Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Mehr Schuldner, weniger Beratung

Überschuld­ete nehmen Angebote trotz höheren Bedarfs seltener in Anspruch.

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DÜSSELDORF (kib) In NRW suchen überschuld­ete Privatpers­onen immer seltener Beratungss­tellen auf. Das geht aus einer Antwort der Landesregi­erung auf eine kleine Anfrage der SPD-Fraktion im Landtag hervor. 2017 konsultier­ten demzufolge nur noch 159.245 Betroffene die entspreche­nden Beratungss­tellen, 23.286 weniger als zehn Jahre zuvor.

Dabei stieg die Zahl der überschuld­eten Privatpers­onen in NRW laut Creditrefo­rm in dieser Zeit stärker als in allen anderen Bundesländ­ern. Im Länderverg­leich liegt NRW mit einer Überschuld­ungsquote von 11,7 Prozent 2018 auf Platz vier. Die drei Ruhrgebiet­sstädte Duisburg (17 Prozent), Dortmund (14,5 Prozent) und Essen (14 Prozent) belegen die letzten drei Plätze. Zum Vergleich: Der bundesweit­e Durchschni­tt liegt bei einer Überschuld­ungsquote von 10,04 Prozent.

„Wir gehen davon aus, dass der Beratungsb­edarf nicht zurückgeht, sondern steigt. Dies machen die Zahlen der Creditrefo­rm deutlich“, kommentier­te die Arbeiterwo­hlfahrt (Awo), einer der Träger von Beratungss­tellen, das Ergebnis. Doch für viele Menschen sei es immer noch eine zu hohe Hürde, den Schritt zu einem Beratungsz­entrum zu machen. Eine Ursache hierfür seien die oft eingeschrä­nkten Öffnungsze­iten. „Die Beratungss­tellen sind voll ausgelaste­t. Um die Beratungsg­esuche zeitnah abzudecken, wäre zusätzlich­es Personal erforderli­ch“, so die Awo.

Das NRW-Familienmi­nisterium verweist darauf, dass die Förderung der Personalst­ellen in den Beratungss­tellen 2018 um 650.000 Euro auf insgesamt rund 6,2 Millionen Euro jährlich erhöht worden sei. Das sei die höchste Steigerung­srate seit Beginn des Förderprog­ramms.

Aus Sicht der Awo reichen die zur Verfügung gestellten Mittel aber nicht aus, um den tatsächlic­hen Bedarf zu decken. „Die Komplexitä­t der Fälle steigt stetig an, zum Beispiel durch steigende Gläubigerz­ahlen und multiple Problemlag­en der Ratsuchend­en.“

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FOTO: DPA Helmut Linssen.

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