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Idee für das Stadtbad: Ein Gründerzen­trum

Seit vielen Jahren diskutiert Krefeld über eine zukünftige Verwendung des Stadtbades an der Neusser Straße. Der Verein „Freischwim­mer“hat sich des Themas angenommen und sucht Lösungen.

- VON SVEN SCHALLJO

Was könnte aus dem Stadtbad an der Neusser Straße werden? Viele Interessen­gruppen haben sich dieses Themas in der Vergangenh­eit angenommen. Sie suchten Investoren, ersannen Konzepte und gaben früher oder später auf. Seit rund einem Jahr arbeitet nun eine Gruppe von Ehrenamtle­rn und Idealisten an einem ganz anderen Konzept: Der Verein „Freischwim­mer Krefeld e.V.“versteht sich nicht als Investor oder Initiator, sondern eher als Moderator der Situation. „Wir möchten Vorschläge sammeln und von Beginn an die Bürger, aber auch die Politik, ins Boot holen. Wir wollen das Bad sozusagen dem Bürger zurückgebe­n und zu einem Sammelpunk­t, einer Anlaufstel­le, für möglichst alle Krefelder werden lassen. Vom Denkmal zum Merkmal sozusagen“, sagt Marcel Beging, einer der drei Vorsitzend­en des Vereins.

An diesen wurde nun eine neue Idee herangetra­gen, die das Bad nicht nur als Begegnungs­stätte und Kulturraum, sondern auch für die Entwicklun­g der ganzen Stadt wertig machen könnte: Ein Gründerzen­trum. „Es ist eine Idee, die wir sehr interessan­t finden. Wenn ein Teil der Räumlichke­iten zu Büros und Co-Working-Spaces umgebaut würde, könnten sich junge Unternehme­n hier einfinden und dem Areal eine ganz neue Dimension geben. Es hieße nicht, dass das Bad ein Gründerzen­trum wird, sondern ein Gründerzen­trum ins Bad kommt“, sagt Beging.

Das riesige Areal mit einer Grundfläch­e von gut 8000 Quadratmet­ern bietet reichlich Platz für verschiede­ne Nutzungen. Dabei könnte auch das Schwimmen mittelfris­tig wieder ein Teil sein. Gerade auch in Verbindung mit besagtem Gründerzen­trum. In den modernen Unternehme­n, die stilgebend für heutige Startups sind, gehört die Verbindung von Arbeits- und Freizeitor­t geradezu zum Selbstvers­tändnis. Ein Raum, der ein freies Arbeiten in Verbindung mit Sport- und Gemeinscha­ftsangebot­en verbindet, könnte damit genau das sein, was viele junge Unternehme­r suchen. Allerdings gehe es den Initiatore­n nicht in erster Linie darum, das Schwimmen zu erhalten.

„Wir wollen hier einen Initiativr­aum schaffen und damit im besten Fall die Zukunft der Stadt gründen. Kulturell, sozial und wirtschaft­lich. Eine Symbiose einer wirtschaft­lichen mit einer kulturelle­n und einer Nutzung als öffentlich­er Gemeinscha­ftsraum wäre in dieser Hinsicht ideal und würde das Quartier, ja die ganze Stadt massiv aufwerten“, sagt Beging.

Das Bad, zu seiner Gründung im späten 19. Jahrhunder­t das Modernste Europas, könnte so einmal mehr richtungsw­eisend für Stadtentwi­cklung werden. „Wir arbeiten intensiv mit allen Stellen zusammen. Die Freischwim­mer werden direkt an der Neusser Straße ein Büro gemeinsam mit der Stadt Krefeld beziehen. Gemeinsam wollen wir dafür kämpfen, diese Perle der Krefelder Geschichte zu erhalten“, sagt der Vorsitzend­e.

Die aktuelle Initiative sei dabei aber auch so etwas wie die letzte Chance für das Areal. „Noch ist die Bausubstan­z in Ordnung. Aber sie bröckelt. Zwar finden gerade erste Sanierunge­n mit Fördermitt­eln für den Denkmalsch­utz statt, Fenster werden ausgetausc­ht, Fassaden erneuert, aber viel Zeit hat das Gebäude nicht mehr“, sagt Beging. Ideen haben er und seine Mitstreite­r bereits viele. Und fast täglich kommen Neue hinzu. „Als Zwischennu­tzung werden kulturelle Veranstalt­ungen dem Raum neue Impulse geben. Am 29. April gibt es das Badgespräc­h 2, in dem wir mit Interessen­ten diskutiere­n werden. Wir wollen vor allem das Interesse der Krefelder für ihr Bad mit einem Beteiligun­gsprozess sinnvoll begleiten“, fährt er fort.

Das Konzept soll organisch wachsen und jeder Interessen­t, darf seine Ideen einbringen. Künftig soll das Bad nicht nur eine Nutzung haben, sondern verschiede­ne Funktionen produktiv verbinden. „Es ist in einer sehr zentralen Lage, die Wege in die Innenstadt und zum Bahnhof sind kurz“, wirbt Beging. Auch das wären natürlich gute Argumente für künftige Unternehme­nsansiedlu­ngen. Es passiert etwas an der Neusser Straße. Und der Verein will den Krefeldern ihr Bad, in neuer Ausrichtun­g, zurückgebe­n. Politik und Verwaltung unterstütz­en den Verein. Das gilt hinsichtli­ch der Idee des „Gründerund Co-Working Centers“, so der offizielle Name, auch für die Wirtschaft­sförderung­sgesellsch­aft.

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RP-FOTO: LAMMERTZ (3) Das große Becken im Stadtbad soll erhalten werden. Hier könnte Arbeit und Sport verknüpft werden.
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An den Außenfassa­den des Bades wird bereits gearbeitet, um die Bausubstan­z so gut möglich zu erhalten – allerdings vordringli­ch abseits der Neusser Straße.
 ??  ?? Schäden am Mauerwerk und den Fassaden treten an vielen Stellen auf. Ihnen wird nun mit Fördermitt­eln des Denkmalsch­utzes entgegen gewirkt.
Schäden am Mauerwerk und den Fassaden treten an vielen Stellen auf. Ihnen wird nun mit Fördermitt­eln des Denkmalsch­utzes entgegen gewirkt.

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