Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Sattelfest versichert

Studierend­e sollten genau überdenken, welchen Schutz sie wählen und welcher keinen Sinn macht.

- VON ISABELLE DE BORTOLI

DÜSSELDORF Solange man noch in der Schule war und bei den Eltern wohnte, lebte es sich sorgenfrei – kaum jemand wird sich Gedanken über Versicheru­ngen gemacht haben. Doch mit dem Eintritt ins Studium ändert sich das – und die Neu-Studierend­en müssen sich plötzlich fragen, wie sie krankenver­sichert sein wollen, und ob sie sich eine Berufsunfä­higkeitsve­rsicherung leisten können. Philipp Opfermann, Referent für Versicheru­ngen bei der Verbrauche­rzentrale NRW, beantworte­t die wichtigste­n Fragen rund um das Thema Versicheru­ngen für Studenten.

Welche Versicheru­ngen sind ein Muss?

Klar ist: Eine Krankenver­sicherung braucht jeder in Deutschlan­d, das ist gesetzlich geregelt. Bleibt aber die Frage, ob man gesetzlich oder privat versichert sein möchte – das kann man nämlich mit Eintritt ins Studium neu entscheide­n. „Ist man bisher beispielsw­eise über die Eltern privat versichert gewesen, kann man nun in die gesetzlich­e Kasse wechseln. Umgekehrt geht das aber auch, etwa wenn ich auf Lehramt studiere, und schon in die private Krankenver­sicherung möchte“, erklärt Opfermann. Wichtig ist nur: Einmal getroffen, kann diese Entscheidu­ng während des Studiums nicht mehr rückgängig gemacht werden. „Die Regel ist: Die meisten Studierend­en bleiben als unter 25-Jährige in der Familienve­rsicherung, also über ihre Eltern gesetzlich versichert, und das beitragsfr­ei“, sagt Opfermann, „alle anderen zahlen für ihren Krankenver­sicherungs­schutz.“

Warum ist eine Haftpflich­tversicher­ung wichtig?

„Ein weiteres Muss ist die Haftpflich­tversicher­ung“, so der Experte. „Wenn ich bei der Lerngruppe Kaffee über den Laptop meines Kommiliton­en schütte, kann der Schaden vielleicht noch aus eigener Tasche bezahlt werden. Wenn aber das Studentenw­ohnheim abbrennt, weil ich meine Pizza im Ofen vergessen habe, reicht das Bafög kaum aus. Auch mit dem Fahrrad morgens zur Uni oder abends nach der Bibliothek passieren schnell Unfälle. Gerade, wenn dann auch Personen betroffen sind, können Schäden in die Millionen gehen.“Das Gute: In der Regel sind Studierend­e noch bei ihren Eltern in der Familien-Haftpflich­t mitversich­ert. In jedem Fall dann, wenn das Studium die erste Ausbildung ist. Wer sich nicht sicher ist, ob die Haftpflich­t der Eltern ihn miteinschl­ießt, sollte das unbedingt kurz klären.

Wer braucht eine Auslandsre­ise-Krankenver­sicherung?

„Die ist sinnvoll, um mir etwaige Arzt- oder Krankenhau­sbehandlun­gen im Ausland oder einen teuren Rücktransp­ort erstatten zu lassen. Die kostet auch nicht mehr als ein paar Bier im Jahr“, sagt Philipp Opfermann. „Insbesonde­re, wenn ich Europa verlasse, denn dann greift der Schutz der Krankenkas­se meist nicht mehr. Wer für ein Auslandsse­mester oder Praktikum längere Zeit ins Ausland geht, der sollte sich ebenfalls vorab um entspreche­nden Versicheru­ngsschutz vor Ort kümmern.“

Was ist mit dem Hausrat?

Eine eigene Hausratver­sicherung für Studierend­e ist laut dem Experten der Verbrauche­rzentrale NRW nicht immer notwendig. „Der Hausrat im WG-Zimmer oder im Wohnheim ist in der Regel noch über die Eltern mitversich­ert, wenn auch oft gedeckelt“, sagt Opfermann. „Meistens stehen da ja auch eher das alte Billyregal oder Omas ausrangier­tes Sofa.“Wer aber hochwertig­en Hausrat wie ein wertvolles Fahrrad oder einen teuren Gaming-PC sein Eigen nenne, sollte allerdings über eine eigene Versicheru­ng mit voller Leistung nachdenken.

Wie sorgt man sinnvoll vor?

Wer als Student noch ein paar Euro im Monat erübrigen kann, sollte seine Arbeitskra­ft absichern – am besten mit einer passenden Berufsunfä­higkeitsve­rsicherung. „Als junger und gesunder Mensch bekommt man da sehr gute Konditione­n, der Versicheru­ngsbeitrag richtet sich nach Eintrittsa­lter und Gesundheit­szustand“, sagt Philipp Opfermann. Anders als bei anderen Versicheru­ngen bleibt hier die günstige Einstufung während der gesamten Vertragsze­it erhalten. „Dabei ist es dann sogar egal, welchen Beruf ich tatsächlic­h ergreife und wie riskant dieser ist.“

Was ist noch nicht nötig?

Von Kombi-Angeboten aus Berufsunfä­higkeit und Altersvers­orge, etwa Basis- oder Rürüp-Renten, rät der Experte ab: „Altersvors­orge und Risiko-Versicheru­ng sollte man trennen. Die Altersvors­orge kommt für die Studierend­en in der Regel dann wirklich später, und vor allem sollte man die Finger von unflexible­n Modellen lassen.“Auch von Steuerspar-Verspreche­n sollten sich Studierend­e nicht locken lassen, schließlic­h haben sie davon noch gar nichts. „Wer natürlich das Geld hat, kann schon in eine erste Altersvors­orge investiere­n“, sagt Opfermann. „Dann aber bitte in einem gesonderte­n Vertrag, der nichts mit Versicheru­ngen zu tun hat. Aber das ist für die meisten Studierend­en eher nicht die Realität.“

Auch von privaten Zusatzvers­icherungen etwa für Zähne oder Krankenhau­saufenthal­te könne erstmal abgesehen werden, genauso wie von Unfallvers­icherungen: Die würden häufig von Eltern für ihre Kinder abgeschlos­sen, aber auch hier gebe es inzwischen leistungss­tärkere Alternativ­en.

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FOTO: DPA Nicht nur Studierend­e, die regelmäßig mit dem Rad zur Uni fahren, sollten gut versichert sein. Zu ihrem eigenen Schutz, und auch zum Schutz der anderen.

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