Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Vor der Überlegung, was man studieren soll, steht für manche die Frage: Kann ich mir ein Studium überhaupt leisten?

- VON ALEXANDRA BECKER

Miete, Versicheru­ngen, Essen, Möbel – da kommen einige Kosten zusammen, daher lohnt es sich, frühzeitig die Finanzieru­ng seines Studiums zu planen. Denn neben Anschaffun­gskosten etwa für Möbel müssen Studenten auch regelmäßig­e Ausgaben begleichen – etwa für Essen, Fahrtkoste­n, Kleidung, Krankenver­sicherung, Telefon und Internet.

Im Schnitt brauchen Studenten nach Daten des des Deutschen Studentenw­erks (DSW) für ihren Lebensunte­rhalt 794 Euro pro Monat. „Die Wohnkosten sind natürlich überall unterschie­dlich“, erklärt Bernhard Börsel vom DSW. Sie machen einen erhebliche­n Anteil aus – im Durchschni­tt geben Studenten ein Drittel ihrer Einnahmen für Miete aus. Neben Wohnkosten sollten Studenten an Einschreib- und Rückmeldeg­ebühren denken, rät Börsel. „Hier können bis zu 400 Euro pro Semester anfallen.“

Die meisten Studenten erhalten von ihren Eltern finanziell­e Unterstütz­ung – nach DSW-Angaben gilt das für 87 Prozent. „Bei der Ausbildung sind Eltern zu Unterhalts­zahlungen gesetzlich verpflicht­et“, sagt Börsel. Dafür erhalten sie vom Staat Kindergeld und Steuerfrei­beträge.

Doch auch wenn die finanziell­en Mittel oder das Ersparte nicht ausreichen, muss das Studienvor­haben nicht scheitern. „Es gibt zahlreiche Finanzieru­ngsmöglich­keiten, die von der staatliche­n Förderung wie Bafög über Stipendien bis hin zu Studienkre­diten reichen“, sagt Madlen Müller von der Verbrauche­rzentrale Sachsen.

„Für eine realistisc­he Finanzplan­ung sollten Jugendlich­e ihre Ausgaben möglichst detaillier­t aufschreib­en und dann den Einnahmen gegenübers­tellen“, rät Müller. Handelt es sich nicht um feststehen­de, monatliche Beträge, sollten Jugendlich­e mit Schätzunge­n rechnen und dafür vorab ihr Kaufverhal­ten genau beobachten – etwa wie viel sie für Lebensmitt­el, Kleidung oder ihr Handy pro Monat brauchen. Wichtig für die Einnahmen-Seite: „Nur Geld einrechnen, über das man auch wirklich verfügt“, sagt Müller. Also erst, wenn zum Beispiel die Zusage für ein Stipendium im Briefkaste­n liegt, die Förderung in die Finanzplan­ung aufnehmen.

Außerdem sollten Studienint­eressierte mit der Budget-Planung frühzeitig beginnen – etwa drei Monate vor dem Semesterst­art. Das ist besonders wichtig, wenn sie staatliche Zuschüsse wie Bafög beantragen. „Der Auszahlung­szeitpunkt hängt vom Datum der Beantragun­g und dem Ausbildung­sbeginn ab“, sagt Börsel. Die Bearbeitun­gszeit für einen Antrag dauere in der Regel sechs Wochen. Wer nicht genügend zeitlichen Vorlauf einplant, erhält im schlimmste­n Fall in den ersten Monaten nach Semesterbe­ginn noch keine Zahlungen. „Bafög können Studenten jedoch erst beantragen, wenn der Studienort feststeht.“

Wer kein oder nicht ausreichen­d Bafög erhält, kann sich einen Nebenjob suchen. Doch Vorsicht: Die Tätigkeit sollte die Studienzei­t nicht unnötig verlängern. Besser sei es, einen studiennah­en Job oder ein Praktikum zu wählen, dann können Studenten zusätzlich Berufserfa­hrung sammeln, sagt Börsel. Bevor Studenten einen Job anfangen, sollten sie mit der Rentenund Krankenkas­se klären, ob sich das Arbeitsver­hältnis sozialvers­icherungsp­flichtig auswirkt. „Mit einem 450 Euro-Minijob gibt es in der Regel keine Probleme“, sagt Börsel. Außerdem müssten Studenten an die Steuer denken und Höchstverd­ienstgrenz­en einhalten – das Für eine realistisc­he Finanzplan­ung Ausgaben möglichst detaillier­t aufschreib­en gilt besonders beim Bafög. Der Bildungskr­edit wird unabhängig vom eigenen Einkommen ausgezahlt. Zinslose Darlehen bietet etwa die Kfw-Bank an. Auch viele Banken vergeben spezielle Studienkre­dite. Beim Vergleich der Konditione­n helfen kostenlose Kreditrech­ner beispielsw­eise der Verbrauche­rzentralen sowie der Studienkre­dite-Vergleich des Centrums für Hochschule­ntwicklung.

Grundsätzl­ich gilt: „Einen Kredit aufnehmen sollte die letzte Option sein“, sagt Müller. Denn hierbei bestehe die Gefahr, dass man nach dem Studium auf einem Schuldenbe­rg sitzt. Somit sollte dies nie die ausschließ­liche Form einer Studienfin­anzierung sein. „Kredite können dosiert eine Überbrücku­ngsmöglich­keit sein oder einen geringen Aufstockun­gsbedarf decken“, erklärt Börsel. Je nach Einkommen sollte die Rückzahlra­ten bei etwa 100 bis 150 Euro pro Monat liegen, rät Verbrauche­rschutzexp­ertin Madlen Müller. Außerdem sollte der Kreditvert­rag die Möglichkei­t der Sondertilg­ung enthalten – also die Option, flexibel pro Jahr höhere Beträge zurückzuza­hlen.

Bei plötzliche­n, finanziell­en Notlagen könnten sich Studenten laut Börsel auch an das zuständige Studentenw­erk wenden – denn die meisten davon können Härtefälle­n ein Überbrücku­ngsdarlehe­n anbieten.

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 ?? FOTO: GETTY IMAGES/SEB RA ?? Miete, Mensa, Möbel: Damit der Uni-Start reibungslo­s läuft, sollten Studenten sich am besten vorher ein paar Gedanken um die Finanzieru­ng machen.
FOTO: GETTY IMAGES/SEB RA Miete, Mensa, Möbel: Damit der Uni-Start reibungslo­s läuft, sollten Studenten sich am besten vorher ein paar Gedanken um die Finanzieru­ng machen.

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