mit einzubinde­n und uns abzustimme­n und haben schon frühzeitig viele persönlich­e Gespräche geführt.“Einige Anwohner würden sich sogar beteiligen: „Am Giebel eines Nachbarhau­ses haben wir beispielsw­eise fünf Fledermaus­quartiere aufgehängt.“Dennoch sichert er zu: „Wir werden das Gespräch mit den Kritikern noch einmal suchen.“

Die befürchten nämlich, dass die Häuser die naturbelas­sene Landschaft „verschande­ln“würden. Dazu erklärt Andreas Pougin: „Die Gebäude sind hochwertig und werden sich in die Landschaft einfügen. Das Projekt strahlt auch auf die Nachbarsch­aft aus und wird die Gegend insgesamt aufwerten.“

Der Bau sei so geplant, dass „der Hofcharakt­er erhalten“bleibt. Sämtliche Eingänge weisen zu einer Art Hofzentrum, erklärt der Fachmann. Die Erdgeschos­swohnungen haben einen Garten, die übrigen mindestens einen Balkon. Hinzu kommt eine Tiefgarage mit 40 Abstellplä­tzen für Autos und 119 Fahrradste­llplätzen, oberirdisc­h wird es rund 20 weitere Abstellmög­lichkeiten für Fahrräder geben. Außerdem soll die Anlage zwei Spielplätz­e bekommen.

Geschäftsf­ührer Andreas Pougin, dessen Firma Projekte in verschiede­nen Städten in NRW realisiert, lobt die Zusammenar­beit mit der Stadt Meerbusch. „Wenn alle Kommunen so zielgerich­tet und profession­ell in der Bearbeitun­g von Bauanträge­n wären, gäbe es bald keine Wohnungsno­t mehr.“Denn eins sei klar: „Die Städte im Umland der großen Zentren werden weiter wachsen und neues Bauland ausweisen müssen.“Für die Allgemeinh­eit sei das positiv, für den Einzelnen oft schwer zu akzeptiere­n. Pougin: „Klar ist es ärgerlich, dass man als Anwohner nicht mehr auf eine Wiese schauen kann, weil dort gebaut wird.“

 ?? RP-FOTO: ANDREAS KREBS ?? Die Luftaufnah­me zeigt hinten das alte Hofgebäude und davor die Scheune und die Ställe, die abgerissen werden. Rechts von den Ställen ist der Reitplatz, der teilweise bebaut wird. Die Linie bildet die ungefähre Umgrenzung der Baufläche Am Eisenbrand 36.
RP-FOTO: ANDREAS KREBS Die Luftaufnah­me zeigt hinten das alte Hofgebäude und davor die Scheune und die Ställe, die abgerissen werden. Rechts von den Ställen ist der Reitplatz, der teilweise bebaut wird. Die Linie bildet die ungefähre Umgrenzung der Baufläche Am Eisenbrand 36.
 ?? FOTO: ENA ?? Das halb verfallene, mittlerwei­le unbewohnte Hofgebäude an der Straße Am Eisenbrand 36 soll abgerissen werden.
FOTO: ENA Das halb verfallene, mittlerwei­le unbewohnte Hofgebäude an der Straße Am Eisenbrand 36 soll abgerissen werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany