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Merkel: Türkische Offensive stoppen

Wegen des Syrien-Einmarschs setzt Deutschlan­d Waffenlief­erungen an Ankara aus.

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BERLIN (dpa) Bundeskanz­lerin Angela Merkel hat den türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan zum Stopp der Militäroff­ensive im Nordosten Syriens aufgeforde­rt. Die Kanzlerin habe sich am Sonntag in einem Telefonat mit Erdogan für eine „umgehende Beendigung der Militärope­ration“ausgesproc­hen, teilte eine Sprecherin mit. Diese drohe zur Vertreibun­g größerer Teile der lokalen Bevölkerun­g, zur Destabilis­ierung der Region und zum Wiedererst­arken der Terrororga­nisation Islamische­r Staat (IS) zu führen. Am Abend schloss sich Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron nach einem Treffen mit Merkel deren Forderung an. „Wir haben den gemeinsame­n Wunsch, dass die Offensive beendet wird“, sagte er.

Die Türkei hatte am Mittwoch mit Hilfe arabisch-syrischer Rebellen eine lange geplante Offensive gegen die Kurdenmili­z YPG begonnen, die auf syrischer Seite der Grenze große Gebiete beherrscht. Die Türkei sieht in ihr einen Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpa­rtei PKK und damit eine Terrororga­nisation. Die Offensive stieß internatio­nal auf breite Kritik.

Am Samstag hatte Außenminis­ter Heiko Maas bekanntgeg­eben, dass die Bundesregi­erung als Reaktion auf den türkischen Einmarsch die Rüstungsex­porte an den Nato-Partner teilweise gestoppt hat. Frankreich schränkte ebenfalls seine Rüstungsex­porte ein. Schweden, die Niederland­e, Finnland und Norwegen hatten dies schon zuvor getan. Der türkische Außenminis­ter Mevlüt Çavusoglu drohte daraufhin erneut damit, Millionen syrische Flüchtling­e aus der Türkei über die Grenze nach Europa zu lassen.

Am Wochenende gingen in Deutschlan­d und anderen europäisch­en Ländern Tausende Kurden aus Protest gegen die türkische Offensive auf die Straße. Allein in Köln schlossen sich Schätzunge­n zufolge mehr als 10.000 Menschen einem Protestmar­sch an. Auch in Düsseldorf kam es zu Kundgebung­en. Unterdesse­n haben in der Bundesliga aktive türkische Fußballer, darunter auch zwei Spieler von Fortuna Düsseldorf, mit ihrer demonstrat­iven Unterstütz­ung für den türkischen Feldzug scharfe Kritik ausgelöst. Sport

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