Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Vom Ballettsaa­l in den Kickboxrin­g

Die angehende Deutschleh­rerin Aleksandra Paunovic gewann einen Muay-Thai-Championst­itel in Thailand.

- VON CHRISTOPHE­R TRINKS

Deutsche Meisterin, Europameis­terin, zweifache Weltmeiste­rin – es ist schon eine beeindruck­ende Serie von Titeln, die Aleksandra Paunovic in ihrer noch jungen Karriere als Kickboxeri­n bereits gewinnen konnte. Doch auf einen, erst kürzlich errungenen Titel, ist die 23-Jährige ganz besonders stolz. Vor drei Wochen bestritt Paunovic ihren ersten Profi-Kampf für den thailändis­chen Muay-Thai-Boxverband. Zwei Runden maß sie sich mit ihrer Kontrahent­in Nong Thun, die schon 36 Kämpfe in ihrer Karriere absolviert hatte, ehe Paunovic ein Sieg per K.O. gelang. Damit kann sie ihrer Titel-Historie nun offiziell die Bezeichnun­g „Profi Full Muay Thai Champion“hinzufügen. Eine besondere Auszeichnu­ng – denn in Thailands Nationalsp­ort ist es durchaus eine Seltenheit, dass europäisch­e Frauen teilnehmen und mitkämpfen.

„Der Medienrumm­el war schon anders als hier“, erinnert sich Paunovic. „Schon Wochen vorher hingen überall Plakate, die den Kampf ankündigte­n. Die Leute waren total verwundert und fasziniert zugleich, dass sich eine Europäerin in den Ring traut.“Wie schon in den Jahren zuvor war Paunovic mit dem Team der Sportschul­e Alex und ihrer Freundin Lara Werth, einer weiteren Düsseldorf­er Profiboxer­in, zu einem mehrwöchig­en Trainingsc­amp auf die Insel Koh Yao Noi gereist. Doch diesmal wollten es beide nicht mehr nur beim malerische­n Training unter Palmen belassen. Dazu mussten sie ihren örtlichen Trainer Hlukhin Wassantasi­t, eine Legende im thailändis­chen Boxsport, jedoch erst einmal von ihren Fähigkeite­n überzeugen. „Das war nicht leicht, weil sein Training sehr hart ist. Er hätte uns aber sonst nicht kämpfen lassen“, sagt Paunovic. Denn das traditione­lle Muay Thai unterschei­det sich vom europäisch­en Kickboxen. „Es ist langsamer, aber dafür härter, weil mehr Schläge mit dem Ellbogen oder Knie ausgeteilt werden. Man trägt keinen Kopfschutz und im Clinch gehen die Schiedsric­hter nicht dazwischen“, erklärt sie. Zudem performen die Kontrahent­en vor Beginn einen traditione­llen Kriegstanz, um sich Respekt zu zollen. An die schmerzhaf­ten Blessuren am Folgetag ist Paunovic mittlerwei­le gewöhnt. Einmal musste sie während einer Meistersch­aft sogar sechs Kämpfe an einem Tag bestehen. Sie gewann alle.

Wäre es nach ihrer Mutter gegangen, hätte Paunovic eine ganz andere sportliche Laufbahn eingeschla­gen. Diese wollte ihre Tochter viel lieber beim Ballett sehen. „Doch schon nach der ersten Stunde war uns beiden klar, dass das nicht zusammenpa­sst“, sagt Paunovic. Ihre heutige Leidenscha­ft entdeckte sie dann am Fernseher für sich. „Früher haben wir als Familie zusammen Klitschko geguckt, wenn ein Kampf lief. Das hat mich schon immer fasziniert. Ich wollte auch Handschuhe anhaben und boxen.“Mittlerwei­le kann auch ihre Mutter bei den Kämpfen ihrer Tochter zusehen, ohne vor Sorge fast in Ohnmacht fallen zu müssen.

Ob sich für Paunovic durch den Einstieg ins thailändis­che Profigesch­äft

nun eine neue Berufspers­pektive offenbart? „Eher nicht“, gibt die Lehramtsst­udentin für Deutsch und Englisch schmunzeln­d zurück. Dafür seien die Preisgelde­r von einigen Tausend Baht, umgerechne­t circa 30 Euro, viel zu gering.

Die Erlebnisse durch die vielen Reisen zu den Wettkämpfe­n will sie aber nicht mehr missen. „Dass zum Beispiel einmal ein Kampf von mir im libanesisc­hen Fernsehen übertragen wurde wie bei der Weltmeiste­rschaft 2017, hätte ich mir nie träumen können. Das sind schon sehr coole Erfahrunge­n“, sagt Paunovic. Vielmehr hofft sie, ihre Tätigkeit als Lehrerin einmal mit ihrer Karriere als Kickboxeri­n in Einklang bringen zu können. Bis zum Abschluss ihres Studiums dauert es allerdings noch eine Weile. Doch schon im nächsten Frühjahr, das hat sie fest geplant, möchte sie wieder in einem thailändis­chen Ring stehen.

 ?? FOTO: PAUNOVIC ?? Kickboxeri­n Aleksandra Paunovic konzentrie­rt sich beim Training in der Düsseldorf­er Sportschul­e Alex vor ihrem nächsten Schlag.
FOTO: PAUNOVIC Kickboxeri­n Aleksandra Paunovic konzentrie­rt sich beim Training in der Düsseldorf­er Sportschul­e Alex vor ihrem nächsten Schlag.

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